Schwarzer Mond: Roman
Wochen bei Bischof John Santefiore geblieben, einem alten Freund Orbellas.
Der Bischof schrieb ein Buch über die Geschichte der Papstwahl, und Brendan brachte ihm Unterlagen, die Monsignore Orbella in Rom gesammelt hatte. Brendan sollte dem Bischof auch für eventuelle Fragen bezüglich dieser Dokumente zur Verfügung stehen. John Santefiore war ein angenehmer Mann mit hintergründigem, trockenem Humor, und Brendan genoss die Tage mit ihm.
Danach blieben ihm noch zwei Wochen Zeit, bevor er sich in seiner Heimatstadt Chicago bei seinen Vorgesetzten melden musste, um als Kaplan einer Pfarrei dieser Erzdiözese zugeteilt zu werden. Er verbrachte einige Tage in Carmel, auf der Halbinsel Monterey. Dann fuhr er in einem Mietwagen nach Osten, um etwas von dem ihm noch unbekannten Land zu sehen.
Jetzt beugte sich Vater Wycazik etwas vor. »Ich wusste noch, dass Sie bei Bischof Santefiore waren, aber ich hatte vergessen, dass Sie von dort mit dem Auto nach Chicago gefahren sind. Sie sind auf dieser Fahrt also durch Elko County in Nevada gekommen?«
»Ich habe einige Tage dort verbracht, in einem Motel mitten in der Einöde. Tranquility Motel. Eigentlich wollte ich dort nur übernachten, aber es war so friedlich, und die Landschaft war so schön, dass ich mehrere Tage blieb. Und nun muss ich dorthin zurückkehren.«
»Warum? Was ist dort passiert?«
Brendan zuckte die Achseln. »Nichts. Ich habe mich einfach ausgeruht. Viel geschlafen. Einige Bücher gelesen. Ferngesehen. Sie haben dort draußen sogar gute Fernsehprogramme, weil sie ihren eigenen kleinen Satellitenempfänger auf dem Dach haben.«
Vater Wycazik sah ihn forschend an. »Was ist los? Sie hörten sich plötzlich irgendwie ... eigenartig an. Hölzern ... so als würden Sie etwas auswendig Gelerntes aufsagen.«
»Ich habe Ihnen nur erzählt, wie es dort gewesen ist.«
»Was ist denn an jenem Ort so Besonderes, wenn Sie dort überhaupt nichts Außergewöhnliches erlebt haben? Was wird geschehen, wenn Sie dorthin zurückkehren?«
»Das weiß ich selbst nicht genau. Aber es wird etwas ... etwas ganz Unglaubliches sein.«
»Ist es Gott, der Sie ruft?« fragte Vater Wycazik nun unverblümt.
»Ich glaube es nicht, aber möglich wäre es immerhin. Alles ist möglich ... Vater, ich möchte Ihre Erlaubnis für diese Reise haben. Aber wenn Sie mir Ihren Segen dazu nicht geben, werde ich trotzdem fahren.«
Vater Wycazik trank einen größeren Schluck Brandy, als es sonst seine Gewohnheit war. »Ich glaube, Sie sollten hinfahren aber nicht allein.«
Brendan war überrascht. »Wollen Sie mich begleiten?«
»Nicht ich. Ich muss mich um die Pfarrei kümmern. Aber Sie sollten einen zuverlässigen Zeugen bei sich haben. Einen Priester, der mit solchen Dingen vertraut ist, der jedes Wunder und jede Vision auf ihre Echtheit überprüfen kann ...«
»Ich verstehe. Irgendeinen Kleriker, der das Imprimatur des Kardinals hat, jeden hysterischen Bericht über weinende Gottesmutterstatuen, blutende Kruzifixe und dergleichen zu prüfen.«
»So ist es«, bestätigte Vater Wycazik. »Jemand, der sich mit Authentik auskennt. Ich denke da an Monsignore Janney vom Pressereferat der Erzdiözese. Er hat eine Menge Erfahrung.«
Es tat Brendan zwar leid, seinen Vorgesetzten enttäuschen zu müssen, aber er war fest entschlossen, seinen eigenen Willen durchzusetzen. »Hier geht es aber nicht um Wunder oder Visionen, deshalb ist Monsignore Janney überflüssig. Nichts von all dem erlaubt eine eindeutig christliche Interpretation, deutet auf christlichen Ursprung hin.«
»Wer sagt Ihnen denn, dass Gott nicht auch einmal listig vorgehen kann?« fragte Vater Wycazik. Sein Grinsen machte deutlich, dass er damit rechnete, diese Diskussion zu gewinnen.
»Es könnte sich durchaus um rein psychische Phänomene handeln.«
»Pah! Dummes Zeug! Psychische Phänomene -das ist der klägliche Erklärungsversuch der Ungläubigen, wenn ihnen ein flüchtiger Blick auf das Wirken Gottes vergönnt war. Prüfen Sie diese Ereignisse eingehend, Brendan, öffnen Sie Ihr Herz für ihre Bedeutung, und Sie werden die Wahrheit erkennen. Gott ruft Sie zurück an seine Brust. Ich glaube, dass das alles seinen Höhepunkt letztlich in einer göttlichen Heimsuchung haben wird.«
»Aber wenn es darauf hinausläuft - warum kann es dann nicht hier geschehen? Warum ist es dann erforderlich, dass ich den weiten Weg nach Nevada zurücklege?«
»Vielleicht soll damit Ihre Bereitschaft, dem Willen Gottes zu gehorchen,
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