Schwarzer Mond: Roman
Bildschirm darzustellen. Sobald der Messfühler auf einen Stromkreis stieß, reproduzierte er dessen genaues Muster auf dem Monitor.
Jack musste die Borste an drei verschiedenen Stellen einführen, bevor der Computer imstande war, ein Bild der gesamten Schaltungsanordnung zu liefern. Grüne Linien und Symbole erschienen auf dem kleinen Bildschirm. Drei Sekunden später rahmte der Computer zwei Teile des Diagramms ein - an diesen Stellen konnte der Stromkreis leicht angezapft werden. Sodann projizierte SLICKS die Tastatur mit den zehn Knöpfen über das Diagramm, um anzuzeigen, wo jene beiden Schwachstellen sich an dem für Jack sichtbaren Schlossmechanismus befanden.
»Unterhalb des vierten Knopfes ist ein guter Ansatzpunkt«, sagte Jack.
»Brauchst du meine Hilfe?« fragte Pollard.
»Ich glaube nicht.«
Jack versenkte den optischen Laser und zog das dritte Instrument aus, dessen poröse Maschenspitze aus einem ihm unbekannten Material bestand. Er führte es unterhalb des Knopfes Nummer 4 in den Schlossmechanismus ein und bewegte es langsam hin und her, bis der Computer piepte und auf dem Bildschirm das Wort INTERVENTION aufleuchtete.
Nun gab Pollard auf der kleinen Programmiertastatur des Computers rasch Befehle ein. INTERVENTION verschwand vom Monitor, statt dessen erschienen die Worte: SYSTEM CONTROL ESTABLISHED. Der Computer hatte jetzt direkten Kontakt zu dem Mikrochip, der die Schlosscodes speicherte und dafür sorgte, dass die Stahlbolzen sich öffneten oder schlossen.
Pollard gab zwei weitere Kommandos ein, und SLICKS begann dem Mikrochip mit ungeheurer Geschwindigkeit dreistellige Zahlenkombinationen zu übermitteln, jeweils mit der bereits bekannten Vier als mittlerer Ziffer. Sekunden später traf SLICKS die richtige Kombination - 545.
Die vier Schlossbolzen glitten gleichzeitig zur Seite.
Jack schaltete den Computer aus. Seit dem Schuss in den rechten Vorderreifen den Panzerwagens waren nur vier Minuten vergangen.
Präzisionsarbeit!
Während Zepp sich SLICKS wieder über die Schulter hängte, öffnete Pollard die hinteren Türen des Transporters. Das Geld lag griffbereit vor ihnen.
Zepp lachte selig. Pollard sprang mit einem Freudenschrei in den Wagen und begann, prall gefüllte Geldsäcke herauszuschieben.
Aber Jack verspürte noch immer eine schreckliche innere Leere.
Einzelne Schneeflocken wirbelten plötzlich im Wind.
Die unerklärliche Veränderung, die seit Wochen mit Jack vorging, kam nun endgültig zum Durchbruch. Er hatte nicht mehr das Bedürfnis, mit der Gesellschaft abzurechnen. Er hatte das Gefühl, ziellos dahinzutreiben, wie die Schneeflocken.
Elko County, Nevada
Faye hatte die Leuchtschrift BELEGT eingeschaltet, damit sie nicht gestört wurden.
Sie saßen zu dritt in der gemütlichen Küche der Blocks. Die Jalousien waren heruntergelassen, um die Nacht auszusperren.
Während sie an ihrem Kaffee nippten, lauschten Ernie und Faye gebannt Doms Bericht.
Ungläubig sahen sie nur drein, als er ihnen von dem unerklärlichen Tanz der Papiermonde in Lomacks Haus in Reno erzählte. Aber er schilderte ihnen dieses bestürzende Erlebnis so farbig und detailliert, dass er unwillkürlich selbst wieder eine Gänsehaut bekam, und er sah, dass seine Angst und sein ehrfürchtiges Staunen sich auf das Ehepaar übertrugen.
Den größten Eindruck machten auf Faye und Ernie jedoch die beiden Polaroid-Fotos, die Dom zwei Tage vor seinem Abflug nach Portland mit der Post erhalten hatte. Sie betrachteten das Bild, auf dem der Priester mit dem zombiehaften Gesicht am Schreibtisch saß, und beide waren ganz sicher, dass es in einem ihrer Motelzimmer aufgenommen worden war. Das Foto der Blondine, die mit einer Injektionsnadel im Arm auf dem Bett lag, war eine Nahaufnahme, auf der vom Zimmer nichts zu sehen war, aber sie erkannten die geblümte Bettwäsche, die bis vor zehn Monaten in einigen Räumen verwendet worden war.
Zu Doms großer Überraschung hatten auch sie ein Polaroid-Foto erhalten. Ernie erinnerte sich daran, dass es am 10. Dezember in einem weißen Umschlag ohne Absender mit der Post gekommen war. Faye holte es aus der Schreibtischschublade im Büro, und sie betrachteten es am Küchentisch. Drei Personen - Mann, Frau und Kind - standen im Sonnenschein vor der Tür von Nr. 9. Alle drei trugen Shorts, T-Shirts und Sandalen.
»Wissen Sie, wer diese Leute sind?« fragte Dom.
»Nein«, antwortete Faye.
»Aber ich konnte von Anfang an das Gefühl nicht loswerden, dass ich mich
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