Schwarzer Mond: Roman
zu haben. Aber in Anbetracht ihrer geradezu katastrophalen Nachlässigkeit - unter anderem waren gleich zwei Lügendetektoren kaputt - traute Leland ihnen inzwischen auch nicht mehr als Bennell oder den anderen Wissenschaftlern. Deshalb hatte er beschlossen, alles selbst in die Hand zu nehmen.
Das erwies sich jedoch als überaus schwierig. Zum einen waren in den vergangenen achtzehn Monaten zuviele verdammte Zivilisten in die Verschwörung eingeweiht worden. Siebenunddreißig besonders befähigte Männer und Frauen verschiedenster wissenschaftlicher Disziplinen waren zu dem von Bennell entwickelten Forschungsprogramm hinzugezogen und zu hundertprozentiger Verschwiegenheit verpflichtet worden. Zusammen mit Bennell selbst waren das achtunddreißig Zivilisten! Es war das reinste Wunder, dass diese Klugscheißer ohne jede militärische Disziplin überhaupt ein Geheimnis geschweige denn dieses! - so lange für sich behalten hatten.
Noch komplizierter wurde die Sache dadurch, dass nur Bennell und sieben andere Wissenschaftler sich ausschließlich mit diesem Forschungsprogramm beschäftigten und in Thunder Hill lebten. Die restlichen dreißig hatten Familien und Universitätsverpflichtungen, die sie nicht für lange Zeit verlassen konnten.
Sie kamen und gingen, wann immer es ihnen gerade in den Kram passte, blieben manchmal nur einige Tage, manchmal auch einige Wochen, selten aber länger als einen Monat. Es würde deshalb ein mühsames Unterfangen sein, jeden von ihnen zu verhören und festzustellen, ob und wann er - oder sie - in New York gewesen war.
Außerdem hatten sich von den acht ständigen Mitarbeitern drei im Dezember in New York aufgehalten, darunter auch Dr. Miles Bennell. Und das bedeutete, dass allein schon von den Wissenschaftlern mindestens dreiunddreißig auf die Liste der Verdächtigen gehörten.
Aber Leland misstraute auch den gesamten Sicherheitskräften des Depots, obwohl Major Fugata und Lieutenant Helms - der Leiter des Sicherheitsbüros und seine rechte Hand - vermutlich die einzigen waren, die wussten, was in der Kaverne versteckt war. Kurz nachdem Fugata am Sonntag mit dem Verhör der Wissenschaftler -der ausschließlich im Depot tätigen als auch der zur Zeit anwesenden gelegentlichen Mitarbeiter - begonnen hatte, hatte er festgestellt, dass der Polygraph beschädigt war und keine zuverlässigen Resultate liefern konnte. Und als dann gestern von Shenkfield ein neues Gerät geliefert worden war, hatte es sich ebenfalls als defekt erwiesen. Fugata behauptete, es hätte schon einen Defekt gehabt, als es von Shenkfield angeliefert worden war, aber das war natürlich totaler Blödsinn.
Jemand von den Leuten, die an diesem Projekt mitarbeiteten, musste Berichte gelesen haben, nach denen die Gedächtnisblockierungen der Zeugen abbröckelten. Daraufhin musste der Betreffende beschlossen haben, diese Chance zu nützen und einige der Zeugen mit verschlüsselten Botschaften und aus den Akten gestohlenen Polaroid-Fotos auf die richtige Spur zu bringen.
Das war diesem Dreckskerl auch gelungen, und nun beschädigte er die Lügendetektoren, um nicht entdeckt zu werden.
Leland hielt in seinem Studium der Personalakten inne und wandte sich an Miles Bennell, der am kleinen Fenster seines Büros stand. »Doktor, wären Sie vielleicht so freundlich, mich von Ihrer Vertrautheit mit der wissenschaftlichen Denkweise profitieren zu lassen?«
Bennell drehte sich nach ihm um. »Aber gewiss doch, Colonel.«
»Allen Ihren Mitarbeitern ist doch der geheime CISG-Bericht bekannt, der vor sieben Jahren erstellt wurde. Sie wissen über die schrecklichen Konsequenzen Bescheid, die das Bekanntwerden unseres Geheimnisses nach sich ziehen könnte. Wie kann dann jemand so verantwortungslos sein und die Geheimhaltung unterminieren wollen?«
Dr. Bennell legte aufrichtige Hilfsbereitschaft an den Tag, aber sein ätzender Unterton von Geringschätzung entging Leland dennoch nicht. »Nun, manche Wissenschaftler sind mit den Schlussfolgerungen des CISG-Berichtes nicht einverstanden. Sie glauben, dass eine Veröffentlichung unserer Entdeckungen keineswegs zu einer Katastrophe führen würde. Sie glauben, dass die CISG-Kommission sich von Grund auf geirrt hat, dass sie viel zu elitär argumentierte.«
»Nun, ich bin überzeugt davon, dass die CISG-Kommission zu den einzig richtigen Erkenntnissen kam. Und Sie, Lieutenant Horner?«
Horner saß in Türnähe. »Ich stimme mit Ihnen völlig überein,Colonel. Die Öffentlichkeit
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