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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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durchsiebten Scheinwerfer des Jeeps. Die zweihundert Detonationen der zweihundert Geschosse, die mit mörderischer Geschwindigkeit aus der Mündung des Maschinengewehrs herausflogen, wurden noch verstärkt durch den Lärm der Kugeln, die Blech durchschlugen oder von widerstandsfähigeren Hindernissen abprallten. Die Windschutzscheibe zerbarst unter dem Bleiregen, und der Jeep, der langsam hügelabwärts gefahren war, wurde plötzlich schneller und raste auf die Straße zu, bis seine Räder in einer Querrille nach links gerissen wurden; der offensichtlich von niemandem mehr gesteuerte Wagen rollte in seitlicher Richtung weiter, drohte umzukippen und sich zu überschlagen, kam aber schließlich etwa zehn Meter von der Straße entfernt zum Stehen. Fünf Minuten zuvor, als Ned über den Hügel auf der anderen Seite der Vista Valley Road gefahren und auf der Straße nach Süden abgebogen war, wo der Colonel und seine Männer schon auf sie gewartet hatten, war allen sofort klar gewesen, dass ihre Pistolen und Schrotflinten - und sogar Jacks Maschinenpistole ihnen überhaupt nichts nützen würden. In Anbetracht der Tatsache, dass ihrer aller Leben von der gelungenen Flucht aus  Elko abhing, hätten sie gegen eine kleinere Truppe den Kampf gewagt. Aber Falkirk war von zu vielen schwerbewaffneten Männern begleitet. Widerstand wäre in diesem Fall glatter Selbstmord gewesen.
    Brendan war erfüllt von ohnmächtigem Zorn, weil er es nicht gewagt hatte, seine besonderen Kräfte zur Wahrung ihrer aller Freiheit einzusetzen. Er fühlte, dass seine telekinetischen Fähigkeiten in dieser Situation von größtem Nutzen sein könnten.
    Wenn er sich konzentrierte, konnte er möglicherweise bewirken, dass die Maschinengewehre den Soldaten einfach aus den Händen flogen. Er spürte, dass es in seiner Macht stünde, das  - und noch viel mehr - zu tun, aber er wusste nicht, ob er seine Kräfte gezielt einzusetzen vermochte. Er konnte nicht vergessen, dass das Experiment im Tranquility Grille völlig außer Kontrolle geraten war; sie hatten Glück gehabt, dass die umherschwirrenden Salz- und Pfefferstreuer und die fliegenden Stühle niemanden ernsthaft verletzt hatten. Wenn er nun seine Kraft einsetzte, um den Soldaten ihre Maschinengewehre zu entreißen, würde es ihm möglicherweise nicht gelingen, alle gleichzeitig zu entwaffnen, und dann könnten die restlichen aus Gründen der Selbstverteidigung das Feuer eröffnen. Oder aber die Maschinengewehre könnten unkontrolliert durch die Luft fliegen und ihre Magazine leerschiessen und alle Anwesenden mit Kugeln durchsieben. Sicher, vermutlich würde er die Verwundeten heilen können. Aber wenn er nun selbst angeschossen würde? Könnte er sich auch selbst heilen? Wahrscheinlich. Aber wenn er nun tödlich getroffen würde? Er könnte sich auf keinen Fall selbst wieder zum Leben erwecken. Und auch falls jemand anderer erschossen würde, war er sich alles andere als sicher, dass er Tote wieder erwecken konnte. Es nutzte nicht viel, göttliche Macht zu besitzen, wenn man nicht wusste, wie man sich ihrer gezielt bediente.
    Als er nun aber sah, wie die Kugeln in den Jeep einschlugen, wie das Fahrzeug den Hügel herabraste, einem tollwütigen und geblendeten Tier nicht unähnlich, wie es schließlich im Scheinwerferlicht eines der auf der Straße geparkten Wagens schlitternd zum Stehen kam, konnte Brendan einfach nicht mehr an sich halten, er musste ins Geschehen eingreifen. Die Insassen des Jeeps waren von Kugeln getroffen worden. Er konnte ihnen helfen. Er wusste, dass er ihnen helfen konnte, und es war seine Pflicht, das zu tun, nicht nur seine Pflicht als Priester, sondern seine Pflicht als Mensch. Er verstand die Wirkungsweise seiner Heilkraft genausowenig wie die seiner telekinetischen Fähigkeiten, aber er musste dennoch versuchen, den Verletzten zu helfen. Er stürzte durch die Gruppe von Soldaten, deren Aufmerksamkeit sich dem Drama am Hügel zugewandt hatte, und rannte auf den beschädigten Jeep zu.
    Hinter ihm wurden Rufe laut. Er hörte Falkirk brüllen, wenn er nicht augenblicklich stehenbliebe, würde er erschossen.
    Brendan rannte weiter, rutschte auf dem vereisten Pflaster aus, fiel in einen Graben, rappelte sich auf, lief zum Jeep.
    Niemand schoss auf ihn, aber er hörte, dass er verfolgt wurde.
    Er erreichte den Cherokee auf der vom Scheinwerferlicht eines der Militärfahrzeuge beleuchteten Beifahrerseite und riss die Tür auf. Ein etwa fünfzigjähriger kräftiger Mann in einem

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