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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Ernie war noch immer viel zu wütend, um sich von ihm helfen zu lassen.
    »Okay, okay«, sagte der Fremde. »Sie sind ein dickköpfiger alter Soldat, und Ihr verletzter Stolz braucht erst noch eine Weile, um wieder zu heilen. Wenn Sie also ein sturer Maulesel sein wollen - bitte sehr! In Ihrer rasenden Wut auf mich haben Sie die Dunkelheit eine Weile völlig vergessen gehabt. Es war doch bestimmt nicht soldatische Disziplin, die Sie bis hierher gebracht hat, stimmt's? Blinder Zorn war's und weiter nichts. Wenn Sie sich also noch weiter in Ihre Wut auf mich reinsteigern, werden Sie's vielleicht auch vollends bis zum Restaurant schaffen.«
    Ernie begriff, dass der schielende Kerl nicht wirklich grausam war, dass er ihn nur geschickt reizte, um ihm zu helfen, die Imbissstube zu erreichen.
    Wenn du mich genügend hasst, wollte der Fremde ihm sagen, dann wirst du dich weniger vor der Dunkelheit fürchten. Konzentrier dich ganz auf deine Wut, Ernie, und setz einfach einen Fuß vor den anderen.
    Im Prinzip war es das gleiche, als wenn er die helfende Hand des Kerls akzeptiert hätte, und wenn Ernie von der Finsternis ringsum nicht halb tot vor Angst gewesen wäre, hätte er sich bestimmt darüber amüsiert, so geschickt gesteuert zu werden. Aber er klammerte sich an seinen Zorn, ließ die Flammen der Wut hoch auflodern, um in ihrem Licht das Restaurant zu erreichen. Als er hinter dem Fremden über die Schwelle trat und die Lampen einschaltete, stieß er einen erleichterten Seufzer aus.
    »Hier ist es ja eiskalt!« sagte Faye und drehte sofort die Heizung auf.
    Mit dem Rücken zur Tür erholte sich Ernie auf einem Stuhl mitten im Raum von der Strapaze, während nun auch die anderen hereinkamen. Er beobachtete, wie der Fremde von einem Fenster zum anderen ging und die Sperrholzplatten überprüfte, mit denen sie die zerborstenen Scheiben ersetzt hatten. Und zu seiner großen Überraschung stellte Ernie fest, dass er den Neuankömmling nicht mehr hasste, sondern nur noch außerordentlich unsympathisch fand.
    Der Kerl beschäftigte sich jetzt mit dem Münztelefon in der Nähe des Eingangs, das sich nicht ausschalten ließ. Er nahm den Hörer von der Gabel, riss mit einem Ruck die Anschlussschnur aus dem Gehäuse und warf den nutzlosen Hörer beiseite.
    »Unter der Theke gibt es noch ein Privattelefon«, sagte Ned.
    Der Neuankömmling befahl ihm, es auszuschalten, und Ned gehorchte.
    Ginger und Brendan wurden angewiesen, drei Tische zusammenzuschieben und Stühle für alle hinzustellen, und auch sie gehorchten widerspruchslos.
    Ernie betrachtete den schielenden Burschen mit größtem Interesse.
    Die Eingangstür machte >Thornton Wainwright< Sorgen; sie war während der seltsamen Phänomene am Samstagabend nicht zerborsten, weil sie aus viel dickerem Glas bestand als die Fenster. Wenn jemand sie hier mit einem Peilmikrofon zu belauschen versuchte, bot diese Glastür dazu eine ausgezeichnete Möglichkeit. Der schielende Kerl wollte wissen, ob noch Sperrholz übrig sei, und als Dom diese Frage bejahte, befahl er Dom und Ned, ein Stück von passender Größe zu holen. Sie kehrten gleich darauf mit einer Platte zurück, die etwas größer als die Tür war, und der Neuankömmling stellte sie davor und stützte sie mit einem Tisch ab.
    »Nicht ideal«, sagte er, »aber gut genug, um ein Mikrofon unschädlich zu machen, denke ich.«
    Dann ging er in den hinteren Teil des Restaurants, um »einen Blick in die Vorratskammer zu werfen«, und unterwegs befahl er Sandy, die Musicbox einzuschalten und irgendwelche Lieder laufen zu lassen. »Hintergrundgeräusche erschweren das Belauschen erheblich«, erklärte er. Aber noch bevor er diese Erklärung abgab, eilte Sandy gehorsam auf die Musicbox zu.
    Plötzlich begriff Ernie, warum dieser schielende Fremde ihn faszinierte. Seine Entschlusskraft, sein gezieltes, rasches Vorgehen und sein Kommandoton, das alles deutete darauf hin, dass dieser Mann beim Militär war -oder jedenfalls einmal gewesen war -, und bei seinen Fähigkeiten musste er Offizier gewesen sein, ein verdammt guter Offizier. Er konnte seiner Stimme einen einschüchternd harten Klang verleihen, und schon im nächsten Moment konnte sie einschmeichelnd und freundlich klingen.
    Verdammt, dachte Ernie, er ist so faszinierend, weil er mich an mich selbst erinnert!
    Deshalb hatte der Neuankömmling Ernie vorhin in der Wohnung auch so wirkungsvoll ärgern können. Er hatte genau gewusst, wie er ihn am besten treffen konnte, weil er und

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