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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sie recht hatte. Sie sah in seinen blauen Augen neue Hoffnung schimmern.
    »Aber das eigenartige Erlebnis, das ich am Dienstag auf dem Highway hatte«, wandte er sodann ein. »Und die Halluzination ... ich bin sicher, dass es eine war ... von dem Motorradfahrer auf dem Dach ... Wie passt solches Zeug in deine Erklärung? Was können solche Dinge mit einer Phobie zu tun haben?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ein Experte auf diesem Gebiet könnte da bestimmt einen Zusammenhang sehen und es erklären. Ich bin sicher, dass es nicht so ungewöhnlich ist, wie es zu sein scheint, Ernie.«
    Nach kurzem Zögern nickte er. »Okay. Aber wie sollen wir vorgehen? An wen sollen wir uns wenden? Wie kann ich diese verdammte Sache loswerden?«
    »Ich habe mir schon etwas ausgedacht«, sagte Faye. »In Elko wird kein Arzt wissen, wie man einen solchen Fall behandeln muss. Wir brauchen einen Spezialisten, jemanden, der es jeden Tag mit Phobie-Patienten zu tun hat. Vermutlich gibt es so jemanden auch in Reno nicht, sondern nur in Großstädten. Nun, ich vermute, dass Milwaukee groß genug ist, und wir könnten bei Lucy und Frank wohnen ...«
    »Und gleichzeitig viel Zeit mit Frank Junior und Dorie verbringen.« Ernie lächelte beim Gedanken an seine Enkel.
    »Stimmt genau. Wir wollten Weihnachten ja ohnehin mit ihnen verleben, jetzt fahren wir eben eine Woche früher als geplant, schon diesen Sonntag statt nächsten. Also morgen. Es ist ja schon Samstag. Sobald wir in Milwaukee sind, suchen wir einen Arzt auf. Wenn es an Neujahr dann so aussieht, als müssten wir noch eine Weile dort bleiben, fliege ich zurück, suche ein Ehepaar, das sich hier um alles kümmert, und komme dann wieder zu dir. Wir wollten im Frühjahr ja ohnehin jemanden einstellen.«
    »Wenn wir das Motel eine Woche früher schließen, werden Sandy und Ned drüben in der Imbissstube weniger Einnahmen haben.«
    »Die LKW-Fahrer vom Highway werden ja trotzdem bei ihnen essen. Und wenn sie finanzielle Einbußen haben, zahlen wir ihnen eben was drauf.«
    Ernie schüttelte lächelnd den Kopf. »Du hast dir alles schon überlegt. Du bist großartig, Faye. Einfach großartig. Ein absolutes Wunder.«
    »Nun, ich gebe zu, dass ich manchmal blendende Ideen habe.«
    »Ich danke Gott jeden Tag dafür, dass ich dich gefunden habe«, sagte er.
    »Auch ich bedaure es nie, Ernie, und ich weiß, dass das auch in Zukunft immer so bleiben wird.«
    »Weißt du, ich fühle mich jetzt um tausend Prozent besser als vorhin, bevor wir uns hier zusammengesetzt haben. Verdammt, warum habe ich dich nicht schon viel früher um Hilfe gebeten?«
    »Warum? Weil du ein Block bist.«
    Er grinste. »Und das heißt soviel wie ein sturer Dickschädel.«
    Sie lachten. Er nahm wieder ihre Hand und küsste sie. »Das ist mein erstes richtiges Lachen seit Wochen. Wir sind ein großartiges Team, Faye. Gemeinsam sind wir unschlagbar, stimmt's?«
    »Stimmt.«
    Es war Samstag, der 14. Dezember, kurz vor Morgengrauen, und Faye Block war überzeugt davon, dass sie auch ihr gegenwärtiges Problem bewältigen würden, so wie sie immer alle Probleme bewältigt hatten, wenn sie Seite an Seite zusammengearbeitet hatten.
    Sie hatte -ebenso wie Ernie - das Polaroid-Foto, das sie am vergangenen Dienstag in einem ansonsten leeren Umschlag erhalten hatten, schon völlig vergessen.

11. Boston, Massachusetts
    Auf der glänzend polierten Ahornkommode lagen - auf einem kunstvoll gehäkelten Deckchen - schwarze Handschuhe und ein Ophthalmoskop aus rostfreiem Stahl.
    Ginger Weiss stand an einem Fenster links von der Kommode und blickte auf die Bucht hinaus, wo das graue Wasser ein Spiegelbild des aschfarbenen Dezemberhimmels zu sein schien. Perlengleich schimmernder Morgennebel hüllte immer noch die Küste in der Ferne ein. Am Ende des Grundstücks der Hannabys ragte vom Rand eines felsigen Abhanges ein Privatdock in die Bucht hinaus. Es war schneebedeckt, genauso wie die weite Rasenfläche vor dem Haus.
    Es war ein großes Haus, in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts erbaut; 1892, 1905 und 1950 waren weitere Räume angebaut worden. Die mit Ziegeln gepflasterte Auffahrt führte in weiten Kurven zur breiten Treppe der riesigen, säulengeschmückten vorderen Veranda. Pfeiler, Pilaster, gemeißelte Granitsturze über den massiven Türen und Fenstern, eine Vielzahl von Giebeln und runden Dachfenstern, in der ersten Etage Balkone mit Blick auf die Bucht und ein großer Dachgarten trugen zum majestätischen Gesamteindruck bei.

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