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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Angst«, sagte er.
    Sein Geständnis hallte von den Badezimmerwänden dumpf wider.
    »Aber ich habe dich nie in diesem Zustand gesehen.« Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust. »Es ist selten, dass ich dich in diesem Zustand sehe, Ernie, und deshalb bekomme ich es mit der Angst zu tun, wenn ich merke, dass du Angst hast. Ich kann nichts dagegen tun. Und jetzt bin ich besonders beunruhigt, weil ich nicht weiß, was los ist, was dich quält. Verstehst du? So völlig im dunkeln zu tappen, das ist viel schlimmer, als wenn ich über das Problem Bescheid wüsste, das du glaubst, vor mir verheimlichen zu müssen.«
    Tränen traten ihr in die Augen, und Ernie rief sofort: »O nein, nicht weinen, Liebling. Es wird alles wieder gut werden, Faye.
    Bestimmt.«
    »Erzähl es mir!«
    »Okay.«
    »Jetzt! Alles!«
    Er hatte sie gründlich unterschätzt und begriff, dass er sich wie ein dickköpfiger Dummkopf benommen hatte. Schließlich war sie eine Soldatenfrau, und eine sehr gute noch dazu. Sie war ihm von Quantico nach Singapur und nach Pendleton in Kalifornien gefolgt, sogar nach Alaska; sie hatte ihn überallhin begleitet, mit Ausnahme von Vietnam und später Beirut. Sie hatte ihm ein Heim geschaffen, an allen Orten, wohin das Korps Familienangehörige mitzunehmen erlaubte; sie hatte in schlechten Zeiten tapfer bei ihm ausgeharrt, sich nie beklagt und ihn nie im Stich gelassen. Sie war zäh. Wie hatte er das nur vergessen können? »Alles«, stimmte er zu, grenzenlos erleichtert, seine Bürde endlich mit jemandem teilen zu können.
    Faye machte Kaffee, und sie saßen in Morgenmänteln und Hausschuhen am Küchentisch, während er ihr alles erzählte. Sie konnte ihm ansehen, dass er verlegen war. Er brauchte lange, um mit Einzelheiten herauszurücken, aber sie trank ihren Kaffee und ließ ihm geduldig die Möglichkeit, es auf seine Weise zu berichten.
    Ernie war so ziemlich der beste Ehemann, den eine Frau sich wünschen konnte, aber hin und wieder kam der Starrsinn der Blocks bei ihm zum Durchbruch, und dann hätte Faye ihn am liebsten geschüttelt, um ihn zur Vernunft zu bringen. In seiner Familie litten alle daran, besonders die Männer. Die Blocks machten alles auf diese und niemals auf jene Weise, und es empfahl sich nicht, sie nach dem Warum zu fragen. Die Männer der Blocks wollten ihre Unterhemden gebügelt haben, nicht aber ihre Unterhosen. Die Frauen der Blocks trugen immer einen BH, sogar zu Hause bei der größten Sommerhitze. Die Blocks, Männer und Frauen, aßen genau um zwölf Uhr dreißig zu Mittag und um sechs Uhr dreißig zu Abend, und Gott bewahre, wenn das Essen einmal zwei Minuten zu spät auf den Tisch kam: Von den Klagen konnte einem glatt das Trommelfell platzen.
    Die Blocks fuhren nur Wagen von General Motors. Nicht etwa, weil GM-Produkte um soviel besser als andere gewesen wären, sondern weil die Blocks immer nur mit Wagen von General Motors gefahren waren.
    Zum Glück war Ernie nicht einmal ein Zehntel so schlimm wie sein Vater und seine Brüder. Er war klug genug gewesen, sich aus Pittsburgh abzusetzen, wo der Block-Clan seit Generationen in einem ganz bestimmten Wohnbezirk lebte. Draußen in der realen Welt, vom Königreich der Blocks weit entfernt, hatte Ernie sich von ihren starren Regeln freigemacht. Im Marine Corps konnte er nicht erwarten, jede Mahlzeit genau zu jener Zeit vorgesetzt zu bekommen, die bei den Blocks durch die Tradition festgelegt war. Und kurz nach der Hochzeit hatte Faye ihm klargemacht, dass sie ihm zwar ein perfektes Heim schaffen wollte, aber nicht bereit war, sinnlose Traditionen fortzusetzen.
    Ernie stellte sich allmählich um, auch wenn es ihm nicht immer leichtfiel, und nun war er das schwarze Schaf der Familie, weil er Todsünden von der Art beging, verschiedene nicht von GM hergestellte Wagen zu fahren.
    Der einzige Bereich, in dem Ernie sich immer noch nicht ganz von der Sturheit der Blocks freigemacht hatte, war das Verhältnis zwischen Männern und Frauen. Er glaubte, ein Ehemann müsse seine Frau vor einer Vielzahl unangenehmer Dinge bewahren, für die sie angeblich viel zu schwach und zerbrechlich war. Er glaubte, ein Ehemann dürfe es sich nie erlauben, irgendeine Schwäche zu zeigen. Obwohl ihre Ehe in Wirklichkeit nie nach diesen starren Regeln geführt worden war, schien Ernie manchmal nicht zu begreifen, dass sie die Traditionen der Blocks schon vor mehr als einem Vierteljahrhundert aufgegeben hatten.
    Faye hatte schon vor Monaten bemerkt, dass mit Ernie

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