Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
eigentlich an sie erinnern müsste«, fügte Ernie hinzu.
    »Sonne ... Sommerkleidung«, sagte Dom. »Daraus können wir mit großer Sicherheit schließen, dass das Foto vorletzten Sommer aufgenommen wurde, an jenem denkwürdigen Wochenende - zwischen Freitag, dem 6. Juli, und Dienstag, dem  10. Juli. Diese drei Personen waren ebenfalls irgendwie in das mysteriöse Geschehen verwickelt. Vielleicht sind es unschuldige Opfer wie wir. Und unser unbekannter Informant möchte, dass wir uns mit ihnen beschäftigen, uns an sie erinnern.«
    »Aber wer uns auch immer diese Fotos geschickt haben mag«, wandte Ernie ein, »muss doch zu jenen Leuten gehören, die unsere Erinnerungen ausgelöscht haben. Weshalb sollte er uns aufrütteln wollen, nachdem er sich so viel Mühe gegeben hat, uns etwas vergessen zu lassen?«
    Dom zuckte die Achseln. »Vielleicht hat er nie für richtig gehalten, was uns ... was uns angetan wurde. Vielleicht hat er nur mitgemacht, weil er dazu gezwungen wurde. Vielleicht belastet diese Sache sein Gewissen. Wer immer er auch sein mag - er hat jedenfalls Angst, direkten Kontakt mit uns aufzunehmen und uns zu informieren. Vermutlich würde ihn das in Lebensgefahr bringen. Deshalb bedient er sich dieser umständlichen Methode.«
    Faye schob plötzlich ihren Stuhl zurück. »Die ganze Post von fünf Wochen liegt noch ungeöffnet im Büro. Vielleicht ist etwas von unserem Informanten dabei.« Während Fayes Schritte auf der Treppe verhallten, erklärte Ernie: »Sandy -das ist unsere Bedienung drüben in der Imbissstube - hat die Post sortiert und die eingegangenen Rechnungen bezahlt. Aber die ganze übrige Post hat sie in einer Plastiktüte gesammelt. Seit wir heute mittag nach Hause gekommen sind, waren wir mit allen möglichen Arbeiten beschäftigt, um das Motel wieder öffnen zu können. Deshalb hatten wir noch gar keine Zeit, die Post durchzusehen.«
    Faye kam mit zwei weißen Briefumschlägen zurück. Aufgeregt öffneten sie den ersten. Er enthielt das Polaroid-Foto eines Mannes, der auf dem Rücken im Bett lag, eine Injektionsnadel im Arm. Er musste so um die fünfzig herum sein. Sein dunkles Haar lichtete sich beträchtlich. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit W. C. Fields und musste unter normalen Umständen fröhlich und gutmütig aussehen. Aber er starrte mit fahlem Gesicht völlig ausdruckslos in die Kamera, wie ein Zombie ...
    »Mein Gott, das ist Calvin!« rief Faye. »Ja«, bestätigte Ernie. »Cal Sharkle. Er ist LKW-Fahrer, befördert Frachtgut zwischen Chicago und San Francisco.« »Er legt so gut wie auf jeder Fahrt eine Rast in der Imbissstube ein, und wenn er sehr müde ist, übernachtet er hier bei uns.
    Calvin ist ein furchtbar netter Kerl.«
    »Für welche Gesellschaft fährt er denn?« fragte Dom.
    »Er ist selbständig«, antwortete Ernie. »Es ist sein eigener LKW.«
    »Wissen Sie, wie man Kontakt mit ihm aufnehmen könnte?«
    »Er trägt sich jedesmal ein«, sagte Ernie. »Wir müssten seine Adresse also eigentlich haben ... Irgendwo in der Umgebung von Chicago wohnt er, glaube ich.«
    »Wir werden später nachsehen. Jetzt wollen wir erst einmal den anderen Umschlag öffnen.«
    Faye schlitzte ihn auf und zog ein Polaroid-Foto heraus. Auch diese Aufnahme zeigte einen Mann, der mit einer Injektionsnadel auf einem der Betten des Motels lag. Sein Gesicht war wie das der anderen völlig ausdruckslos, und die seelenlosen Augen erinnerten Dom an Horrorfilme über lebende Tote.
    Diesmal erkannten sie alle drei den Mann im Bett. Es war Dom.

Las Vegas, Nevada
    Als es für Marcie Zeit war, zu Bett zu gehen, saß sie noch an ihrem kleinen Schreibtisch in der Ecke ihres Zimmers und war mit ihrer Mondsammlung beschäftigt.
    Jorja beobachtete sie von der Türschwelle aus, aber das Mädchen war so in sein Werk vertieft, dass es die Anwesenheit seiner Mutter überhaupt nicht bemerkte.
    Eine Schachtel Wachsmalstifte lag neben dem Album, und Marcie malte sorgfältig eines der Mondbilder aus. Das war eine neue Entwicklung, und Jorja wusste nicht, was sie zu bedeuten hatte.
    In der Woche, seit Marcie begonnen hatte, Mondaufnahmen aus Zeitschriften zu sammeln, hatte sie schon das ganze Album gefüllt. Da sie nicht genügend Fotos fand, zeichnete sie zur Vergrößerung ihrer eintönigen Kollektion Hunderte von Bildern.
    Mit verschiedenen Hilfsmitteln - Münzen, Bierdeckeln, Vasen, Gläsern, Konservendosen und Fingerhüten -zeichnete sie Mondumrisse in allen Größen auf Notizblockpapier, Tüten,

Weitere Kostenlose Bücher