Schwarzer Mond: Roman
Freund?«
Dom seufzte. »Na ja ... doch. Vermutlich hast du recht. Es ist eine Krise.«
Sie verließen das >Las Brisas< am späten Nachmittag, ohne irgendwelche Antworten auf Doms Problem gefunden zu haben.
Als er an diesem Abend ins Bett ging, fragte er sich bange, wo er wohl diesmal morgens aufwachen würde.
Am frühen Morgen fuhr er mit einem schrillen Schrei aus dem Schlaf und fand sich in totaler klaustrophobischer Finsternis wieder. Etwas hielt ihn fest, etwas Kaltes und Klebrigfeuchtes, etwas Unheimliches und Lebendiges. Er schlug blindlings um sich, drosch drauflos, kratzte, wand sich, trat mit den Füßen, befreite sich, kroch auf Händen und Füßen durch die grässliche Dunkelheit, bis er gegen eine Wand stieß. Der lichtlose Raum hallte von donnerndem Klopfen und Schreien wider -einem entnervenden Lärm, dessen Quelle er nicht identifizieren konnte. Er kroch an der Wand entlang, bis er eine Ecke erreichte; er presste seinen Rücken dagegen und spähte ins finstere Zimmer hinein, in der Erwartung, dass die klebrigfeuchte Kreatur ihn jeden Moment aus der Dunkelheit anspringen würde.
Was war mit ihm im Zimmer? Der Lärm wurde noch lauter: Gebrüll, Hämmern, ein Krachen, Splittern von Holz, weiteres Gebrüll, erneutes Krachen.
Immer noch schlaftrunken, die Sinne von Hysterie benebelt, war Dom überzeugt davon, dass jenes Etwas, vor dem er sich versteckt hatte, ihn sich nun endlich schnappen wollte. Er hatte versucht zu entkommen, indem er in Schränken und hinter der Heizung genächtigt hatte. Aber nun ließ dieses Etwas sich nicht länger zum Narren halten: Es wollte ihn zur Strecke bringen, er konnte sich nicht länger verstecken; dies war das Ende.
Aus der Dunkelheit brüllte jemand seinen Namen - »Dom!« -, und ihm wurde bewusst, dass jemand das schon seit ein, zwei Minuten tat, vielleicht auch länger.
»Dominick so antworte mir doch!«
Wieder jenes ohrenbetäubende Krachen, dann Splittern von Holz.
In der Ecke zusammengekauert, wachte Dom endlich endgültig auf. Die klebrigfeuchte Kreatur war nicht real gewesen. Nur eine Traumgestalt. Es war die Stimme von Parker Faine, die seinen Namen schrie. Gerade als die von seinem Alptraum herrührende Hysterie etwas nachließ, erzeugte ein noch lauteres Krachen eine Kettenreaktion der Zerstörung, ein Knacken-Schlittern-Kratzen-Dröhnen-Klappern-Poltern, das mit dem Aufspringen einer Tür und jähem Lichteinfall seinen Höhepunkt fand.
Dom blinzelte in der plötzlichen Helligkeit und sah im Schein der Korridorlampe Parkers massive Silhouette auf der Schlafzimmerschwelle. Die Tür war abgeschlossen gewesen, und Parker musste sich so lange dagegengeworfen haben, bis das Schloss zersplittert war.
»Dominick, Junge, ist alles in Ordnung?«
Die Tür war außerdem noch verbarrikadiert gewesen, was den Zutritt beträchtlich erschwert hatte. Dom sah, dass er im Schlaf offenbar den Toilettentisch vor die Tür geschoben, die beiden Nachttischchen auf den Tisch gehoben und den Lehnstuhl davor gestellt hatte. Diese umgestürzten Möbelstücke lagen jetzt in kunterbuntem Durcheinander auf dem Boden herum.
Parker bahnte sich einen Weg hindurch. »Junge, ist alles okay? Du hast geschrieen. Ich konnte es schon draußen auf der Auffahrt hören.«
»Ein Traum.«
»Muss ja ein schöner Traum gewesen sein!«
»Ich kann mich nicht daran erinnern«, sagte Dom, der immer noch in seiner Ecke kauerte, weil er zu erschöpft zum Aufstehen war. »Es tut wirklich gut, dich zu sehen, Parker. Aber was in aller Welt machst du eigentlich hier?«
Parker zwinkerte. »Weißt du es denn nicht mehr? Du hast mich angerufen. Vor höchstens zehn Minuten. Du hast um Hilfe geschrieen. Du hast gebrüllt, sie seien hier und wollten dich schnappen. Dann hast du aufgelegt.«
Das Gefühl von Demütigung durchfuhr Dom wie eine schmerzhafte Brandwunde.
»Aha, du hast also tatsächlich im Schlaf angerufen«, sagte der Maler. »Ich habe es mir fast gedacht. Du hast nicht wie du selbst geklungen. Ich habe mir überlegt, ob ich die Polizei rufen sollte, aber dann habe ich mir gedacht, dass es sich vermutlich um dieses Schlafwandeln handelt und dass es dir bestimmt nicht recht wäre, wenn du es Fremden -irgendwelchen Bullen erklären müsstest.«
»Ich bin nicht mehr Herr meiner selbst, Parker. Ich muss eine Schraube locker haben.«
»Schluss jetzt mit diesem Blödsinn. Ich möchte nichts mehr davon hören.«
Dom fühlte sich wie ein hilfloses Kind. Er befürchtete, dass er gleich in Tränen
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