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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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versuchte, mit gespreizten Fingern ihre nassen Haare zu kämmen.
    »Sie sind hübsch genug«, sagte Dr. Dahl. »Aber Ihr Knöchel wird Ihnen noch Sorgen machen.«
    »Finden Sie, daß ich hübsch bin?« Die Augen Margrets verfolgten Dr. Dahl, wie er zu einem Schrank ging und einige Rollen Gipsbinden herausholte.
    »Ja. Das wissen Sie doch.«
    »Aber ich lege besonderen Wert darauf, daß es ein Mann wie Sie sagt, Herr Doktor.«
    »Mein kleines Fräulein …« Dr. Dahl drehte sich um. »In zehn Minuten werde ich Ihnen den Fuß festgipsen, und dann werden Sie vorerst andere Gedanken haben.« Sein Blick glitt über ihren kaum verhüllten Körper. Ein plötzlicher Vergleich mit Lisa drängte sich ihm auf. Sie ist reifer, schöner, dachte er. Sie ist Erleben. Das hier ist erwartungsvolle Jugend, Verspieltheit und Neugier.
    Aus dem Nebenzimmer kamen die beiden Schwestern. Sie halfen Margret vom Sofa und trugen sie zum Röntgenzimmer.
    Von nun an ging alles schnell. Röntgenaufnahme, Schnellentwicklung.
    »Kein Bruch, Gott sei Dank«, sagte Dr. Dahl. »Aber einen Gips bekommen Sie doch, sonst liegen Sie nie still.«
    Das Anlegen der Gipsbinde. Kalt und klebrig. Stechende Schmerzen im Fuß. Margret drückte die Finger tief in die Schulter Dr. Dahls, als er die Gipsbinde umwickelte. Aber sie schrie nicht mehr. Sie wollte tapfer sein. Sie wollte Zeigen, daß sie erwachsen war.
    Der Kabinensteward vom Oberdeck-Backbord brachte aus Margrets Kabine 107 zwei Schlafanzüge, einen Morgenmantel und Pantoffeln. »Was soll denn das?« fragte Margret. »Muß ich denn hierbleiben?«
    »Nur diese Nacht.« Dr. Dahl war mit dem Gipsen fertig und strich mit schweißtriefenden Händen die Oberfläche schön glatt. Dann zog er die Gummischürze aus und hielt die Hände unter Wasser. Eine weiße Brühe füllte das Waschbecken. »Sie werden diese Nacht noch große Schmerzen haben. Da ist es mir lieber, ich bin gleich bei Ihnen, als wenn ich dauernd hinauf- und hinunterfahren muß, um Ihnen Spritzen oder Tabletten zu geben.«
    Mit einem Rollstuhl, ähnlich wie ihn die gelähmte Frau Michaelsen hatte, wurde Margret zum Bettentrakt gefahren. Sie bekam in einer schönen, hellen Kabine ein weißbezogenes Bett.
    »Bin ich ganz allein hier?« fragte sie, als Dr. Dahl nach zehn Minuten kam, um ihr eine schmerzstillende Injektion zu geben.
    »Ja. Die Passagiere sind unwahrscheinlich gesund. Nur vier Besatzungsmitglieder sind noch hier.« Dr. Dahl rieb den straffen weißen Schenkel, den er aufdeckte, mit Alkohol ab und drückte die Luft aus der Injektionsnadel. Er wußte, was Margret jetzt dachte. »Es ist nur diese Nacht. Morgen können Sie in Ihre Kabine. Ich weiß, daß es langweilig ist, aber es geht nicht anders. Immerhin haben Sie Radio am Bett. Die Schwester kann Ihnen auch etwas zu lesen bringen.« Er stieß die Nadel in das feste Fleisch und spritzte. »Schon vorbei!«
    »Danke, Herr Doktor.« Margret gab Dr. Dahl die Hand, aber als er sie wieder wegziehen wollte, hielt sie ihn fest. »Sie sind so nett.«
    »Ich weiß.« Dr. Dahl lächelte. Auf allen Fahrten hatte er diese gleichen Worte unzählige Male gehört. »Und nun versuchen Sie, ruhig zu liegen. In einer halben Stunde haben Sie keine Schmerzen mehr und schlafen.«
    Er drehte ihr noch das Radio an, deckte sie zu wie ein Kind und verließ dann die Kabine.
    Über eine Stunde lag Margret still in ihrem weißen Krankenbett, hörte im Radio eine Übertragung aus dem Restaurant Bellevue der ›Ozeanic‹, wo ein lustiger Nachmittag mit Quiz und Schlagersängern stattfand, und dachte dabei an die drei Tage, die sie nun an Bord war. Tage, die ihr Leben völlig verändert hatten. Tage, die vielleicht ihr ganzes Wesen bestimmen würden. Tage, in denen eine andere Margret Goltz geboren worden war.
    Dann wurde es ihr zu langweilig, und sie klingelte nach der Schwester, um sich ein Buch holen zu lassen. Schlafen konnte sie nicht. Die Spritze nahm zwar die Schmerzen deutlich weg, aber sie machte nicht müde. Im Gegenteil, ihr Herz schlug schneller, wenn sie an Dr. Dahl dachte … oder an die kräftigen Muskeln des Italieners … oder an die harten Farmerhände von Sam Hopkins, die auch die Schwielen nicht verloren hatten, als er Hosenträger zu fabrizieren begann. Meistens lebte er ja noch auf seiner Farm. Sie dachte an die fordernden Küsse Ulrich Renners, an die Nacht in seinen Armen und an die Frechheit des Tennistrainers, der ihr gleich nach zehn Minuten Flirt in die Bluse gegriffen hatte.
    Sie

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