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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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grinste mich an. »Sie erinnern sich an das Vampirversteck in Purley?«
    Da hatten wir den Keller, wo die Vampire gelebt hatten (oder geuntotet oder wie man das nennen sollte) mit ein paar Phosphorgranaten ausgeräuchert. »Das vergesse ich bestimmt nie.«
    »Machen Sie das Gleiche. Nur in größerem Maßstab.«
    »Und danach?«
    »Das wird dann nicht mehr mein Problem sein«, sagte er vergnügt. »Aber Sie sollten sich möglichst schnell mit Postmartin treffen.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie schon wieder solche Sachenmachen sollten?«, fragte ich. »Wenn Sie einen Rückfall kriegen, bringt Dr.   Walid mich um.«
    In diesem Moment flammten die Scheinwerfer auf und tauchten das Foyer in grelles Licht. Das Gesicht von Larry der Lerche wirkte so weiß wie Knochen, und die bestrumpften Frauenbeine leuchteten blutrot. Nightingale holte tief Luft.
    Ich wandte mich an unsere wartende Brigade. »Meine Damen und Herren, ich würde Ihnen dringend raten, jegliche Laptops, iPods, iPhones oder Airwaves, überhaupt alles, was einen Mikroprozessor besitzt, abzuschalten. Und den Akku zu entfernen.«
    Die Spurentechniker starrten mich perplex an. Einer fragte, warum. Das war eine gute Frage, aber ich hatte nicht die Zeit, sie erschöpfend zu beantworten. »Wir glauben, dass da drin eine experimentelle EM P-Quelle stehen könnte«, improvisierte ich.
    Überzeugt wirkten sie nicht, aber über Nightingale waren vermutlich so viele wilde Gerüchte im Umlauf, dass sie immerhin gehorchten.
    »Was ist EMP?«, fragte Nightingale.
    »Das ist ein bisschen kompliziert, Sir.«
    »Dann erzählen Sie es mir später. Alle bereit?«
    Waren sie. Oder sagten sie zumindest.
    »Denken Sie daran«, sagte Nightingale, »Sie werden schwerlich in der Lage sein, mich rauszuziehen, wenn Sie sich von dem erwischen lassen, was mich erwischt hat.« Er drehte sich um, nahm den Spazierstock fest in die rechte Hand und ging los. Ich gab mehr und mehr Seil, während er Larrys Kabinett weiträumig umging und sich langsam dem samtverhangenen Durchgang näherte.
    Die Somali-Ninja trat neben mich. »Was machen Sie eigentlich?«
    »Wollen Sie helfen?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Dann führen Sie Protokoll.«
    Sie schnitt eine Grimasse.
    »Ich mein’s ernst«, sagte ich.
    »Oh, na dann.« Und sie zog Notizbuch und Kuli heraus.
    Durch die Lücke zwischen den Vorhängen sah ich, wie Nightingale anhielt und sich neben den Frauenbeinen hinkniete. »Ich habe hier eine weibliche Leiche«, rief er uns zu. Die Somali-Ninja fing an zu schreiben. »Unbekleidet, Mitte zwanzig, helle Hautfarbe, keine sichtbaren Verletzungen oder Totenstarre. In der rechten Schläfe steckt eine Art silberne Nadel; die Haut um die Wunde ist verheilt, daraus schließe ich, dass es sich um ein Schmuckpiercing oder ein thaumatologisches Hilfsmittel handelt.«
    Die Somali-Ninja hielt inne und sah mich an.
    »Schreiben Sie ›magisch‹«, flüsterte ich. »Magisches Hilfsmittel.«
    Nightingale stand auf und ging weiter. Nach der Menge an Seil, die ich gab, waren es drei Meter, bis er wieder anhielt.
    »Dieser Bereich wurde erst vor kurzem in großem Stil umgestaltet«, hörte man ihn erstaunlich gut verständlich sagen. »Ich vermute, dass das hier früher Sitzecken waren, jetzt sind darin Metallkäfige eingebaut. Vier zu meiner Rechten und vier auf der linken Seite. Der erste Käfig links ist leer. Der zweite enthält den Kadaver eines   … irgendeines Affen oder Menschenaffen, oder möglicherweiseauch einer männlichen Person. Im dritten Käfig befinden sich die Überreste einer Großkatze, schwarzes Fell, ich nehme an, ein Panther oder Leopard. Der letzte Käfig links ist leer. Ich gehe jetzt zu den Käfigen auf der rechten Seite.«
    Ich trat ein Stück nach links, damit das Seil weiter in gerader Linie verlief, während Nightingale nach rechts ging.
    »Im ersten Käfig rechts liegt die Leiche einer weißen Frau, die Anzeichen von Hybridisierung oder kosmetischer Chirurgie zeigt. Sie ist in ein eng anliegendes Trikot mit Tigerstreifen gekleidet, aus dem hinten ein Schwanz herauskommt   – ich kann nicht erkennen, ob es sich um eine Prothese oder den natürlichen Zustand des Körpers handelt.«
    Cat-Girls, dachte ich mit flauem Magen. Echte Cat-Girls.
    »Die anderen Käfige sind leer«, sagte Nightingale. »Gott sei Dank.«
    Er bewegte sich wieder, und mehrere Meter Seil glitten mir durch die Hände.
    Jetzt musste er die Stimme erheben, um zu uns durchzudringen. »Ich habe eine Sprengmine gefunden.

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