Schwarzer Mond: Roman
seinem Büro ist, sollten Sie ihn unter dieser Nummer anrufen. Hier geht es schließlich um eine Angelegenheit von höchster Bedeutung, Sir.«
Alvarado stolzierte mit einem noch röteren Kopf hinaus; die Karte hielt er zwischen Daumen und Zeigefinger so weit wie möglich von sich ab, so als könnte er sich damit beschmutzen.
Nach einer Viertelstunde kehrte er leichenblass zurück.
»In Ordnung, Colonel, Sie besitzen tatsächlich diese Vollmacht. Demnach übernehmen Sie wohl auch für die nächste Zeit das Kommando in Thunder Hill.«
»Keineswegs, Sir«, sagte Leland. »Sie sind immer noch der Kommandant.«
»Aber wenn ich doch ein Gefangener bin ...«
Leland fiel ihm ins Wort. »Sir, Ihre Befehle haben den Vorrang, solange sie nicht in direktem Widerspruch zu meiner Vollmacht stehen, dafür zu sorgen, dass keine gefährlichen Personen - keine gefährlichen Kreaturen - aus Thunder Hill entkommen können.«
Alvarado schüttelte den Kopf. »Miles Bennell sagt, Sie hätten die absurde Idee, dass wir alle so etwas wie ... wie Monster sein könnten!«
Der General hatte absichtlich das melodramatischste Wort gewählt, das ihm einfiel, um seinen Abscheu vor Lelands Einstellung zum Ausdruck zu bringen.
»Sir, wie Sie wissen«, erwiderte Leland unbeeindruckt, »hat jemand im Thunder Hill Depository versucht, einige der Zeugen durch Botschaften und Fotos ins Tranquility Motel zurückzubringen, in der Hoffnung, dass die Zeugen sich dort an alles erinnern und daraufhin einen Medienwirbel entfachen würden, der uns zwingen sollte zu enthüllen, was wir bisher geheimhalten konnten. Nun, vermutlich sind diese Verräter einfach Menschen, die in guter Absicht handeln, weil sie glauben, dass die Öffentlichkeit Bescheid wissen sollte. Ich halte es für wahrscheinlich, dass der oder die Verräter unter Bennells Mitarbeitern zu suchen sind. Aber ich darf auch nicht die Möglichkeit außer acht lassen, dass sie ganz andere - schlimme Motive haben.«
»Monster!« wiederholte Alvarado verbittert.
Sobald der Polygraph repariert war, befahl Leland Major Fugata und Lieutenant Helms, sämtliche Personen in Thunder Hill zu verhören, die über das dort gehütete Geheimnis im Bilde waren.
»Sollten Sie dabei wieder versagen«, warnte er sie, »so wird Sie das den Kopf kosten.«
Falls es ihnen wieder nicht gelingen sollte, den Mann ausfindig zu machen, der den Zeugen die Polaroid-Fotos geschickt hatte, würde er das als weiteren Beweis dafür ansehen, dass die Seuche in Thunder Hill weit um sich gegriffen hatte, dass es sich dabei nicht um menschliche Korruption, sondern um die Folge einer schrecklichen Infektion handelte. Wenn sie den Verräter nicht ermittelten, würden sie ihr Versagen mit ihrem Leben bezahlen.
Um Viertel vor zwei kehrten Leland und Lieutenant Horner nach Shenkfield zurück, mit der beruhigenden Gewissheit, dass die gesamte Belegschaft des Depots tief unter der Erde eingesperrt war. Nach seiner Rückkehr in das fensterlose Büro in Shenkfield erhielt der Colonel jedoch zahlreiche katastrophale Nachrichten von Foster Polnichev, dem FBI-Chef von Chicago.
Erstens war Sharkle tot. Das wäre an sich eine gute Nachricht gewesen, aber er hatte seine Schwester, seinen Schwager und eine ganze SWAT-Mannschaft mit in den Tod gerissen. Die Belagerung von Sharkles Haus in Evanston sorgte wegen des blutigen Endes im ganzen Land für Schlagzeilen. Die sensationslüsternen Medien würden ihr Interesse an der O'Bannon Lane erst verlieren, wenn die Story durch endloses Wiederkäuen ihren Reiz verloren hatte. Und an Sharkles wirrem Gefasel war immerhin soviel Wahres gewesen, dass es einen besonders wachsamen und aggressiven Reporter durchaus nach Nevada, ins Tranquility Motel, und vielleicht sogar zum Thunder Hill Depository führen könnte.
Foster Polnichev hatte aber noch schlimmere Nachrichten auf Lager. »Hier geschieht etwas fast ... nun ja, fast Übernatürliches«, berichtete er.
Ein Verbrechen in der Wohnung einer Familie namens Mendoza in einem Slumviertel von Chicago hatte bei der Polizei für eine derartige Sensation gesorgt, dass das Mietshaus nun schon seit Stunden von Zeitungsreportern und Fernsehteams regelrecht belagert wurde. Offenbar hatte Winton Tolk, der Polizist, dessen Leben Brendan Cronin gerettet hatte, ein fast schon totes Kind mit durchschnittener Kehle auf wunderbare Weise geheilt.
So unglaublich es zu sein schien, aber irgendwie hatte Brendan Cronin seine erstaunlichen Fähigkeiten auf Tolk
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