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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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enormen Druck, den die Gehirnwäsche in seinem Unterbewusstsein verursacht hatte.
    Verstört, ja, aber nicht verrückt. Roger Hasterwick und alle anderen glaubten, Sharkles Anklagen, Verwünschungen und Erklärungen seien nichts weiter als die Wahnideen eines Geisteskranken gewesen. Aber Stefan war allen anderen gegenüber im Vorteil: Er sah Sharkles Bemerkungen in Zusammenhang mit den Vorgängen im Tranquility Motel, in Zusammenhang mit Wunderheilungen und telekinetischen Phänomenen, und er fragte sich, ob an den Behauptungen und Beschuldigungen des armen, zu Tode geängstigten Mannes etwas Wahres sein konnte. Und er fühlte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. Unwillkürlich überlief ihn ein kalter Schauer.
    Seine Reaktion entging Hasterwick nicht.
    »He, Mann, Sie dürfen das alles doch nicht ernst nehmen. Um Himmels willen, Sie glauben den Unsinn doch nicht etwa? Verdammt, der Kerl war total übergeschnappt. Sonst hätte er sich doch nicht in die Luft gesprengt, Mann!«
    Vater Wycazik rannte die Scott Avenue entlang zu seinem Auto.
    Noch bevor er in Evanston angekommen war und von der Tragödie in Sharkles Haus erfahren hatte, hatte Stefan Wycazik halb damit gerechnet, dass er noch an diesem Tag nach Nevada fliegen würde. Die Ereignisse bei den Mendozas und bei den Halbourgs hatten ein Feuer der Neugier und des ehrfürchtigen Staunens in ihm entfacht, und er wusste, dass es nur gelöscht werden konnte, wenn er sich aktiv an den Bemühungen der kleinen Gruppe im Tranquility Motel beteiligte.
    Nach allem, was er soeben von Hasterwick gehört hatte, musste er nun auf schnellstem Wege nach Nevada. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was Sharkle aus dem Kellerfenster gebrüllt hatte, ging es für Stefan jetzt nicht mehr nur darum, ein persönliches Bedürfnis zu befriedigen und eventuell Zeuge von Wundern zu werden -jetzt musste er alles in seiner Macht
    Stehende tun, um die Menschen im Tranquility Motel zu beschützen.
    Sein Leben lang hatte er Priestern in Nöten geholfen, war er ein Hirte gewesen, der verlorene Schafe zur Herde zurückführte. Diesmal war es aber vielleicht seine Aufgabe, auch Leben zu retten. Die Bedrohung, von der Calvin Sharkle gesprochen hatte, konnte für Leib und Geist genauso gefährlich sein wie für die Seele.
    Er ließ den Motor an und verließ Evanston.
    Er beschloss, nicht erst ins Pfarrhaus zurückzukehren, um zu packen. Dazu war jetzt keine Zeit mehr. Er würde direkt zum O'Hare International Airport fahren und mit dem nächsten Flugzeug nach Westen fliegen.
    Lieber Gott, dachte er, was hast Du uns gesandt? Ist es das größte Geschenk, um das wir Dich hätten bitten können? Oder eine Plage, gegen die alle biblischen Plagen harmlos waren?
    Vater Wycazik trat aufs Gaspedal und brauste auf den Flughafen zu wie ... nun ja, wie eine der Hölle entronnene Fledermaus.
    Ginger und Faye verbrachten den größten Teil des Vormittags bei Elroy und Nancy Jamison. Ginger wurde als Tochter einer guten alten Freundin von Faye eingeführt; angeblich wollte sie aus nicht näher erläuterten gesundheitlichen Gründen in den Westen umziehen und interessierte sich sehr für Elko County.
    Die Jamisons waren begeisterte Lokalhistoriker und erzählten bereitwillig über die Gegend und speziell über die Schönheit des Lemoille Valley.
    In Wirklichkeit suchten Ginger und Faye natürlich nach indirekten Hinweisen darauf, dass Elroy und Nancy unter irgendwelchen Auswirkungen abbröckelnder Gedächtnisblockaden zu leiden hatten. Aber sie entdeckten keine. Die Jamisons waren glücklich und hatten keine unerklärlichen Probleme. Die Gehirnwäsche war bei ihnen genauso erfolgreich gewesen wie bei Faye; ihre künstlichen Erinnerungen waren fest verwurzelt. Sie in die Tranquility-Familie einzugliedern hieße nur, sie unnötig in Gefahr zu bringen.
    Als die beiden Frauen vom Haus der Jamisons abfuhren und Elroy und Nancy ihnen von der Veranda aus nachwinkten, sagte Ginger: »Sehr sympathische Menschen. Wirklich nette Leute.«
    »Ja«, stimmte Faye ihr zu. »Man kann sich hundertprozentig auf sie verlassen. Ich wünschte, wir hätten sie an unserer Seite. Aber andererseits bin ich heilfroh, dass sie nicht betroffen sind.«
    Danach schwiegen beide Frauen, und Ginger nahm an, dass Faye ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen wie ihr, dass auch sie sich fragte, ob der Regierungswagen immer noch dastehen würde, wenn sie von der Auffahrt in die Landstraße einbiegen würden, und ob die Insassen dieses

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