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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Krankenhaus?«
    »Nee. Wenn sie gewollt hätte, dass du weißt, dass sie in der Stadt ist, hätte sie dir Bescheid gegeben.«
    Dem konnte ich nicht widersprechen.
    Nightingales Rugbyspiel war zu Ende. Er bedankte sich für das Bier und verschwand. Ich schaltete auf die Nachrichten um, weil ich wissen wollte, ob ein gewisser entführter Rettungswagen noch darin herumspukte, aber er war von einer schweren Überschwemmung bei Marlow verdrängt worden. Es gab eine Menge hübscher Bilder von Autos, die auf idyllischen Landstraßen herumschwammen, und Senioren, die von der Feuerwehr in Booten herumgefahren wurden. Einen Augenblick lang kam mirder schreckliche Verdacht, das könnte Vater Themses Reaktion darauf gewesen sein, dass Ash verletzt worden war, aber als ich die Einzelheiten recherchierte, fand ich heraus, dass das Wasser erst in der folgenden Nacht gestiegen war, als ich mich mit Simone auf dem Dach vergnügt hatte.
    Welche Erleichterung. Ich hatte schon genug Probleme, da musste ich nicht noch unabsichtlich das halbe Themsetal fluten.
    Eine Dame vom Umweltamt wurde gefragt, warum es keine Flutwarnung gegeben hatte. Sie erklärte, die Themse habe ein höchst komplexes Wassereinzugsgebiet, das durch den menschlichen Eingriff in die natürlichen Prozesse noch komplexer geworden sei.
    »Manchmal kann der Fluss einen schlicht überraschen«, sagte sie. In der Nacht zuvor hatte es bereits einen unerwarteten Pegelanstieg gegeben, und sie schloss nicht aus, dass es im Verlauf des heutigen Tages zu einem weiteren kommen könnte. Wie die meisten Londoner war ich der Ansicht, dass es sich nur reiche Leute leisten konnten, direkt am Fluss zu wohnen, daher konnte ich die Aussicht auf eine weitere Überschwemmung mit größter Fassung ertragen.
    Ich schloss meine HOLME S-Sitzung und fuhr alles herunter. Stephanopoulos hatte keine Verbindung zwischen unseren zweieinhalb Opfern gefunden. Noch schlimmer   – St. John Giles und Sandbrow waren rein zufällig in dem Club gelandet, wo sie die mysteriöse Killerin getroffen hatten. In den Notizen, die Stephanopoulos an die Personendateien angehängt hatte, vertrat sie die Meinung, und da musste ich ihr zustimmen, dass die beiden jungen Männer Zufallsopfer waren, während das Vorgehen beiJason Dunlop wie ein gezielter Mord aussah. Mit den beiden hatte die Bleiche Lady, wie ich sie inzwischen im Stillen nannte, an einem öffentlichen Ort vor möglichen Zeugen Kontakt aufgenommen. Vielleicht hatte es etwas mit der Überlappung von Berufsleben und Freizeit zu tun. Vielleicht waren die zwei Jungs in den Nachtclubs Hobby gewesen und Dunlop Arbeit.
    Mum rief mich an, um mich daran zu erinnern, dass ich an diesem Nachmittag Dad mit meinen Hilfstruppen bekannt machen wollte. Ich bemerkte, dass dies schon ihr dritter Anruf in dieser Sache sei, aber davon ließ sie sich überhaupt nicht stören, wie immer. Ich versicherte ihr, dass ich pünktlich da sein würde. Kurz überlegte ich, ob ich Simone mitnehmen sollte, aber dann entschied ich, dass es mit ihr viel zu gut lief, als dass ich meine Familie auf sie hätte loslassen wollen   – insbesondere meine Mum.
    Ich rief sie trotzdem an. Sie versicherte mir, sie habe schreckliche Sehnsucht nach mir. Im Hintergrund hörte ich weibliches Gelächter und einige Kommentare, zu leise, um sie zu verstehen. Ihre Schwestern, vermutete ich.
    »Schreckliche Sehnsucht«, wiederholte sie. »Du könntest nicht vielleicht später vorbeikommen und mich zur Ordnung rufen?«
    »Was ist mit keinen Männern nach zehn?«
    »Du hast nicht zufällig ein Bett«   – weiteres Gelächter im Hintergrund   –, »das du nicht teilen musst?«
    Ich fragte mich, ob ich sie ins Folly schmuggeln könnte. Nightingale hatte nie ausdrücklich etwas gegen Übernachtungsgäste gesagt, aber ich war mir nicht sicher, wie ich das Gespräch darauf bringen sollte. In der Remise hatte ich zwar selbst schon geschlafen, aber für zwei würdedas Sofa sehr eng sein. Vielleicht sollte ich den Gedanken aber weiterverfolgen.
    »Ich ruf dich später an«, sagte ich und schlug müßig die Zimmerpreise einiger Hotels im Zentrum nach   – aber selbst mit meinen ganz anständigen Finanzen war das utopisch.
    Erst da fiel mir ein, dass sie noch vor weniger als zwei Wochen die trauernde Geliebte des seligen Cyrus Wilkinson gewesen war, Mitglied genau der Band, mit der mein Dad heute Nachmittag proben würde. Ein Grund mehr, sie nicht einzuladen.
     
    So gut wie jeder Sozialwohnblock hat ein paar

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