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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Terrasse um. Obwohl vorhin bei Parkers Ausführungen gegenüber dem Ober einige Gäste aufgemerkt hatten, waren jetzt alle wieder völlig mit sich selbst beschäftigt.
    »Was bereitet dir am meisten Sorge?« wiederholte Parker seine Frage.
    »Dass ich ... dass ich jemand anderen verletzen könnte.«
    Faine starrte ihn ungläubig an. »Du meinst ... du könntest ...
    im Schlaf mit einem Fleischermesser ... Amok laufen? Völlig undenkbar.« Er stürzte seinen Margarita hinunter. »Allmächtiger Himmel, was für eine melodramatische Vorstellung! Zum Glück sind deine literarischen Werke nicht von so haarsträubender Fantastik! Beruhige dich, mein Freund. Du bist nicht der Typ eines Mörders.«
    »Ich hätte auch nicht geglaubt, dass ich der Typ eines Schlafwandlers bin.«
    »Ach Scheiße! Es muss eine Erklärung dafür geben. Du bist nicht verrückt. Verrückte zweifeln nie an ihrem Verstand.«
    »Ich glaube, ich werde einen Psychiater aufsuchen müssen.
    Und ein paar medizinische Tests machen lassen.«
    »Was die medizinischen Tests angeht, so bin ich deiner Meinung. Aber lass den Psychiater aus dem Spiel. Das wäre nur Zeitvergeudung. Du bist weder neurotisch noch psychotisch.«
    Der Ober brachte nachos, salsa, Zwiebelscheiben, ein Bier und einen fünften Margarita.
    Parker griff nach dem vollen Glas. Er häufte guacamole und Sauerrahm auf einige der Maisfladen, legte Zwiebeln darauf und aß mit großem Genuss.
    »Ich frage mich, ob dein Problem nicht irgendwie mit der Veränderung zusammenhängt, die im vorletzten Sommer mit dir vorgegangen ist.«
    »Welche Veränderung?« fragte Dom verwirrt.
    »Du weißt, wovon ich rede. Als ich dich vor sechs Jahren in Portland kennenlernte, warst du eine farblose, ängstliche Schnecke.«
    »Eine Schnecke?«
    »Du weißt genau, dass ich recht habe. Du warst intelligent und talentiert, aber nichtsdestotrotz eine Schnecke. Und weißt du auch, warum? Ich werde es dir sagen. Du hattest all diese geistigen Fähigkeiten und all diese Begabung, aber du hattest Angst, sie einzusetzen. Du hattest Angst vor dem Konkurrenzkampf, vor Versagen, vor Erfolg -vor dem Leben. Du wolltest nur unbemerkt dahinkriechen. Du hast dich unauffällig gekleidet, fast unhörbar leise gesprochen, auf keinen Fall Aufmerksamkeit erregen wollen. Du hattest dich in die akademische Welt zurückgezogen, weil der Konkurrenzkampf dort nicht so hart ist wie anderswo. Mein Gott, Mann, du warst ein scheues Kaninchen, das sich tief in der Erde vergräbt.«
    »Ja? Wenn ich ein so widerlicher Kerl war, weshalb um alles in der Welt hast du dann überhaupt Freundschaft mit mir geschlossen?«
    »Weil ich deine Maskerade durchschaute, du dickköpfiger Tölpel. Ich blickte hinter die Schüchternheit, hinter die einstudierte Schwerfälligkeit, hinter die Maske von Leblosigkeit. Ich spürte etwas Besonderes in dir, das manchmal ganz flüchtig zum Vorschein kam. Du weißt, dass ich diese Fähigkeit besitze. Ich sehe, was andere Menschen nicht sehen können. Diese Gabe hat jeder wahre Künstler. Er sieht, was die meisten anderen nicht sehen können. Aber zurück zum Thema. Du warst ein ängstliches Karnickel. Denk nur mal daran, wie lange wir uns schon kannten, bevor du genug Mut fasstest, um mir zu gestehen, dass du Schriftsteller bist. Drei Monate!«
    »Na ja, damals war ich ja eigentlich auch noch kein Schriftsteller.«
    »Du hattest ganze Schubladen voller Geschichten! Mehr als hundert Short Stories, und keine einzige hattest du jemals irgendwo zur Veröffentlichung eingereicht! Nicht nur, weil du Angst hattest, dass sie abgelehnt werden könnten. Du hattest auch Angst, dass sie publiziert werden könnten. Du hattest Angst vor Erfolg. Wie lange musste ich dich bearbeiten, bis du endlich einige Geschichten an die Verlage schicktest?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Aber ich! Sechs Monate! Ich musste dich regelrecht beschwatzen, dir abwechselnd schmeicheln und drohen, bis du schließlich nachgabst und anfingst, Short Stories einzureichen.
    Ich verfüge über beträchtliche Überredungskünste, aber dich aus deinem Schneckenhaus oder Kaninchenbau zu jagen, ging fast über meine Kräfte.« Gierig stopfte Parker weitere nachos in sich hinein. Nachdem er seinen Margarita gekippt hatte, fuhr er fort: »Sogar als deine Short Stories sich ganz gut verkauften, wolltest du aufhören. Ich musste dich ständig antreiben. Und nachdem ich Oregon verlassen hatte und hierher zurückgekehrt war, als du wieder dir selbst überlassen warst, da

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