Schwarzer Purpur
solltet es bei Harrod’s kaufen. Ist zwar nicht mehr britisch, aber da hast du damals deines gekauft. Vielleicht haben sie dort noch so etwas Ähnliches?«
Das peinliche Schweigen hielt unangenehm lange an. Schließlich fiel es sogar Mr. Dunnet auf. Er blickte hoch und sagte befremdet: »Was schaut ihr alle so, als hätte ich etwas Komisches gesagt. Heiratet man heute etwa nicht mehr im Brautkleid?«
»Doch, Vater, doch!« Jonathan legte ihm beruhigend die Hand auf den Unterarm. »Aber weißt du, wir wollten nicht so eine große Sache daraus machen. Schließlich bin ich nicht mehr der Jüngste, wie du mich gerne erinnerst …«
Mr. Dunnet machte einen enttäuschten Eindruck. »Und ich habe mich so darauf gefreut, euch am Altar stehen zu sehen, mit jeder Menge Brautjungfern und Blumen und weinenden Tanten …«
»Edward«, mahnte Jonathans Mutter sanft. »Du musst es schon ihnen überlassen. Es ist ihre Entscheidung, nicht deine.« Aber ich sah sie unauffällig eine Träne wegzwinkern.
Als sich die Tür hinter ihnen schloss, stieß Jonathan einen tief empfundenen Seufzer der Erleichterung aus. »Uff, Ende der Vorstellung. – Ich danke dir!« Er umarmte mich übertrieben übermütig und küsste mich brüderlich auf die Wange. »Du hast Talent. Soll ich dich bei einer Castingshow unterbringen?«
Seine aufgesetzte Fröhlichkeit überdeckte nur unzureichend die Traurigkeit, die er normalerweise so gut verbarg. »Untersteh dich!« Ich stieß ihn in die Seite. »Vergiss nicht, dass du sie für heute Abend eingeladen hast. Überleg dir lieber, was ich Besonderes kochen soll.«
Jonathan verdrehte die Augen. »Du solltest dich hören! Ein gelungener Lammeintopf, und schon wird sie größenwahnsinnig. – Lass mich überlegen, nichts zu Exotisches. Vielleicht Kartoffeln mit Rosmarin und ein schönes, blutiges Roastbeef …« Vor sich hin murmelnd, versank er in seiner Einkaufsliste. Als er sie mir reichte, wagte ich mich behutsam an das heikle Thema.
»Deine Eltern gefallen mir. Ich glaube, sie hängen sehr an dir.«
»Wirklich? Ich habe den Eindruck, mein Vater hängt mehr an seinem Bild vom lieben Jonathan als an Jonathan, wie er nun einmal ist.« Der bittere Zug um seinen Mund ließ etwas nach, und er lächelte wehmütig. »Er hat immer versucht, mir alle jungen Damen der Umgebung in die Arme zu schieben. Das war vielleicht peinlich!«
»Er hat es sicher gut gemeint.« Keiner von uns sprach aus, was wir beide dachten.
In der Hektik der Vorbereitungen hätte ich beinahe vergessen, mich umzuziehen. Jonathan scheuchte mich fünf Minuten vor dem erwarteten Eintreffen seiner Eltern in mein Zimmer, mit dem Hinweis, mich zu beeilen, damit das Roastbeef nicht zäh würde.
Das Stimmengemurmel im Flur spornte mich zu größter Eile an. Ich schlüpfte gerade in mein Maiglöckchenkleid, als eine Stimme mich erstarren ließ, die eindeutig nicht zur Familie Dunnet gehörte.
Was …
Was machte Mark Abernathy hier?
Hatte ich Halluzinationen, oder war es tatsächlich seine dunkle, klare Stimme, die darum bat, kurz mit Frau Naumann sprechen zu dürfen?
»Was wollen Sie von meiner Schwiegertochter? « Edward Dunnets fröhliche Stimme klang auf einmal seltsam bedrohlich. »Dad, bitte!« Jonathan klang leicht entnervt. »Die beiden kennen sich geschäftlich. Abernathy hat sicher noch ein paar Details zu klären. Geht bitte vor ins Esszimmer und öffnet schon mal den Champagner. – Ich bringe Sie zu ihr, Abernathy, hier entlang.«
Ich umklammerte die Türklinke, während die Schritte näher kamen. In meinem Kopf drehte sich alles. Wie sollte ich Mark diese ganze Situation erklären?
Ein kurzes Klopfen, und schon schoben sich die beiden ins Zimmer. Jonathan wie immer aus dem Ei gepellt, Mark zerzaust und mit finster gerunzelter Stirn. Ein Blick auf seine düster zusammengezogenen Brauen genügte, um mir seinen ausgesprochen wütenden Allgemeinzustand klar zu machen. »Ich hätte gerne die eine oder andere Erklärung«, fauchte er, ohne mich zu begrüßen, so erbost, dass ich bis ans Fenster zurückwich. In dieser Verfassung schien er geradezu gefährlich. Waren Monikas Bedenken gerechtfertigt? Er machte mir Angst, und wenn ich Angst habe, bin ich zu keinem klaren Gedanken mehr fähig, geschweige denn zu einer vernünftigen Reaktion. Ich brauchte alle meine Willenskraft, um nach außen hin ungerührt zu erscheinen, auch wenn ich das Fensterbrett hinter mir umklammerte und mir wünschte, einfach verschwinden zu können. Er
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