Schwarzer Mond: Roman
Hill«, sagte Dom. »Wir glauben, dass das der eigentlich entscheidende Ort ist. Shenkfield diente nur dazu, die Aufmerksamkeit vom tatsächlichen Krisenherd abzulenken - von Thunder Hill.«
Faye und Ernie Block blickten überrascht von ihren Tellern auf.
»Thunder Hill liegt in den Bergen, sechzehn oder zwanzig Kilometer nordöstlich von hier«, sagte Faye. »Die Armee hat dort Anlagen - das Thunder Hill Depository. In den Bergen gibt es zahlreiche natürliche Kalksteinhöhlen, und dort werden Kopien von Wehrstammrollen und allen möglichen anderen wichtigen Akten gelagert, für den Fall, dass die Militärbasen in anderen Teilen des Landes bei irgendeiner Katastrophe vernichtet werden ... beispielsweise bei einem Atomkrieg.«
»Das Depot existierte bereits, als Faye und ich uns hier niederließen«, fuhr Ernie fort. »Es existiert seit mindestens zwanzig Jahren. Gerüchte besagen, dass dort nicht nur Akten gelagert werden. Manche Leute glauben, dass dort auch riesige Vorräte an Lebensmitteln, Medikamenten, Waffen und Munition angelegt wurden, und das leuchtet mir durchaus ein. Bei Ausbruch eines großen Krieges würden die normalen Militärbasen natürlich als erstes bombardiert werden, und deshalb braucht die Armee Geheimdepots. Thunder Hill dürfte eines davon sein.«
»Dann kann da oben alles mögliche lagern«, sagte Jorja Monatella unbehaglich.
»Alles nur erdenklich mögliche«, bestätigte Ned Sarver.
»Könnte es dann auch sein, dass dort nicht nur Depots sind?« fragte Sandy. »Werden dort möglicherweise auch Experimente durchgeführt?«
»Was für Experimente?« fragte Brendan und beugte sich vor, um sie über seinen Nebenmann Ned hinweg sehen zu können.
»Alle möglichen«, erwiderte Sandy achselzuckend.
»Das ist durchaus denkbar«, sagte Dom, dem diese Idee auch schon gekommen war.
»Aber wenn auf der I-80 überhaupt nichts passiert ist, wenn nur in Thunder Hill etwas schiefging«, wandte Ginger ein, »wie kam es dann, dass wir hier, mehr als fünfzehn Kilometer südlich, davon in Mitleidenschaft gezogen wurden?«
Darauf wusste niemand eine Antwort.
Marcie, die sich den größten Teil des Abends mit ihrem Album beschäftigt und beim Abendessen bisher kein Wort gesprochen hatte, legte plötzlich ihre Gabel hin und fragte: »Warum heißt der Ort Thunder Hill?«
»Diese Frage kann ich dir beantworten, Schätzchen«, sagte Faye. »Thunder Hill -der >Donnerhügel< -ist eine von vier riesigen aneinandergrenzenden Almen, ein Weidegebiet an den Berghügeln. Es ist umgeben von hohen Berggipfeln, und wenn es stürmt, ist der Ort so etwas wie ... na ja, wie ein Schalltrichter. Die Indianer haben ihn vor Hunderten von Jahren Thunder Hill genannt, weil der Donner zwischen den Bergen widerhallt und die Abhänge hinabrollt, und auf dieser speziellen Alm sammeln sich die Geräusche auf höchst eigenartige Weise, so dass das Grollen nicht vom Himmel zu kommen scheint, sondern aus der Erde.«
»Wow!« murmelte Marcie. »Ich würde mir bestimmt vor Angst in die Hose machen.«
»Marcie!« rief Jorja, während alle anderen lachten.
»Aber es stimmt doch«, sagte das Mädchen. »Weißt du noch, als Opa und Oma einmal zum Abendessen bei uns waren und ein ganz schlimmes Gewitter war und ein Blitz in den Baum in unserem Hof einschlug? Es hat schrecklich gekracht, und ich habe mir in die Hose gemacht!« Sie blickte in die Runde. »Ich habe mich soooo geschämt.«
Wieder lachten alle, und Jorja sagte: »Das ist schon länger als zwei Jahre her. Jetzt bist du schon ein großes Mädchen.«
An Dom gewandt, fragte Ernie: »Sie haben uns noch nicht erzählt, warum Sie Thunder Hill und nicht Shenkfield für den eigentlichen Krisenherd halten. Was haben Sie in den Zeitungen gefunden?«
Im >Sentinel< von Freitag, dem 13. Juli -genau eine Woche nach der Sperrung der I-80 und drei Tage nach Freigabe des Sperrgebiets -, stand ein Artikel über zwei Rancher, Norvil Brust und Jake Dirkson, die Schwierigkeiten mit dem Federal Bureau of Land Management -dem Bundesstaatlichen Verwaltungsamt für öffentlichen Landbesitz -hatten. Auseinandersetzungen zwischen dem BLM und Ranchern waren keine Seltenheit. Halb Nevada war im Besitz der Regierung, nicht nur Wüstengebiete, sondern auch riesige fruchtbare Weideflächen, die teilweise an Viehzüchter verpachtet wurden. Die Rancher beklagten sich darüber, dass das BLM zuviel nutzbares Land zurückhalte; sie forderten, dass die Regierung einen Teil davon an Privatleute verkaufen
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