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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Gerät auf das Tranquility Motel. Er konnte die Rückseite des Gebäudes deutlich genug erkennen, um festzustellen, dass keine Wachposten in irgendwelchen dunklen Nischen Ausschau nach ihm hielten. Die Motelzimmer hatten auf der Rückseite keine Fenster, folglich konnte er auch von dort nicht beobachtet werden. Der mittlere Teil des Motels hatte ein Obergeschoss; vermutlich war das die Wohnung der Eigentümer. Dort brannte Licht, aber er konnte nicht in die Wohnung hineinblicken, weil Jalousien und Vorhänge geschlossen waren.
    Er legte das Sichtgerät auf den Rucksack und nahm das batteriebetriebene Richtmikrophon zur Hand, das Ähnlichkeit mit einer futuristischen Pistole hatte. Noch vor wenigen Jahren hatten Geräte dieser Art eine Reichweite von höchstens 200 Metern gehabt. Inzwischen konnte ein gutes Gerät aber Unterhaltungen bis zu einer Entfernung von 400 Metern auffangen, und bei idealen Bedingungen war es sogar noch wesentlich leistungsfähiger. Jack setzte die kompakten Kopfhörer auf. Er richtete das Mikrophon auf ein Fenster mit geschlossenen Vorhängen und hörte sogleich Stimmen, bekam aber nur Gesprächsfetzen mit.
    Es war auch zuviel verlangt, bei starkem Wind über eine Entfernung von 400 Metern eine Unterhaltung in einem geschlossenen Raum belauschen zu wollen.
    Er hob seine Maschinenpistole und die übrigen Sachen auf und ging vorsichtig näher ans Motel heran. Sein neuer Beobachtungsposten war nur knapp 90 Meter vom Gebäude entfernt.
    Als er diesmal das Mikrophon auf das Fenster ausrichtete, konnte er trotz der Vorhänge und der Glasscheiben jedes Wort verstehen. Er konnte sechs Stimmen deutlich unterscheiden; vielleicht waren es auch noch mehr. Die Leute saßen offenbar beim Abendessen und machten dem Koch - einem Mann namens Ned - und seiner Helferin - einer Sandy - Komplimente über den Truthahn, die Nussfüllung und alle möglichen Beilagen.
    Das ist kein normales Abendessen, dachte Jack neidisch, das ist ja das reinste Festbankett.
    Er hatte im Flugzeug ein leichtes Mittagessen zu sich genommen, seitdem aber nichts mehr in den Magen bekommen. Sein Körper war noch auf die Zeitzone der Ostküste eingestellt; für ihn war es deshalb schon fast 23 Uhr. Vermutlich würde er diese Leute stundenlang belauschen müssen, um schließlich entscheiden zu können, ob sie seine Feinde waren. Er war viel zu hungrig, um sein eigenes kärgliches Abendessen so lange aufschieben zu können. Er stützte das Mikrophon mit Steinen so ab, dass es weiterhin auf das Fenster gerichtet war, packte das >Hamwich< aus und biss mit Todesverachtung hinein. Es schmeckte wie Sägemehl, durchtränkt mit ranzigem Schweinefett. Er spuckte es schleunigst aus und begnügte sich mit Dörrfleisch und Schokoladenkeksen, was nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn er nicht gehört hätte, wie diese Fremden schlemmten.
    Schon nach kurzer Zeit stand für Jack fest, dass diese Leute nicht seine Feinde waren. Seltsamerweise schienen auch sie auf verschiedene Weise hierher gerufen worden zu sein. Während er sie belauschte, kamen ihre Stimmen ihm merkwürdig vertraut vor, und er hatte immer stärker das Gefühl, dass er zu ihnen gehörte wie ein Bruder.
    Eine Frau namens Ginger und ein Mann -Don oder Dom begannen den anderen von ihren Nachforschungen im Archiv des >Sentinel< - der Lokalzeitung von Elko - zu berichten. Als er sie von Giftkatastrophen, Straßensperren und erstklassig ausgebildeten DERO-Truppen erzählen hörte, verging Jack der Appetit.
    DERO!
    Verdammte Scheiße, er hatte von den DERO-Kompanien gehört, obwohl sie erst ins Leben gerufen worden waren, nachdem er den Militärdienst quittiert hatte. Das waren Typen, die freudig dem Befehl gehorchen würden, mit einem Fleischwolf als einziger Waffe gegen einen Grizzlybären anzutreten, und sie waren zäh genug, um aus dem Bären Hackfleisch zu machen. Wenn jemand gezwungen wäre, zwischen einem schnellen, schmerzlosen Selbstmord und einem Nahkampf mit einem DERO-Mann zu wählen, so täte er gut daran, sich eine Kugel durch den Kopf zu jagen und sich auf diese Weise Schmerzen zu ersparen. Jack begriff, dass es hier um etwas viel Gefährlicheres und Bedeutsameres ging als nur um eine Mafiasache oder um eine von den anderen Möglichkeiten, die er sich während des Fluges ausgemalt hatte.
    Obwohl er während des Lauschens kein voll ständiges Bild gewinnen konnte, begriff er allmählich doch, dass diese Leute zusammengekommen waren, um herauszufinden, was ihnen im vorletzten

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