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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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ich, dass ich einen wirklich guten Start hinlegte. Wennich nahe genug an sie herankäme, um ihr ein Bein zu stellen, würde sie das vielleicht lange genug aus der Balance bringen, dass ich und eine halbe Wagenladung Standortunterstützung sie unter uns begraben konnten.
    Jetzt erst fiel mir auf, dass sie barfuß war, ihre bloßen Fußsohlen klatschten auf dem Asphalt. Keuchend und schwitzend hetzte ich hinterher. Seltsam   – entweder wurde sie langsamer oder ich hatte mich warmgelaufen, denn ich holte auf. Aber wohin wollte sie? Am Ende der Straße lag der Piccadilly Circus mit massenhaft Autos, Touristen, zwischen denen man sich verlieren konnte, und der U-Bahn -Station. Die U-Bahn . Gleich an der Ecke Glasshouse-Piccadilly gab es einen Zugang.
    Tatsächlich. Vor dem hässlich pinken Doughnut-Shop schwenkte sie nach rechts zur U-Bahn ab. Ich gab alles, was ich hatte, aber es reichte nur, um auf zwei Meter an sie heranzukommen. Dann scherte sie plötzlich wieder nach links aus und rannte in Richtung Shaftesbury Avenue. Ich kapierte erst, warum, als ich die beiden Hilfspolizisten sah, die vor dem Eingang zur U-Bahn herumlümmelten   – sie musste gedacht haben, sie wären hinter ihr her.
    Sie raste über die Verkehrsinsel, prallte von einer Heckklappe ab, lief quer über die Motorhaube eines Ford Mondeo und flitzte am Rainforest Café vorbei, wobei sie haufenweise Touristen niedermähte. Ich schlängelte mich inmitten eines Hupkonzerts zwischen den Autos hindurch, immer ihr nach. Dann stöhnte ich laut auf, weil sie scharf ins Trocadero Centre einbog. Der einzige Weg dort hinein besteht aus ein paar Rolltreppen in die erste Etage. Eine Verfolgungsjagd über Treppen ist immer ein Albtraum, weil die Chance besteht, dass der Verfolgte dirin der blinden Ecke auf dem oberen Absatz auflauert, um dich wieder hinunterzustoßen. Aber ich durfte die Bleiche Lady auf keinen Fall verlieren, also rannte ich die abwärts gleitende Rolltreppe hinauf, in der Hoffnung, dass sie, wenn überhaupt, dann auf der anderen Seite auf mich warten würde. Der Einfall war nicht schlecht, und hätte sie tatsächlich auf mich gewartet, wäre ich sehr zufrieden mit mir gewesen.
    Das Trocadero ist ein fies verschachtelter fünfstöckiger Neobarockbau von 1896, der in den Jahren seines Bestehens alle möglichen Wandlungen durchgemacht hat, vom Varieté übers Restaurant zum Wachsfigurenkabinett. Mitte der Achtziger wurde er innen komplett ausgeweidet und mit den Kulissen von
Flucht ins 23.   Jahrhundert
umdekoriert   – jedenfalls hatte ich das so in Erinnerung. Es gibt dort ein Kino und eine mehrstöckige Spielhalle, an die ich mich gut erinnerte, weil meine Mum dort früher mal saubermachte. Und einer meiner Onkel kannte einen Trick, mit dem man sich Freirunden auf
Street Fighter II
ergaunern konnte.
    Am Ende der Rolltreppe angekommen, erhaschte ich ein lachsrosa Aufblitzen und sah, wie die Bleiche Lady mit einem Sprung die Handvoll Treppenstufen hinunter ins Hochparterre nahm. Eine Meute draller weißer Mädchen in schwarzen Kapuzenshirts stob auseinander, als sie zwischen ihnen landete. Während ich hinterhersprintete, betete ich: Bitte, lieber Gott, lass sie nicht ins Kino gehen, denn abgesehen von einem Minenfeld ist ein Multiplex so ziemlich der letzte Ort, an dem man gern einen Verdächtigen verfolgen möchte. Sie rutschte kurz auf dem blank gebohnerten Boden aus und schwenkte nach links.
    Ich brüllte den drallen Mädchen »Polizei!« entgegen, und sie stoben wieder auseinander. Eine von ihnen schrie »Wichser!« zurück, während ich meinerseits die Treppe hinuntersprang und der Bleichen Lady durchs Hochparterre folgte.
    Sie flitzte an einem Café vorbei, dessen Aluminiumstühle den Durchgang halb blockierten. Irgendein armer Trottel stand im falschen Moment auf und bekam ihren Unterarm an den Kopf. Er sackte zu Boden und riss einen Tisch mit. Das Tablett darauf flog übers Geländer und landete drei Stockwerke tiefer im Atrium.
    »Polizei«, brüllte ich noch einmal und erntete von den Umstehenden nur verdatterte Blicke. Ich weiß wirklich nicht, warum wir uns noch die Mühe machen. Pure Energieverschwendung, und meinen Atem hätte ich in dem Augenblick anderweitig viel besser brauchen können.
    Die Bleiche Lady rannte die nächste kurze Treppe wieder hinauf, geradewegs in eine schummrige, lärmige Höhle voll zuckender Lichter hinein. Eine eisblaue Neonschrift über dem Eingang verkündete WELCOME TO
    FUNLAND.
    Drinnen war es

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