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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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er im Sterben lag.
    Die beiden verschwommenen Gestalten kamen näher. Sie schienen beunruhigt über seinen Zustand zu sein. Sie redeten aufeinander ein. Obwohl er wusste, dass sie englisch sprachen, konnte er sie nicht verstehen. Eine kalte Hand berührte ihn. Er hörte das Klirren von Glas. Irgendwo wurde eine Tür geschlossen.
    Mit der blitzartigen Geschwindigkeit eines Schnittes im Film wechselte der Schauplatz in ein Bad oder eine Küche. Jemand drückte seinen Kopf in ein Waschbecken hinab. Das Atmen fiel ihm jetzt noch schwerer. Die Luft war wie Schlamm: Sie drang bei jedem bei jedem Einatmen in seine Nasenflügel ein und verstopfte sie. Er würgte und keuchte und versuchte, die schlammdicke Luft auszustoßen, und die beiden Personen brüllten ihn an, und er konnte immer noch nicht verstehen, was sie sagten, und sie pressten sein Gesicht in den Ablauf ...
    Dom erwachte in seinem Bett. Als er am vergangenen Wochenende aus dem Alptraum aufgeschreckt war, hatte er feststellen müssen, dass er im Schlaf zu seinem eigenen Waschbecken im Bad gegangen war und sich - wie in seinem Traum -tief über den Ablauf beugte. Diesmal war er sehr
    erleichtert, dass er noch unter seiner Bettdecke war.
    Es geht mir besser, dachte er.
    Zitternd setzte er sich auf und machte Licht.
    Keine Barrikaden. Keine Hinweise auf somnambulistische Panik.
    Er schaute auf die Digitaluhr: 2.09.
    Eine halbvolle Dose warmes Bier stand auf dem Nachttisch.
    Er spülte eine Dalmane-Tablette damit hinunter.
    Es geht mir schon viel besser.
    Es war Freitag, der 13. Dezember.

10. Elko County, Nevada
    In der Nacht vom Freitag zum Samstag, drei Tage nach seinem seltsamen Benehmen auf dem Highway, konnte Ernie Block überhaupt nicht einschlafen. In der Dunkelheit waren seine Nerven bis zum Zerreißen gespannt, und er befürchtete, dass er jeden Augenblick entsetzt losschreien und dann außerstande sein würde, damit aufzuhören.
    Er schlüpfte leise aus dem Bett, vergewisserte sich, dass Faye weiterhin langsam und gleichmäßig atmete, schlich ins Bad, schloss die Tür, machte Licht. Wundervolles Licht. Er genoss es in vollen Zügen. Er setzte sich auf den Klodeckel und ließ die Helligkeit eine Viertelstunde lang auf sich einwirken, glücklich wie eine Eidechse auf einem Stein in der Sonne.
    Schließlich wurde ihm klar, dass er ins Schlafzimmer zurückkehren musste. Wenn Faye aufwachte und bemerkte, dass er so lange im Bad blieb, würde sie glauben, ihm wäre schlecht geworden oder so etwas Ähnliches. Und er war fest entschlossen, weiterhin den Schein zu wahren und sie nicht zu beunruhigen.
    Obwohl er die Toilette nicht benutzt hatte, betätigte er die Spülung und wusch sich die Hände, für den Fall, dass Faye wach geworden war. Er nahm gerade das Handtuch vom Haken, als sein Blick auf das einzige Fenster im Raum fiel. Es befand sich über der Badewanne, ein 90 cm breites und 60 cm hohes Rechteck, das sich mittels einer Schere nach außen öffnen ließ. Obwohl die Mattglasscheibe Ernie den Anblick der Nacht ersparte, durchlief ihn ein Schauer, und seltsame Gedanken
    schossen ihm plötzlich durch den Kopf: DAS Fenster ist groß genug, um hinauszukommen, ich könnte fliehen, und das Dach des Werkraums ist direkt unter dem Fenster, ich muss also nicht in die Tiefe springen, und ich könnte mich aus dem Staub machen, die Hügel hinter dem Motel hinaufrennen, mich nach Osten schlagen und von irgendeiner Ranch Hilfe holen ...
    Bestürzt blinzelnd stellte Ernie fest, dass er vom Waschbecken zur Badewanne gegangen war, ohne sich daran erinnern zu können.
    Sein Drang zur Flucht war ihm völlig unerklärlich. Vor wem wollte er fliehen? Wovor? Weshalb? Dies hier war sein eigenes Haus. In diesen vier Wänden hatte er nichts zu befürchten.
    Dennoch konnte er seinen Blick nicht von dem milchigen Fenster wenden. Er fühlte sich wie in Trance versetzt, vermochte diesen Zustand aber nicht abzuschütteln.
    Ich muss hier raus, muss fliehen, eine zweite Chance wird es nicht geben, jedenfalls keine so günstige, jetzt, los, mach schon ...
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, war er in die Wanne gestiegen und stand jetzt direkt vor dem Fenster, das in Gesichtshöhe angebracht war. Er fühlte das kalte Email der Wanne unter seinen nackten Füßen.
    Schieb den Riegel zurück, stoß das Fenster auf, stell dich auf den Rand der Wanne, zieh dich aufs Fensterbrett hoch, und dann nichts wie weg, renn, so schnell du kannst, du wirst einen Vorsprung von drei oder vier Minuten haben,

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