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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Und wer denkt denn daran, daß seine Frau heimlich nach Amerika fährt? Ich habe sogar versucht, sie ein paarmal anzurufen, aber nie war sie zu Hause … Natürlich nicht … sie saß zwei Meter von mir entfernt am Nebentisch, mit Ihnen … Ist denn so etwas möglich? Aber wenn Sie Lisa kennen würden, mit ihrem aschblonden Haar …«
    Dr. Dahl nickte schwer. »Ich kenne sie jetzt. Die Perücke hat sie abgenommen; das … das andere wollte sie mir heute sagen. Ich wußte nicht, was – aber daran habe ich nie gedacht.« Er starrte Hergarten aus trunkenen Augen an. »Sie irren sich nicht, Herr Hergarten?«
    »Es gibt nur eine Lisa Arthberg.«
    Dr. Dahl erhob sich, schwankte zum Schreibtisch und nahm die Handtasche Lisas aus der Schublade. Durch das Herz Hergartens ging ein Stich. Sie wohnt schon bei ihm, dachte er. Aber dann dachte er an Sybilla – es war die gleiche Situation. Trotzdem tat es weh.
    »Ihr Paß …«, sagte Dr. Dahl und holte aus der Tasche das flache Büchlein. »Vielleicht irren Sie sich doch.«
    Hergarten nahm den Paß. Ein einziger Blick genügte. Das Bild, die Angaben zur Person, die Unterschrift. Er klappte den Paß zu und legte ihn auf den Tisch.
    »Es ist ihr Mädchenpaß«, sagte er. »Es wurde vergessen, ihn einzuziehen. Es gibt gar keinen Irrtum: Es ist Lisa, meine Frau.«
    Sie saßen sich gegenüber und sahen sich eine Zeitlang stumm an. Was sollte man jetzt sagen? Die Situation war weniger fatal als tragisch. Lisa Hergarten war auf dem Schiff verschwunden, und plötzlich gab es auch einen Grund, einen großen sogar: Sie war die größte Waffe in der Hand des Gegners.
    »Ihre Erfindung …«, sagte Dr. Dahl leise. »Ihre Scheiß-Erfindung! Warum müssen eure Gehirne immer neue Möglichkeiten ersinnen, wie man noch mehr Millionen auf einen Schlag umbringen kann?«
    »Es soll einem friedlichen Zweck dienen«, sagte Dr. Hergarten schwach.
    »Wie die Atomspaltung, was?! Welch lahme Ausreden, welcher Selbstbetrug. Alles, was aus dieser Richtung kommt, ist zuerst eine Vernichtungswaffe. Der Mensch will ja gar keinen ewigen Frieden! Gucken Sie sich doch um in der Welt. Überall knallt es! So lange schon kein Krieg mehr in Europa, da juckt es den Militärs in den Händen, da lamentieren die Waffenfabrikanten. Absatz, Leute, Absatz brauchen wir! Wir gehen doch pleite ohne Krieg! Butter, die nicht gegessen wird, wird ranzig. Waffen, die nicht schießen, verrosten! Das ist eine Schande! Millionen verrosten! Kriege her! Die Milliarden der Rüstung müssen sich doch einmal auszahlen! Und da kommen Sie und erfinden auch noch ein Mittel, das Länder ausradieren kann. Sie Idiot!«
    Dr. Dahl brüllte es durch seine Kabine, nahm die Kognakflasche und setzte sie an den Mund.
    »Ich auch«, sagte Hergarten dumpf, nahm Dahl die Flasche weg und setzte sie auch an die Lippen. »Wir müssen Lisa suchen«, sagte er dann.
    »Wo? Mensch, wo?« Dahl hieb mit den Fäusten auf den Tisch. »Seit zwei Stunden wird das ganze Schiff durchsucht. Den Passagieren erzählt man, ein Junge aus der dritten Klasse habe sich aus dem Staube gemacht und geistere nun als kleiner Abenteurer durch das Schiff, ohne Ahnung der vielen Gefahren. Aber suchen Sie mal eine schwimmende Stadt wie die ›Ozeanic‹ durch! Jeden Winkel, jedes Loch, jede Spalte.« Er atmete heftig und stützte den Kopf in beide Hände. »Polizei kommt morgen an Bord. Ich habe es bei dem Kapitän durchgesetzt. Sie kommen mit einem Flugboot. Wir lassen die ›Ozeanic‹ nicht eher in New York landen, bis wir Lisa haben – oder den unbekannten Mörder, der auf dem Schiff wütet.« Er beugte sich über den Tisch und ergriff Hergarten an den Aufschlägen seines Anzuges. »Sie lieben Sybilla, nicht wahr?«
    »Müssen wir das jetzt besprechen?«
    »Ja! Ich habe es Ihnen schon gesagt: Ich werde Lisa heiraten! Wir lieben uns. Wenn Sie sich zu Sybilla hingezogen fühlen, wird es Ihnen leicht sein, sich von Lisa zu trennen. Wir müssen das klären, Herr Hergarten.«
    »Wir sollten bei diesem Gespräch Lisa dabeihaben«, sagte Hergarten gequält. »Ich bin es nicht gewöhnt, daß man bei mir um die Hand meiner Frau anhält. Es ist schließlich das erste Mal.«
    Danach saßen sie sich wieder stumm gegenüber, bis Sybilla eintrat. Sie kam, ohne anzuklopfen. In ihren Augen stand Angst.
    »Ihr lebt noch«, sagte sie, und es sollte ein Witz sein. Dahinter aber schwang bittere Wahrheit. »Ihr habt euch noch nicht umgebracht?!«
    »Ich gratuliere Ihnen zu dieser Frau«, sagte

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