Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Uhr.
    Ein blutroter Mond? Was konnte das zu bedeuten haben?
    Er duschte, rasierte sich, zog sich an und nahm sich kaum Zeit für ein kärgliches Frühstück, das nur aus einer Orange und einem halben altbackenen Croissant bestand.
    In seinem Schlafzimmer entfernte er sodann die falsche Trennwand des großen Wandschrankes, hinter der sich sein Versteck befand. Der Schmuck, den er bei seinem Juwelenraub im Oktober erbeutet hatte, war inzwischen erfolgreich verkauft, und der größte Teil der Riesensumme am dem Warenlager-Coup lag auf drei verschiedenen Schweizer Bankkonten. In seinem Versteck befanden sich deshalb nur 125.000 Dollar, sein >Notgroschen< für den Fall, dass er sich einmal schnell aus dem Staub machen musste.
    Er legte den größten Teil dieses Geldes in einen Aktenkoffer: neun Bündel mit je hundert Hundertdollarscheinen und fünf Bündel mit je hundert Zwanzigdollarscheinen. Im Schrank ließ er nur 25.000 Dollar; das war mehr als genug, nachdem er ja keine weiteren kriminellen Handlungen mehr begehen würde und somit auch nicht in Situationen geraten konnte, die eine schnelle Flucht ins Ausland erforderlich machten.
    Obwohl Jack beabsichtigte, einen beträchtlichen Teil seines erbeuteten Vermögens zu verschenken, so wollte er doch keineswegs alles hergeben und selbst mittellos dastehen. Das wäre vielleicht für seine Seele gut, aber schlecht für seine Zukunft und in höchstem Maße töricht. Er besaß jedoch in elf Banken der City elf Bankschließfächer -eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme für den Fall, dass er fliehen müsste und an das Geld in seinem Schlafzimmerschrank nicht herankommen könnte - und in diesen Schließfächern lag mehr als eine Viertelmillion.
    Seine Schweizer Konten beliefen sich auf mehr als vier Millionen. Soviel Geld brauchte er nicht. Er freute sich darauf, in den nächsten Wochen die Hälfte dieses Vermögens zu verschenken.
    Danach würde er entscheiden, was er mit seiner Zukunft anfangen wollte. Vielleicht würde er später noch mehr weggeben.
    Um halb vier am Sonntagnachmittag verließ er mit dem vollen Aktenkoffer seine Wohnung. In der City kamen ihm all die Gesichter wildfremder Menschen, in denen er acht Jahre lang nur Feinde gesehen hatte, mit einem Mal freundlich, vielversprechend und einladend vor.
    In der Küche der Blocks roch es nach Kaffee und Schokolade und kurz darauf auch nach Zimt und Backwerk, als Faye eine Packung Frühstücksbrötchen aus der Tiefkühltruhe holte und in den Herd schob. Während die anderen am Tisch saßen und mithörten, rief Dom weiterhin die Leute an, die sich an jenem bestimmten Freitagabend im Motel aufgehalten hatten.
    Er erreichte Jim Gestron, einen Fotografen aus Los Angeles, der in jenem Sommer durch den Westen gefahren war und für >Sunset< und andere Zeitschriften fotografiert hatte. Anfangs war er liebenswürdig, aber je mehr er von Doms Geschichte zu hören bekam, desto kühler wurde er. Wenn man Gestron einer Gehirnwäsche unterzogen hatte, so waren die Experten bei ihm genauso erfolgreich gewesen wie bei Faye Block. Der Fotograf hatte keine Alpträume, keine absonderlichen Probleme. Doms Story von Gehirnwäsche, Somnambulismus, Nyctophobie, Mondsucht, Selbstmorden und paranormalen Erfahrungen schien ihm das irre Geschwafel eines Geisteskranken zu sein.
    Das brachte er klar und deutlich zum Ausdruck, indem er Dom mitten im Satz unterbrach. Dann legte er den Hörer auf.
    Danach rief Dom Harriet Bellot in Sacramento an, die ebenfalls keine ungewöhnlichen Probleme hatte. Sie war, wie sie erzählte, eine fünfzigjährige unverheiratete Lehrerin, die sich für den Westen interessierte, seit sie als junges Mädchen beim Weiblichen Armeekorps in Arizona stationiert gewesen war. Jeden Sommer fuhr sie die alten Routen der Siedlertrecks von einst ab und suchte die Stätten ehemaliger Forts und Indianersiedlungen auf.
    Meistens schlief sie in ihrem kleinen Wohnwagen, hin und wieder übernachtete sie aber auch in Motels. Sie hörte sich wie eine jener liebenswerten Lehrerinnen an, die das Unterrichten sehr ernst nehmen, streng sind und bei ihren Schülern keinen Unsinn dulden -und sie duldete auch von Dom keinen. Als er über lächerliches Zeug in der Art von Poltergeist-Phänomenen zu reden begann, legte auch sie den Hörer auf.
    »Hilft dir das ein wenig, Faye?« fragte Ernie. »Du siehst, du bist nicht die einzige, deren Erinnerungen wirklich perfekt ausgelöscht wurden.«
    »Nein, das hilft mir kein bisschen«, erwiderte Faye.

Weitere Kostenlose Bücher