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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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bat mich, ruhig weiterzuerzählen. Ich fuhr fort: »Leider hatte Monika unmittelbar vor unserer Abreise einen Skiunfall, deswegen musste ich alleine fahren. An dem Morgen, an dem ich wieder abreisen wollte, hatte Jonathan diesen …« Ich verstummte, unsicher, wie ich mich ausdrücken sollte. »Jonathan ist mit nur einer Hand ziemlich gehandikapt. Und ich war ihm lieber als – jemand anderes«, schloss ich etwas lahm.
    Mrs. Dunnet lächelte mir zu und nickte. »Ich verstehe. – Es tut mir leid, dass wir Sie einfach in diese Rolle gedrängt haben, aber es bedeutet Edward so viel. Würde es Ihnen viel ausmachen, sie noch ein wenig länger durchzuhalten?«
    Was sollte man darauf erwidern? Wo sollte das hinführen?
    Mrs. Dunnet griff nach einem silbernen Teelöffel und begann, ihn nervös zwischen den Fingern zu drehen. »Jonathan vertraut Ihnen, also tue ich es auch«, stieß sie mit offensichtlicher Überwindung heraus. »Edward wird nicht mehr lange begreifen, was um ihn herum vorgeht. Unser Arzt … unser Arzt hat viele komplizierte Ausdrücke benutzt, die ich nicht verstehe, aber es läuft darauf hinaus, dass er wie ein Kind nur noch in seiner eigenen Welt leben wird. Es ist Ihnen sicher aufgefallen, dass er …« Sie suchte nach Worten.
    Das war es, was mich so irritiert hatte! Mr. Dunnet strahlte eine Art kindlicher Unschuld aus, eine Art beschränkter Wahrnehmung, die nur das zur Kenntnis nahm, was zu seiner Erwartung passte, und alles andere ausblendete. Ein Mann mit seiner Lebenserfahrung hätte wissen müssen, dass seine Annahme gänzlich unglaubwürdig war. Aber er war eben kein Mann mehr mit der Erfahrung von siebzig Jahren. Mitleid wallte in mir auf. Und Bewunderung für diese kleine Frau.
    »Natürlich spiele ich Jonathans Verlobte, solange Sie es möchten«, versicherte ich ihr.
    »Danke, meine Liebe.« Sie tätschelte leicht meinen Arm. »Allzu lange werden Sie diese Rolle nicht spielen müssen. Ich möchte Edward so bald wie möglich nach Suttonfield zurückbringen. Aber er war nicht zu halten, als dieser verd… Reporter versuchte, ihn wegen Jonathan auszuhorchen. Meist vergisst er alles über Nacht, aber manchmal ist es wie verhext: Dann hat sich etwas in ihm festgesetzt und er ist nicht davon abzubringen.« Sie lachte ein wenig zittrig. »Diese Zielstrebigkeit habe ich als Erstes an ihm geliebt, als wir uns kennen lernten. Heute verfluche ich sie manchmal.«
    Eine Zeit lang schwiegen wir. Ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen, und sie schien in Gedanken versunken.
    »Es fällt mir schwer, danach zu fragen, aber wissen Sie, ob mein Sohn endlich jemanden gefunden hat, der ihm das gibt, was er sucht?«
    »So vertraut sind wir nicht«, wehrte ich ab.
    »Ich hätte Sie nicht fragen sollen, verzeihen Sie mir«, sagte sie leise. »Aber seit dem schrecklichen Unfall dieses armen jungen Mannes werde ich das Gefühl nicht los, dass Jonathan sich die Schuld daran gibt und einfach nicht darüber hinwegkommt. Wissen Sie, die beiden waren am College unzertrennlich. Sie haben sogar zusammen Theater gespielt.« Sie verzog das Gesicht, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen, und fuhr fort: »Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Edward sich schrecklich darüber aufgeregt hat, dass man den beiden die Hauptrollen in Romeo und Julia gegeben hat. Er konnte den Jungen nicht ausstehen, hielt ihn für verweichlicht und dekadent und fürchtete das, was man einen schlechten Einfluss nennt. – Ich möchte nur, dass Jonathan glücklich ist. Würden Sie ihm das bei Gelegenheit sagen? Ich kann mit ihm nicht darüber sprechen.«
    Jonathans Vater war nur mit Mühe davon abzubringen, uns alle zum Lunch in ein teures Restaurant auszuführen, »zur Feier des Tages«, wie er es nannte. Mit vereinten Kräften schafften wir es, ihn zu überreden, diese Feier zu verschieben, bis Jonathan wieder beide Hände gebrauchen konnte.
    Mit Rücksicht auf den alten Herrn und seine eingefahrenen Gewohnheiten ging ich, mit einer umfangreichen Liste ausgestattet, zu dem Delikatessenhändler an der Ecke und kaufte alles für einen klassisch-englischen Lunch. Zufrieden belegte Edward Dunnet seine Toastscheiben dick mit dem orangefarbenen Cheddar, löffelte eingelegte Zwiebeln darüber und verbreitete sich über die Unsitte der zunehmend exotischeren Speisen. »Das nenne ich ein ordentliches Essen! Nicht solche Albernheiten wie diese kontinentalen Langbrote. – Wann wirst du mit Verena das Brautkleid besorgen, Annie? Ich denke, ihr

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