Schwarzer Mond: Roman
Weltkrieg davon abzuhalten gewesen, nach Monterey zu reisen. Und jetzt würde er sich von einem leeren Haus noch lange nicht geschlagen geben. Er würde die Salcoes finden, wo immer sie auch sein mochten, und am aussichtsreichsten schien es ihm, zunächst einmal bei den Nachbarn Erkundigungen einzuziehen.
Wegen der hohen Hecken konnte er nicht einfach quer über den Rasen zum angrenzenden Grundstück laufen. Er stieg deshalb wieder in den Tempo, und als er den Motor anließ, warf er unwillkürlich noch einen Blick auf das Haus. Er glaubte, an einem der Fenster im Erdgeschoss eine leichte Bewegung wahrgenommen zu haben -einen etwas zur Seite geschobenen Vorhang, der gerade wieder zufiel. Er starrte eine Weile auf das Fenster, entschied dann aber, dass er sich vermutlich geirrt hatte, dass er einer durch Nebel und Wind erzeugten Sinnestäuschung erlegen war. Er löste die Handbremse und fuhr zur Straße zurück, beschwingt von der kindlichen Freude, hier den Spion spielen zu können.
Ernie und Dom parkten den Jeep am Rand der Landstraße, und der Geländewagen mit der getönten Windschutzscheibe blieb etwa 150 Meter hinter ihnen ebenfalls stehen. Mit seinen hohen Rädern und den glotzäugigen Scheinwerfern auf dem Dach erinnerte er Dom an ein großes Insekt, das wachsam am Abhang lauerte, um sich rasch in ein Versteck zurückziehen zu können, falls jemand sich mit einem riesigen Kanister Ungeziefervertilgungsmittel nähern sollte. Weder der Fahrer noch der Beifahrer - falls es einen gab - stieg aus.
»Glaubst du, dass es Ärger geben wird?« fragte Dom, während er ausstieg.
»Nein -wenn sie uns etwas tun wollten, hätten sie bestimmt schon eingegriffen«, erwiderte Ernie. »Vermutlich sollen sie uns nur im Auge behalten. Das können sie von mir aus gerne tun. Zur Hölle mit ihnen!«
Sie holten zwei Jagdgewehre aus dem Jeep und hantierten auffällig damit herum, in der Hoffnung, dass ihre Verfolger
nichts unternehmen würden, wenn sie sahen, dass ihre Gegner bewaffnet waren.
Westlich der Straße ragten immer noch bewaldete Berge empor, aber auf dem abschüssigen Gelände im Osten wuchsen keine Bäume mehr. Hier endete das Tal mit seinen hügeligen Wiesen.
Obwohl es noch nicht schneite, wurde der Wind immer heftiger. Dom war froh, dass er sich in Reno halbwegs warme Kleidung gekauft hatte, aber er wünschte, er hätte wie Ernie einen wattierten Skianzug und warme Schnürstiefel. Ginger und Faye würden heute in einem Sportartikelgeschäft in Elko alles besorgen, was für die für diesen Abend geplanten Unternehmungen erforderlich war, darunter auch zweckmäßige Kleidungsstücke für Dom und für alle anderen, die noch nicht entsprechend ausgestattet waren. Im Augenblick jedoch blies der eisige Wind ihm unangenehm in Kragen und Ärmel seiner Jacke.
Ernie und Dom stiegen ein Stück weit den Abhang hinab. Der hohe, unter Strom stehende Zaun mit dem Stacheldrahtverhau am oberen Ende war nun nicht mehr zwischen Bäumen verborgen und zog sich hügelabwärts der Talmulde zu. Der Schnee war hier etwa 25 Zentimeter hoch. Die beiden Männer stapften etwa 200 Meter bis zu einer Stelle am Zaun, von der aus sie die gewaltigen bombenfesten Stahltüren in der Ferne erkennen konnten.
Der Schnee auf der anderen Seite des Zaunes wies keine Spuren auf -weder von Menschen noch von Hunden -, was darauf hindeutete, dass entlang der Grenzen des Sperrgebietes keine regelmäßigen Patrouillen durchgeführt wurden.
»Nachlässig sind die hier bestimmt nicht«, stellte Ernie fest. »Und wenn niemand Patrouille geht, so bedeutet das, dass sie alle möglichen elektronischen Sicherheitsvorkehrungen installiert haben.«
Dom hatte von Zeit zu Zeit zur Straße hochgeschaut, weil er befürchtete, dass die Männer aus dem Geländewagen sich am Jeep zu schaffen machen könnten. Als er nun wieder einen Blick über die Schulter warf, sah er die Silhouette eines Mannes, dessen dunkle Kleidung sich scharf vom Schnee abhob. Der Kerl schien nicht das geringste Interesse am Cherokee zu haben, aber er war einige Meter den Hügel hinabgestiegen und beobachtete Ernie und Dom aufmerksam von seinem Standort aus.
Auch Ernie hatte den Mann bemerkt. Er klemmte sich die Winchester unter den rechten Arm und setzte das Fernglas, das er um den Hals hängen hatte, an die Augen. »Der gehört zur Armee. Zumindest trägt er einen Militärmantel. Er beobachtet uns, weiter nichts.«
»Schon komisch, dass sie sich nicht unauffälliger verhalten.«
»Es ist
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