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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Sie hatte Marcie gerade erreicht, als sie jemanden rufen hörte: »Bewegen Sie sie nicht! Ich bin Ärztin.«
    Das war Ginger Weiss gewesen, und sie war die Böschung so schnell hinabgeklettert, dass sie zur gleichen Zeit wie Alan unten ankam. Marcie war nicht bewusstlos gewesen, nur benommen, und Ginger hatte rasch festgestellt, dass das Mädchen nicht schwer verletzt war. Marcie war in Tränen ausgebrochen, und weil ihr linkes Bein seltsam abgewinkelt dalag, hatte Jorja befürchtet, es wäre gebrochen.
    Aber Ginger hatte sie auch in dieser Hinsicht beruhigen können. Weil die Böschung dicht mit Gras bewachsen und nicht felsig war, hatte Marcie nur einige Kratzer und Schürfwunden davongetragen.
    »Ich war von Ihnen so beeindruckt!« gestand Jorja.
    »Von mir?« Ginger sah überrascht aus. »Ich habe doch gar nichts Besonderes getan. Ich brauchte Marcie nur zu untersuchen. Zum Glück benötigte sie ja keine medizinischen Heldentaten, sondern nur einige Pflaster.«
    Während sie das Gepäck in den Kofferraum von Doms Auto legten, sagte Jorja: »Ich war aber beeindruckt. Sie waren jung, hübsch, sehr weiblich, und trotzdem waren Sie Ärztin - tüchtig, intelligent. Ich hatte bis dahin immer geglaubt, ich könnte nichts anderes als Bedienung sein, aber diese Begegnung mit Ihnen wirkte irgendwie stimulierend auf mich. Und später, als Alan mich und Marcie verließ, ließ ich mich nicht einfach hängen. Ich dachte an Sie und beschloss, mehr aus mir zu machen, als ich früher je für möglich gehalten hatte. Sie haben gewissermaßen mein Leben verändert.«
    Während sie den Kofferraum abschloss und die Schlüssel Dom übergab, der Marcie schon ins Auto gesetzt hatte, sagte Ginger: »Jorja, ich fühle mich sehr geschmeichelt. Aber Sie erweisen mir zu viel der Ehre. Sie selbst haben Ihr Leben verändert.«
    »Es war weniger Ihre Hilfeleistung an jenem Tag«, erklärte Jorja. »Es war einfach die Tatsache, was Sie waren. Sie waren genau das Vorbild, das ich brauchte.«
    Verlegen murmelte die Ärztin: »Mein Gott! Noch nie hat jemand mich als Vorbild bezeichnet. Jorja, Sie übertreiben schrecklich!«
    »Hören Sie nicht auf sie«, sagte Dom zu Jorja. »Sie gibt wirklich ein großartiges Vorbild ab. Ihr bescheidenes Getue ist nichts weiter als shmontses.«
    Ginger Weiss drehte sich lachend nach ihm um. »Shmontses?«
    Dom grinste. »Ich bin Schriftsteller, deshalb ist es meine Pflicht zuzuhören und Neues aufzunehmen. Wenn ich einen guten Ausdruck höre, verwende ich ihn. Sie können mir nicht zum Vorwurf machen, dass ich meinen Beruf ernst nehme.«
    »Shmontses, soso!« Ginger tat so, als ärgerte sie sich.
    Immer noch grinsend, sagte der Schriftsteller: »Wenn das Jiddisch passt, soll man es verwenden!«
    In diesem Augenblick erkannte Jorja, dass Dominick Corvaisis' Herz schon vergeben war, dass sie ihn aus allen romantischen Zukunftsträumen verbannen musste. Wenn er Ginger Weiss anblickte, leuchteten seine Augen und spiegelten Verlangen und tiefe Zuneigung wider. Die gleiche Wärme strahlte auch aus den Augen der Ärztin. Das Eigenartige war, dass weder Dom noch Ginger die wahre Tiefe ihrer Gefühle füreinander zu begreifen schienen.
    Noch nicht. Aber bald.
    Sie fuhren von Elko in westlicher Richtung auf das knapp 50 Kilometer entfernte Tranquility Motel zu. Während im Osten die Dämmerung in Dunkelheit überging, erzählten Dom und Ginger Jorja, was sich bisher ereignet hatte. Jorja fand es zunehmend schwieriger, die gute Laune nicht zu verlieren, die sie seit der Landung gehabt hatte. Während sie durch die kahle Einöde fuhren, über die sich die Nacht herniedersenkte, mit bedrohlich aussehenden schwarzen Bergen am Horizont unter einem blutigdunklen Himmel, fragte sich Jorja unwillkürlich, ob dieser Ort -wie sie gedacht hatte -die Schwelle zu einem Neuanfang war ... oder ob sie sich bereits am Rande des Todes befand.
    Nach der Landung in Salt Lake City stieg Jack Twist rasch in einen gecharterten Cessna Turbo Skylane RG um. Um drei Minuten vor fünf, im letzten Tageslicht, setzte das kleine Flugzeug in Elko zur Landung an.
    Der Flughafen war für Vertretungen von Hertz und Avis viel zu klein, aber es gab ein bescheidenes lokales Taxiunternehmen.
    Jack ließ sich -und seine drei großen Koffer -zu einem Autohaus bringen, das gerade schließen wollte; der Verkäufer war sehr überrascht, als Jack einen Cherokee mit Vierradantrieb bar bezahlte.
    Bisher hatte Jack nichts unternommen, um einen eventuellen Verfolger

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