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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ausgesprochen -schien im ganzen Raum widerzuhallen. »Wir alle. Wir wurden an diesen Ort zurückgerufen.«
    »Sehen Sie nur!« rief Dom in fassungslosem Staunen, während er die Arme hob und ihnen die roten Ringe geschwollenen Fleisches auf seinen Handflächen zeigte.
    Überrascht streckte Brendan ihm seine eigenen Hände entgegen, die ebenfalls die seltsamen Stigmata aufwiesen. Während die beiden Männer einander in die Augen blickten, schien sich die Luft mit einer unbekannten Kraft aufzuladen. Wie Vater Wycazik Dom am Telefon erzählt hatte, war Brendan sich ziemlich sicher, dass die wundersamen Heilungen und all die anderen Ereignisse, die sein Leben in letzter Zeit völlig verändert hatten, nicht religiösen Ursprungs waren. Und doch kam es Ginger so vor, als sei im Motelbüro eine Kraft am Werke, die übernatürlich war oder jedenfalls das Begriffsvermögen des Menschen bei weitem überstieg.
    »Gerufen!« sagte Brendan wieder.
    Ginger wurde von atemloser Erwartung überwältigt. Sie warf einen Blick auf Ernie, der hinter Faye stand und ihr seine Hände auf die Schultern gelegt hatte. Die Gesichter des Ehepaars drückten Furcht und Faszination aus. Ned und Sandy hielten sich bei den Händen, und auch sie sahen fassungslos und zugleich gespannt aus.
    Ginger fühlte ein Prickeln im Nacken. Etwas wird gleich geschehen, dachte sie, und noch während sie das dachte, geschah wirklich etwas.
    Jede Lampe im Büro war wegen Ernies Unbehagen beim Anblick von Schatten eingeschaltet, aber mit einem Male wurde der Raum noch heller. Ein milchig-weißes Licht füllte den Raum, schimmerte überall, schien aber irgendwie von der Decke herabzuströmen, ein silbriger Leuchtnebel. Ginger erkannte, dass es das gleiche Licht war wie in ihren Träumen vom Mond. Sie drehte sich langsam im Kreis und betrachtete die flimmernden Vorhänge strahlenden weichen Lichts, nicht auf der Suche nach dessen Quelle, sondern in der Hoffnung, sich endlich an diese Träume erinnern zu können und dadurch auch den Ereignissen jener fernen Julinacht - der Ursache ihrer Träume - auf die Spur zu kommen.
    Sie sah, dass Sandy eine Hand in die leuchtende Luft hielt, so als wolle sie dieses wundersame Licht ergreifen. Ned lächelte zögernd. Auch Faye lächelte, und Ernies Ausdruck kindlichen Staunens mutete auf seinem kraftvoll gemeißelten Gesicht fast komisch an.
    »Der Mond«, murmelte Ernie.
    »Der Mond«, wiederholte Dom, auf dessen Händen immer noch die Male flammten.
    Einen atemberaubenden Augenblick lang war Ginger Weiss nahe daran, alles zu verstehen. Die schwarze Mauer ihrer Gedächtnisblockade erbebte unter dem Ansturm ihres Unterbewusstseins, schien nachzugeben und alles, was hinter diesem Damm gestaut war, in einer wahren Sturzflut in ihr Bewusstsein schwemmen zu wollen.
    Dann wurde das mondbleiche Licht plötzlich blutrot, und Gingers verzücktes Staunen verwandelte sich schlagartig in Angst. Sie sehnte sich nicht mehr nach der Offenbarung, sondern fürchtete sich davor, wich entsetzt vor der drohenden Erkenntnis zurück.
    Sie taumelte rückwärts durch den blutigen Glanz, bis sie gegen die Eingangstür stieß.
    Sandy Sarver wollte nun nicht mehr nach dem Licht greifen; sie presste sich ängstlich an Ned, dessen Lächeln in eine Grimasse des Schreckens übergegangen war.
    Faye und Ernie drückten sich an die Empfangstheke.
    Während das scharlachrote Leuchten den ganzen Raum überflutete, wurde dieses erschreckende visuelle Phänomen plötzlich durch Geräusche untermalt. Ginger zuckte überrascht zusammen, als ein lautes dreiteiliges Krachen die blutfarbene Luft erschütterte, sich wiederholte. Es hörte sich an wie das ohrenbetäubende Pochen eines riesigen Herzens, obwohl es einen zusätzlichen Schlag enthielt: LUB-DUB-dub, LUB-DUBdub, LUB-DUB-dub ... Sie wusste sogleich, dass es sich um jenes Geräusch handelte, das Vater Wycazik in seinem Telefongespräch mit Dom erwähnt hatte, um jenen Lärm, der das ganze Pfarrhaus erschüttert hatte.
    Aber sie wusste auch, dass sie diese trommelartigen Geräusche schon einmal gehört hatte. Diese ganze Szenerie -das mondartige Licht, die blutrote Strahlung, der Lärm -war Teil jenes Geschehens vom vorletzten Sommer gewesen.
    LUB-DUB-dub, LUB-DUB-dub ...
    Die Fensterrahmen bebten. Die Wände erzitterten. Das blutige Licht und das Lampenlicht begannen im Rhythmus des ohrenbetäubenden Pochen zu pulsieren.
    LUB-DUB-dub, LUB-DUB-dub ...
    Wieder stand Ginger ganz kurz vor dem Durchbruch. Mit jedem

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