Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Frau zu beruhigen und zu trösten. »Alles in Ordnung, meine Liebe. Es ist jetzt vorbei,  und ich brauche ein bisschen Jod, weiter nichts.«
    Der Motorradfahrer. Das dunkle Visier.
    Ginger blickte aus dem Seitenfenster. Der Mann war nicht mehr da. Er hatte für sie natürlich überhaupt keine Bedrohung dargestellt, war nur ein ganz gewöhnlicher Verkehrsteilnehmer gewesen. Schwarze Handschuhe, ein Ophthalmoskop, ein Wasserablauf und nun das dunkle Visier eines Motorradhelmes. Warum hatten diese Dinge sie derart in Panik versetzt? Was hatten sie gemeinsam -wenn es da überhaupt irgendwelche Gemeinsamkeiten gab? Während Tränen über ihr Gesicht liefen, murmelte Ginger: »Es tut mir ja so leid.«
    »Machen Sie sich nichts daraus. So, jetzt werde ich wohl am besten mal die Straße freimachen.« Sie zog Kleenextücher aus der Schachtel auf der Konsole und wickelte sie um ihre Hände, um weitere Blutflecken zu vermeiden.
    Ginger lehnte sich erschöpft in ihrem Sitz zurück, sackte förmlich zusammen, schloss die Augen und versuchte erfolglos, ihre Tränen zu unterdrücken.
    Vier psychotische Anfälle in fünf Wochen.
    Sie konnte sich einfach nicht länger so durch die grauen Wintertage treiben lassen, sich angesichts dieses bösartigen Schicksalsschlages so fügsam und sanft verhalten und völlig passiv auf einen weiteren Anfall warten.
    Es war Montag, der 16. Dezember, und Ginger fasste plötzlich den festen Entschluss, etwas zu tun, bevor sie eine fünfte Fugue durchmachen würde. Sie hatte noch keine Ahnung, was sie tun könnte, aber sie war sich sicher, dass ihr etwas einfallen würde, wenn sie ihren Verstand darauf konzentrierte, anstatt sich selbst zu bemitleiden. Sie hatte den absoluten Tiefpunkt erreicht. Größer konnten ihre Erniedrigung, ihre Angst und Verzweiflung nicht mehr werden. Sie musste einen Ausweg finden. Sie schwor sich, aus dem finsteren Abgrund, in den sie gestürzt war, wieder herauszuklimmen, empor ins Licht.

KAPITEL III : HEILIGABEND - ERSTER WEIHNACHTSFEIERTAG
1. Laguna Beach, Kalifornien
    Als Dom Corvaisis am Dienstag, dem 24. Dezember, um acht Uhr morgens aufstand und sich wusch, war er von den Nachwirkungen der am Vortag eingenommenen Valium-und Dalmane-Tabletten noch ganz benommen.
    Er war nun schon elf Nächte hintereinander weder vom Somnambulismus noch von dem Alptraum mit dem Abflussrohr geplagt worden. Die Therapie war wirkungsvoll, und er war deshalb gern bereit, sich noch eine Zeitlang von der Pharmazie benebeln zu lassen, wenn er dadurch seine entnervenden nächtlichen Ausflüge und Aktivitäten loswurde.
    Er glaubte nicht, dass er in Gefahr war, physisch oder psychisch abhängig von Valium oder Dalmane zu werden. Er hatte die vorgeschriebene Dosierung stark überschritten, aber das beunruhigte ihn nicht. Als ihm die Tabletten fast ausgegangen waren, hatte er -um ein neues Rezept von Dr. Cobletz zu bekommen -die Geschichte erfunden, dass Diebe bei einem Einbruch in sein Haus nicht nur seine Stereoanlage und seinen Fernseher, sondern auch die Tabletten mitgenommen hätten.
    Dom hatte seinen Arzt belogen, um an weitere Tabletten heranzukommen, und manchmal sah er seine Handlungsweise in diesem grellen, unvorteilhaften Licht; aber die meiste Zeit konnte er im Zustand der sanften Betäubung durch die Beruhigungsmittel die schäbige Wahrheit verdrängen und sich selbst etwas vormachen.
    Er wagte nicht daran zu denken, was wohl geschähe, falls der Somnambulismus im Januar -wenn die Tabletten abgesetzt würden - wieder aufträte.
    Außerstande, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, zog er um zehn Uhr ein leichtes Kordjackett an und verließ das Haus.
    Es war ein kühler Dezembermorgen. Abgesehen von einigen für die Jahreszeit viel zu warmen Tagen, die es hier in Kalifornien ab und zu einmal gab, würden die Strände bis zum April menschenleer sein.
    Während Dom in seinem Firebird hügelabwärts in Richtung Stadtmitte fuhr, wirkte Laguna unter dem düsteren grauen Himmel direkt trostlos auf ihn. Er fragte sich, ob diese bleierne Öde tatsächlich vom Wetter herrührte oder eher von seiner eigenen Abstumpfung durch die Tabletten, aber er verdrängte diese unangenehmen Gedanken rasch wieder. Immerhin war er sich aber seines stark beeinträchtigten Wahrnehmungs-und Reaktionsvermögens soweit bewusst, dass er besonders vorsichtig fuhr.
    Dom's erstes Ziel in der Stadt war die Post, wo er ein großes Schließfach hatte, das er vor allem wegen seiner zahlreichen Zeitschriftenabonnements

Weitere Kostenlose Bücher