Schwarzer Mond: Roman
Wagens sich weiterhin nur damit begnügen würden, ihnen zu folgen.
Ernie und Dom hatten sich für ihre Erkundungsfahrt zum Gelände des Thunder Hill Depository bewaffnet. Aber niemand war auf die Idee gekommen, dass Faye und Ginger bei ihrer harmlosen Fahrt zu den Freunden der Blocks in Gefahr geraten könnten. Wie viele attraktive Frauen, die allein in einer Großstadt leben, so konnte auch Ginger mit einer Pistole umgehen, und Faye war als Frau eines Marines fast schon eine Expertin im Umgang mit Schusswaffen -aber das nützte ihnen überhaupt nichts, nachdem sie nicht bewaffnet waren.
Nach einem halben Kilometer hielt Faye auf dem Zufahrtsweg an einer Stelle an, wo die überhängenden Fichten besonders viel Licht schluckten. »Wahrscheinlich bin ich etwas melodramatisch«, sagte sie, während sie einige Mantelknöpfe öffnete und ihre Hand unter den Sweater schob. »Und viel nützen werden sie uns auch nicht, wenn die Kerle uns mit Knarren bedrohen.« Mit einer Grimasse zog sie zwei Steakmesser hervor und legte sie zwischen sich und Ginger auf den Sitz.
»Wo hast du die denn her?« fragte Ginger erstaunt.
»Aus diesem Grunde habe ich vorhin darauf bestanden, Nancy beim Spülen des Frühstücksgeschirrs zu helfen. Als ich die Bestecke abtrocknete und einräumte, steckte ich die beiden Messer ein. Ich wollte sie nicht um eine Waffe bitten, denn dann hätte ich sie einweihen müssen, und um diese Zeit wussten wir ja schon, dass das nicht notwendig war. Ich werde ihnen die Messer später einmal zurückgeben, wenn diese Sache überstanden ist.« Sie nahm eines der Messer in die Hand. »Die Spitze ist schön spitz, und die Klinge ist scharf und gezackt. Wie gesagt, die Dinger nützen uns nichts, wenn sie uns eine Pistole an die Schläfe setzen. Falls sie uns aber den Weg versperren und uns zwingen wollen, in ihren Wagen zu steigen, dann versteckst du das Messer, bis sich eine günstige Gelegenheit bietet, und dann erstichst du den Dreckskerl.«
»Verstanden!« sagte Ginger und schüttelte grinsend den Kopf. »Ich hoffe wirklich, dass du eines Tages Rita Hannaby kennenlernst.«
»Deine Bostoner Freundin?«
»Ja. Du und Rita - ihr seid euch sehr ähnlich.«
»Ich und eine vornehme Dame der Gesellschaft?« sagte Faye zweifelnd. »Ich kann mir nicht vorstellen, was wir gemeinsam haben sollten.«
»Nun, zum einen bewahrt ihr beide in jedweder Situation Ruhe und Gleichmut.«
Faye legte das Messer auf den Sitz zurück. »Wenn man als Soldatenfrau nicht hart im Nehmen ist, wird man verrückt.«
»Und außerdem seht ihr beide - du und Rita - so durch und durch weiblich aus, so sanft und schutzbedürftig - und seid doch, jede auf ihre eigene Art und Weise, innerlich unglaublich stark und widerstandsfähig.«
Faye lächelte. »Herzchen, diese Eigenschaften besitzt du selbst nicht zu knapp.«
Nach einem weiteren halben Kilometer tauchten sie am Ende des Zufahrtsweges aus dem Schatten der Fichten auf, aber der aufziehende Sturm hüllte auch hier alles in trostloses Grau.
Das braun-grüne Regierungsauto parkte immer noch am Rand der Landstraße. Zwei Männer saßen darin. Sie sahen Ginger gleichgültig an. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihnen zuzuwinken.
Sie winkten nicht zurück.
Faye fuhr hügelabwärts auf die Talsohle zu.
Der Wagen folgte ihnen.
Miles Bennell lehnte sich gemütlich in dem großen Sessel hinter seinem grauen Metallschreibtisch zurück und machte ein gelangweiltes Gesicht, oder aber er ging gemächlich in seinem Büro auf und ab, während er Fragen mit gleichgültigem, manchmal auch mit amüsiertem oder ironischem Tonfall beantwortete.
Aber Bennell wurde weder nervös noch ärgerlich, noch ließ er sich einschüchtern - obwohl fast jeder andere Mensch in seiner Situation irgendeine derartige Reaktion gezeigt hätte.
Colonel Leland Falkirk hasste ihn deswegen.
Leland saß an einem verkratzten Tisch in einer Ecke des Büros und studierte die Personalakten der zivilen Wissenschaftler, die in der Kaverne mit den riesigen Holztüren ihre Forschungen und Experimente betrieben. Er hoffte, die Zahl möglicher Verräter dadurch begrenzen zu können, dass er feststellte, welche Männer und Frauen während der Zeit, als die Briefe an Dominick Corvaisis aufgegeben wurden, in New York City gewesen sein konnten. Er hatte die militärischen Sicherheitskräfte von Thunder Hill schon am Sonntag mit dieser Aufgabe betraut, und sie behaupteten, bei ihren Untersuchungen nichts Verdächtiges gefunden
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