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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und redete unablässig auf sie ein. »Wann wirst du Marcie endlich dieses Album wegnehmen? Oder es mich ihr wegnehmen lassen?«
    »Mutter, ich habe es dir doch schon erklärt: Dr. Coverly glaubt, dass ihre Besessenheit nur noch schlimmer werden könnte, wenn man ihr das Album wegnähme.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Jorjas Mutter.
    »Dr. Coverly sagt, wenn wir in diesem frühen Stadium eine Affäre aus der Mondkollektion machen, messen wir ihr viel zu große Bedeutung bei und ...«
    »Blödsinn! Hat dieser Coverly eigene Kinder?«
    »Das weiß ich nicht, Mom.«
    »Ich wette, er hat keine, sonst würde er keine so törichten  Ratschläge geben.«
    Jorja hatte ihr Kleid auf einen Bügel gehängt; nur mit BH und einem Slip bekleidet, fühlte sie sich nackt und verletzlich, denn diese Situation erinnerte sie an früher, als ihre Mutter ihr zugesehen hatte, wenn sie sich zum Ausgehen mit einem Jungen fertig machte. Keiner dieser Jungen hatte Mary je gefallen. Tatsache war, dass Jorja Alan nicht zuletzt deshalb geheiratet hatte, weil ihre Mutter ihn ablehnte. Trotz und Auflehnung hatten bei ihrer Partnerwahl eine nicht unwichtige Rolle gespielt. Das war natürlich dumm gewesen, und sie hatte später teuer dafür bezahlt.
    Mary hatte sie dazu getrieben -Marys erstickende und autoritäre Liebe. Jorja griff nach den Jeans, die auf dem Bett lagen, und zog sie rasch an.
    »Sie sagt uns nicht einmal, warum sie diese Dinge sammelt«, klagte Mary.
    »Sie weiß es selbst nicht. Es ist ein krankhafter Zwang. Eine irrationale Obsession, deren Ursache - wenn es eine gibt - tief in ihrem Unterbewusstsein begraben ist.«
    »Man sollte ihr dieses Buch wegnehmen!« sagte Mary wieder.
    »Später einmal«, widersprach Jorja. »Wir dürfen nichts überstürzen, Mom.«
    »Wenn ich zu entscheiden hätte, würde ich es ihr auf der Stelle wegnehmen.«
    Jorja hatte zwei große Koffer gepackt und vor der Beerdigung hierher gebracht.
    Auf der Fahrt zum Flughafen saß Pete am Steuer, während Mary die ganze Zeit über weiter nörgelte.
    Jorja und Marcie saßen auf den Rücksitzen, und das Mädchen blätterte unterwegs schweigend in seinem Album.
    Mary hatte das Thema gewechselt und ließ sich jetzt wortreich über die Reise nach Elko aus, die sie nicht gutheißen konnte. War es nicht sehr gefährlich, mit einem kleinen zwölfsitzigen Flugzeug zu fliegen, das einer unbedeutenden Gesellschaft gehörte? Vermutlich waren diese Leute knapp bei Kasse und warteten das Flugzeug nicht ordentlich. Und welchen Sinn sollte diese ganze Reise überhaupt haben? Selbst wenn irgendwelche Leute in Elko wirklich ähnliche Probleme wie Marcie hatten was sollte das mit der Tatsache zu tun haben können, dass sie vor langer Zeit in ein und demselben Motel übernachtet hatten?
    »Dieser Corvaisis gefällt mir nicht«, gab auch Pete seinen Senf dazu, als er an einer roten Ampel halten musste. »Ich finde es nicht richtig, dass du dich mit dieser Sorte von Männern einlassen willst.«
    »Was meinst du damit? Du kennst ihn doch gar nicht.«
    »Ich weiß genau Bescheid«, sagte Pete. »Er ist Schriftsteller, und du weißt doch, wie die sind. Ich habe einmal gelesen, dass Norman Mailer seine Frau bei den Füßen aus einem hohen Fenster hielt. Und ist es nicht Hemingway, der ständig in Schlägereien verwickelt ist?«
    »Daddy, Hemingway ist tot.«
    »Siehst du? Sie sind immer in Schlägereien verwickelt, betrinken sich und sind drogensüchtig. Schriftsteller sind ein leichtsinniges Volk.«
    »Diese ganze Reise ist ein großer Fehler!« sagte Mary.
    Es nahm und nahm kein Ende.
    Auf dem Flughafen küssten sie Jorja und Marcie zum Abschied und sagten Jorja, dass sie sie liebten, und sie sagte ihnen das gleiche, und eigenartigerweise stimmte das sogar. Obwohl ihre Eltern fortwährend an ihr herumnörgelten und ihr damit sehr oft weh taten, liebten sie einander. Ohne diese Liebe hätten sie schon längst kein Wort mehr miteinander gewechselt. Die ElternKind-Beziehung konnte manchmal fast noch rätselhafter sein als die Frage, was sich im vorletzten Sommer im Tranquility Motel ereignet hatte.
    Das kleine Flugzeug war entgegen Marys Prophezeiungen sehr bequem: sechs gut gepolsterte Sitze auf beiden Seiten des schmalen Ganges, Kopfhörer mit leiser einschmeichelnder Musik von Kassetten und ein Pilot, der so behutsam flog, als hätte er rohe Eier an Bord.
    Dreißig Minuten nach dem Abflug aus Las Vegas klappte Marcie ihr Album zu und schlief - eingelullt durch das laute, aber

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