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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Soho und Oxford hin- und hergependelt sein«, überlegte ich. »Er hätte auf jeden Fall einen Helfer gebraucht.«
    »Einer seiner Schüler vielleicht.«
    »Der später zum neuen Magier geworden sein könnte.«
    »Das ist alles höchst spekulativ«, sagte er. »Wir müssen diesen Helfer finden.«
    »Wir sollten damit anfangen, alle Personen zu befragen, die Kontakt zu Geoffrey Wheatcroft oder Jason Dunlop hatten.«
    Unter ironischem Beifall flammte eines der Flutlichter wieder auf.
    »Ein ehrgeiziges Vorhaben«, sagte Nightingale.
    »Dann fangen wir mit denen an, die beide kannten. Am besten unter dem Vorwand, wir würden den Mord an Dunlop untersuchen.«
    »Zuallererst«, sagte Nightingale, »möchte ich, dass Sie zu Smiths Büro gehen und es sichern.«
    »Sie brauchen mich hier nicht mehr?«
    »Sie müssen das da drinnen nicht unbedingt sehen.«
    Zuerst dachte ich, ich hätte mich verhört. »Was
ist
da drinnen?«
    »Einige sehr bestialische Dinge. Dr.   Walid schickt Leute her, die Erfahrung mit solchen Situationen haben.«
    »Was für Situationen?«, fragte ich. »Was für Leute?«
    »Forensische Pathologen«, erklärte er. »Leute, die schon in Bosnien oder Ruanda gearbeitet haben   – solche Situationen.«
    »Soll das heißen, da drin ist ein Massengrab?«
    »Unter anderem.«
    »Sollte ich nicht   –«
    »Nein. Da drin gibt es nichts, woraus Sie irgendeinen Nutzen ziehen könnten. Bitte, Peter, glauben Sie mir, als Ihrem Meister, der geschworen hat, Sie zu beschützen und auszubilden: Ich will nicht, dass Sie da reingehen.«
    Und ich dachte: Will ich da wirklich rein?
    »Wenn ich schon dabei bin, kann ich ja schauen, ob Stiernacken-Tony was weiß«, sagte ich schließlich.
    Nightingale wirkte erleichtert. »Hervorragende Idee.«
    Stephanopoulos lieh mir die Somali-Ninja aus, die Sahra Guleed hieß. Wie sich herausstellte, kam sie aus GospelOak   – nur zwei Ecken von mir entfernt, aber sie war auf eine andere Schule gegangen. Wenn sich zwei Polizisten aus ethnischen Minderheiten zum ersten Mal treffen, fragt man als Erstes vielleicht alles Mögliche, dann aber fragt man zwangsläufig: »Warum sind Sie dabei?«
    »Blöde Frage«, sagte Guleed. »Hey, man darf legal Leute zusammenkloppen.«
    Die Antwort ist übrigens fast immer eine Lüge   – und ich weiß, wann ich eine Idealistin vor mir habe.
    Trotz des Nieselregens schoben sich die Massen über die Old Compton Street, und wir mussten einer stattlichen Anzahl Betrunkener ausweichen. Ich entdeckte meinen alten Kumpel PC Purdy, wie er einen verklärt dreinblickenden Mann mittleren Alters in den Fond eines Einsatzwagens verfrachtete. Der Mann trug ein pinkes Ballettröckchen; ich war fast sicher, dass ich ihn von irgendwoher kannte. Purdy sah mich auch und winkte mir fröhlich zu, als er vorn ins Auto stieg   – er war dem Regen jetzt erst einmal für ein paar Stunden entronnen.
    Da uns Alexander Smith heute Mittag nach einiger Überredungsarbeit die Erlaubnis gegeben hatte, sein Büro zu durchsuchen, hatte ich seine Schlüssel dabei. Aber als wir vor der Haustür in der Greek Street ankamen, stand sie halb offen. Ich wechselte einen Blick mit Guleed. Sie ließ schwungvoll ihren Schlagstock ausfahren und ließ mir mit einer Geste den Vortritt.
    »Ladies first«, sagte ich.
    »Alter vor Schönheit«, gab sie zurück.
    »Ich dachte, Sie kloppen gern Leute zusammen.«
    »Das ist aber Ihr Fall.«
    Ich zog also meinen eigenen Stock aus und stieg alsErster die Treppe hinauf. Guleed wartete und kam ein paar Schritte später nach. Wenn man nur zu zweit ist, ist es immer klug, einen gewissen Sicherheitsabstand einzuhalten. Sollte dem Vordermann etwas passieren, hat der Hintermann Zeit, ruhig und überlegt zu reagieren. Sprich, die Beine in die Hand zu nehmen und Verstärkung zu holen. Im ersten Stock angekommen, sah ich, dass Smiths Tür offen stand und das billige Sperrholz um das Schloss herum gesplittert war. Ich wartete, bis Guleed mich eingeholt hatte, dann stieß ich vorsichtig mit der linken Hand die Tür auf.
    Das Büro war geplündert worden. Jede Schublade war herausgerissen, jeder Aktenordner geleert. Die gerahmten Poster lagen mit aufgeschnittenen Rückseiten auf dem Boden. Es war ein einziges Chaos, aber ein sehr gründliches und systematisches. Hier in Soho musste man bekanntermaßen eine Menge Lärm machen, bis jemand die Polizei rief, aber ich fragte mich doch, wo Stiernacken gewesen war, während das Büro demoliert wurde. Die Antwort bekam

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