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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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diesem Brand in Covent Garden.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    Smith schüttelte den Kopf. »Ich hab gar nichts gesehen. Und auch nichts gehört.«
    »Woher wissen Sie dann, dass er da ist?«, fragte Stephanopoulos.
    »Ihr neumodischen Bullen glaubt, euch könnte keiner was erzählen. Aber Soho, das ist mein Terrain, mein Revier. Und wenn sich in meinem Revier was ändert, dann spür ich das, da bin ich wie ein Tiger. Mann, mich juckt’s in der kleinen Zehe, wenn ein neuer China-Imbiss aufmacht, also spür ich’s auch, wenn sich was derart Böses einschleicht.« Er sah uns mitleidig an. »Ein Bulle vom alten Schlag hätt’s auch gespürt. Selbst ein Flachwichser wie Johnson hätte gemerkt, dass da was im Busch ist.«
    »Und hätte schnell geschaut, ob für ihn was dabei rausspringt«, sagte Stephanopoulos.
    Smith zuckte mit den Schultern.
    »Warum sind Sie nicht sofort verduftet?«, wollte ich wissen.
    »Weil ich heutzutage meine Finger in nichts mehr drin hab, wo sie nicht reingehören, und meine Kundschaft eine völlig andere ist. Ich bin koscher. Also, warum sollte ich mir Sorgen machen? Außerdem steckt all mein Vermögen in meinem Geschäft.«
    »Was war dann das Problem?«, fragte ich.
    »Ich vermute mal, Sie«, sagte er. »Als Sie zum ersten Mal bei mir auftauchten, waren Sie kaum aus der Tür, da kommt er reinstolziert und setzt sich auf genau den Stuhl, wo Sie saßen.«
    »Wer?«, fragte Stephanopoulos.
    »Das ist der Punkt. Ich weiß es nicht. Ich kann mich an seine Stimme erinnern und daran, was er sagte, aber sein Gesicht   – nichts.«
    »Ach, kommen Sie.«
    »Haben Sie schon jemals vergessen, wo Sie Ihre verdammten Schlüssel hingelegt haben? Genau so war’s, ich weiß hundertprozentig, dass er vor mir saß, aber Scheiße noch mal, ich komm nicht mehr darauf, wie er aussah.«
    »Woher wollen Sie dann wissen, dass es der neue Magier war?«, fragte sie.
    »Sind Sie taub? Oder glauben Sie, ich hab BSE? Ich kann mich nicht an das Gesicht von dem Kerl erinnern   – hört sich das für Sie wie ein natürliches Vorkommnis an?«
    Stephanopoulos warf mir einen Blick zu, aber ich konnte nur mit den Achseln zucken   – magisch gesprochen überstieg das bei weitem meine Kompetenz. Außerdem wurde mir angesichts des Tempos, in dem meine beiden Fälle sich einander annäherten, allmählich eiskalt in der Magengrube.
    »Was wollte Mr.   Vergissmich denn von Ihnen?«, fragte ich.
    »Hat nach demselben Vögelchen gefragt wie Sie.«
    »Peggy?«
    Er nickte. »Was ich über Peggy wüsste, was ich über
Sie
wüsste, und ob ich nicht damals bei Larrys Debüt dabei gewesen wäre? So nannte er es   – Larrys Debüt.«
    Stephanopoulos verspannte sich leicht; sie hätte gern gewusst, wer Peggy war, aber das zweite ungeschriebene Gesetz einer Vernehmung ist, dass die Polizei zu jeder Zeitals einige Front erscheinen muss. Vor einem Verdächtigen stellt man sich gegenseitig keine Fragen.
    »Und Sie sind sicher, dass dieser Mann nicht mit dem alten Magier identisch war?«, erkundigte sie sich.
    »Was soll ich sagen«, gab Smith zurück. »Er war jung und piekfein, das ist alles, was ich weiß.«
    »Wo war der Club dieses alten Magiers?«, fragte ich.
    »Das wollen Sie nicht wirklich wissen.«
    »Doch, Smithy«, sagte ich. »Zufällig will ich genau das unbedingt wissen.«
     
    Wenn man nicht ernstlich ein Rad ab hat, spaziert man nicht einfach zu einer verdächtigen Adresse und tritt die Tür ein. Abgesehen von allem anderen ist es nicht so leicht, eine Tür einzutreten   – beim letzten Mal, als ich es versuchte, hatte ich mir einen Zeh gebrochen. In gewerbliche Einrichtungen einzudringen ist normalerweise noch schwerer als in Privatwohnungen, deshalb reservierten wir zuallererst ein Zugriffsteam für den späten Nachmittag. Das ließ uns genug Zeit, um gemäß Abschnitt 8 des Gesetzes zur Polizeiarbeit und Kriminalitätsbekämpfung von 1984 mit Hilfe einiger sorgfältig ausgewählter Höhepunkte aus der Vernehmung von Alexander Smith eine Durchsuchungsgenehmigung zu beantragen. »Wir« ist hier nicht ganz wörtlich zu nehmen, denn mit einer kompletten Mordkommission zusammenzuarbeiten hat gewisse Vorteile. Stephanopoulos hatte ein ganzes Regiment von Untergebenen zur Verfügung, die die Formalitäten erledigten. In der Zwischenzeit zogen wir beide uns ins Burlington Arms zurück und genehmigten uns was zu trinken. Wir fanden, das hatten wir uns verdient.
    In den alten primitiven Zeiten hätte eine typische

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