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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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gerammelt voll, vor allem Teenager und junge Männer, die sich die Zeit vertrieben, bis die Clubs aufmachten. Sie saßen vor Groschengräbern und altmodischen Autorennspielen, die ich noch von vor zehn Jahren kannte. Hätte sich die Bleiche Lady irgendwo zwischen die Leute geduckt, ich hätte sie unweigerlich verloren. Aber entweder hatte sie nur begrenzt Zeit oder sie konnte spüren, wie sich der Zorn der Metropolitan Police gleich einer Gewitterwolke ungeahnten Ausmaßes über ihr zusammenbraute. Niemand bringt in einer Polizeistationeinen Zeugen um und kommt ungeschoren davon   – außer möglicherweise, er hat einen Dienstausweis.
    Zwischen den Arcade-Maschinen und Glücksspielautomaten führten zwei Rolltreppen hinauf in die nächste Etage. Als ein pubertierender Jüngling dorthin zeigte und sein Kumpel ein Handy herauszog, um etwas zu filmen, was ich nicht sehen konnte, wusste ich, wo die Bleiche Lady war. Ich stellte eine Blitzberechnung an: Wenn ich auf den Skittles-Automaten und von dort aus wiederum hoch genug sprang, um den Handlauf der Rolltreppe zu erreichen, konnte ich mich daran hochziehen und auf die Treppe hinüberflanken. Ich landete direkt hinter der Bleichen Lady, die flach auf dem Rücken lag, um nicht gesehen zu werden. Sie fauchte und trat mit dem Fuß nach meinem Gesicht, aber ich konnte gerade noch den Kopf wegdrehen, und ihre Ferse zischte mit einem Geräusch wie zerreißende Seide an meinem Ohr vorbei. Ich holte aus, um ihr auf das andere Knie zu treten, aber sie krabbelte rückwärts und versuchte es mit einem Tritt zwischen meine Beine. Ich drehte mich zur Seite, und sie erwischte nur meinen Oberschenkel, aber so hart, dass ich ins Stolpern kam. Gerade wollte sie zum zweiten Mal zutreten, da erreichten wir das Ende der Rolltreppe, und sie kreischte auf.
    Ich sah, dass ihr Haar, so kurz es war, sich in den Metallzähnen am oberen Ende der Treppe verfangen hatte. Sie bäumte sich auf, machte eine Art Rolle rückwärts und schwang sich von dort aus in einen verzweifelten Handstand, um sich zu befreien. Ich fuhr meinen Schlagstock aus und hieb zu, so fest ich konnte. Eine solche Chance würde ich nicht noch einmal bekommen.
    Also, es ist ja nicht so, dass man uns die Dinger einfachin die Hand drückt und sagt »Versuchen Sie, niemanden zu töten«. Wir werden schon darin ausgebildet, sie zu benutzen. Leichte Schläge, die als Warnung gedacht sind; ein schwungvoller Hieb, absichtlich so langsam ausgeführt, dass der Verdächtige zurückweichen kann; ein fieser Klatscher auf den Oberschenkel, der auf Fernsehbildern nicht so leicht zu sehen ist. Aber das Grundprinzip besteht darin, dass man immer mit genau kalkulierter, der Situation angemessener Kraft zuschlägt. Und so warf ich mich nach vorn, während sie kopfüber stand, und hieb ihr den Stock mit aller Kraft, die ich noch hatte, gegen die Hüfte. Etwas knackte hörbar, und sie heulte so laut auf, dass sie einen Moment lang Musik und Soundeffekte übertönte. Dann trat sie mich gegen die Wange.
    Es war keiner ihrer Meistertritte, aber kräftig genug, dass mein Kopf nach hinten flog. Ich hatte das Ende der Rolltreppe erreicht und stolperte, während sie ihren Überschlag vollendete, sich umdrehte und wegzukriechen versuchte. Damit war ich gar nicht einverstanden, also warf ich mich ihr auf den Rücken, so schwer wie möglich, um ihr den Atem zu rauben. Aber in einer unwahrscheinlich fließenden Bewegung bäumte sie sich auf und schleuderte mich seitlich in einen Spinna-Winna-Automaten. Mein Ellbogen durchstieß die Glasscheibe, und ich wusste, das sich einstellende taube Gefühl war nur eine kleine Anzahlung, der Schmerz würde nachgeliefert. Als ich mich aufrichtete, flog schon ihre Faust auf mein Gesicht zu. Aber anscheinend war sie auch nicht mehr ganz auf der Höhe, denn diesmal konnte ich rechtzeitig ausweichen, und ihre Hand krachte durch die gesplitterte Scheibe. Ich wirbelte herum und ließ den Stock, so festich konnte, auf ihr Handgelenk niedersausen. Wieder ein Knacken, dann spritzte das Blut nur so, weil Glassplitter sich in ihre Hand bohrten. Sie keuchte rasselnd auf und starrte mich an.
    »Gib auf«, sagte ich.
    Auf ihrem Gesicht spiegelten sich Schmerzen, Wut und dieses Selbstmitleid, das man immer wieder bei Gewalttätern sieht, die merken, dass es keinen Ausweg mehr gibt. Trotzig fletschte sie die Zähne und riss ihre Hand aus der Spinna-Winna-Maschine   – eine Blutfontäne ergoss sich über mein Gesicht. Ich senkte den

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