Schwarzer Mond: Roman
Ohren.
Die beiden Männer lagen dort draußen auf dem kalten Boden.
Jack sah, dass einer von ihnen ein Fernglas hatte. Da er es aber im Moment nicht benutzte, wusste er nicht, dass Jack ihn vom Fenster aus beobachtete.
Jack ging weiter zu den Ostfenstern und suchte auch dort die Landschaft gründlich ab, ohne jemanden zu entdecken. Sie wurden also nur von Süden aus observiert; das hielt der Feind vermutlich für ausreichend, weil die Front des Motels und die einzige Straße zum Motel von dort aus eingesehen werden konnten.
Sie unterschätzten Jack. Sie kannten seine Vergangenheit und wussten, dass er gut war, aber ihnen war nicht klar, wie gut er war.
Um zwanzig vor zwei fielen die ersten Schneeflocken.
Um zwei Uhr, als Dom und Ernie von ihrer Erkundungsfahrt zum Thunder Hill Depository zurückkamen, sagte Jack: »Weißt du, Ernie, wenn der Sturm später richtig losgeht, könnten Leute von der Interstate aus unsere Wagen hier stehen sehen und hier Schutz suchen, selbst wenn wir die Leuchtreklame nicht einschalten. Wir sollten meinen Cherokee, den Lieferwagen der Sarvers und die übrigen Autos lieber hinter das Haus fahren.
Schließlich wollen wir ja nicht, dass ständig Leute an die Tür klopfen und fragen, warum sie hier kein Zimmer bekommen können, wenn doch andere Gäste aufgenommen wurden.«
Die Aussicht auf verärgerte Autofahrer, die nicht im Schneesturm weiterfahren wollten, war ein plausibler Vorwand, um den Lieferwagen und den Cherokee - die beiden Fahrzeuge mit Vierradantrieb - außer Sicht der Beobachter zu schaffen.
Später, sobald es stärker schneien und wegen des Sturms ziemlich dunkel sein würde, könnte die ganze Tranquility-Familie das Motel heimlich durch die Hintertür verlassen und mit dem Lieferwagen und dem Cherokee querfeldein fahren.
Ernie erriet Jacks eigentlichen Plan, aber da auch er sich bewusst war, dass sie belauscht wurden, spielte er mit und ging mit Dom hinaus, um die Fahrzeuge nach hinten zu bringen.
In der Küche hatten Ned und Sandy inzwischen schon fast alle Sandwiches eingepackt, die als Abendessen mitgenommen werden sollten.
Jetzt mussten sie nur noch auf Faye und Ginger warten. Von Zeit zu Zeit wurde der Schnee durch kurze, heftige Böen wild durcheinandergewirbelt. Gegen 14.10 h wurde es zwar völlig windstill, aber es schneite inzwischen so stark, dass man nur wenige Meter weit sehen konnte. Die Beobachter draußen auf der Ebene würden jetzt vermutlich ihre Sachen zusammenpacken und näher ans Motel heranrücken.
Jack schaute immer häufiger auf seine Armbanduhr. Er wusste, dass ihre Zeit allmählich ablief. Aber auch er konnte natürlich nicht sagen, wieviel Zeit ihnen maximal noch verblieb.
Während Lieutenant Horner den defekten Polygraphen reparierte, las Falkirk dem Sicherheitschef und dessen Assistenten - Major Fugata und Lieutenant Helms - gründlich die Leviten und erklärte ihnen klipp und klar, dass sie auf seiner Liste möglicher Verräter standen. Er schaffte sich zwei Feinde, aber das machte ihm nichts aus. Sie brauchten ihn nicht zu schätzen - sie sollten ihn nur respektieren und fürchten.
Er war mit Fugata und Helms noch nicht ganz fertig, als General Alvarado mit hochrotem Kopf ins Sicherheitsbüro gestürzt kam. Der General war ein Fettwanst mit Wurstfingern und Hängebacken. Er hatte soeben von Miles Bennell die schlechten Neuigkeiten erfahren und schäumte vor Wut.
»Stimmt das, Colonel Falkirk? Mein Gott, stimmt es tatsächlich, dass Sie VIGILANT umprogrammiert haben, dass wir jetzt alle Ihre Gefangenen sind?«
Leland informierte den General in strengem, aber nicht respektlosem Ton, dass er die Vollmacht besaß, nach eigenem Ermessen das Geheimprogramm des Sicherheitscomputers einzuschalten.
Alvarado wollte wissen, von wem er diese Vollmacht erhalten habe, und Leland erwiderte: »Von General Maxwell D. Riddenhour, dem Stabschef der Armee und Vorsitzenden der ...«
Alvarado fiel ihm ins Wort, er wisse selbst, wer Riddenhour sei, er könne aber nicht glauben, dass Lelands Mentor in dieser Angelegenheit der Stabschef höchstpersönlich sei.
»Sir, warum rufen Sie ihn nicht an und fragen ihn?« schlug Leland vor. Er holte eine Karte aus seiner Brieftasche und gab sie Alvarado. »Hier ist General Riddenhours Nummer.«
»Ich habe selbst die Nummer des Generalstabsquartiers«, sagte Alvarado herablassend.
»Sir, dies ist nicht die Nummer des Generalstabsquartiers, sondern General Riddenhours geheime Privatnummer. Wenn er nicht in
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