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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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ihn mit einem Hammer erschlagen. Dann hat er auch ihm den Kopf abgeschnitten. Er sagte, es sei wunderbar, dass seine Eltern jetzt Gesellschaft hätten, denn der Doktor sei ein sehr freundlicher Mann, mit dem man sich gut unterhalten könne. Natürlich hat die Polizei ermittelt, als der Arzt spurlos verschwand. Als die Polizisten zu Andreas kamen, um ihn und seine Eltern, die auf der Patientenliste standen, zu befragen, bat Andreas sie mit den Worten herein: ›Sie sind da.‹ Und tatsächlich waren sie da: nämlich in der Gefriertruhe, wo sie darauf warteten, fürs gemeinsame Abendprogramm herausgeholt zu werden. Drei Köpfe.«
    »Entzückend«, sagte Confiant.
    »Damit nicht genug«, fuhr Xavier fort: »In der psychiatrischen Klinik, in die er eingewiesen wurde, hat Andreas versucht, einer Nachtschwester den Kopf abzuschneiden. Die Arme ist nicht tot, aber sie kann nur noch mit Hilfe eines Apparats sprechen, und sie wird ihr ganzes Leben lang Schals und Rollkragen tragen müssen, um die schreckliche Narbe zu verbergen, die der Brieföffner, den Andreas benutzte, an ihrem Hals zurückgelassen hat.«
    Servaz begegnete dem Blick von Irène Ziegler. Er sah, dass die Gendarmin das Gleiche dachte wie er. Da haben wir also offenbar einen passionierten Halsabschneider. Dessen Zelle nicht weit von der Zelle Hirtmanns weg ist. Er warf einen Blick durch das Sicherheitsfenster. Andreas war ein Hüne, der an die hundertfünfzig Kilogramm wiegen und Schuhgröße 46 oder 48 haben mochte; sein riesiger Kopf saß tief zwischen seinen Schultern, als hätte er gar keinen Hals, und im Gesicht stand ihm ein verdrossener Ausdruck.
    Xavier deutete auf die zweite Tür.
    »Doktor Jaime Esteban kommt aus Spanien. Er hat innerhalb von zwei Jahren, jeweils im Sommer, auf der anderen Seite der Grenze drei Paare umgebracht, und zwar in den Nationalparks Ordesa y Monte Perdido und Aigüestortes. Davor war er ein von allen geschätzter Bürger, unverheiratet, aber sehr respektvoll gegenüber den Frauen, die er in seiner Praxis empfing, Gemeinderat in seinem Dorf, immer ein freundliches Wort für jeden.«
    Er trat an das Sichtfenster heran, dann wich er wieder zurück und bat sie, einen Blick hineinzuwerfen.
    »Wir wissen noch immer nicht, warum er das getan hat. Er hat immer Wanderer überfallen. Immer junge Pärchen. Zuerst hat er den Männern mit einem Stein oder einem Knüppel den Schädel eingeschlagen, dann hat er die Frauen vergewaltigt und erwürgt, ehe er ihre Leichen in eine Schlucht warf. Ach ja, und er trank ihr Blut. Heute hält er sich für einen Vampir. Er hat in der spanischen Klinik, in der er untergebracht war, zwei Krankenpfleger in den Hals gebissen.«
    Servaz trat an das Sichtfenster heran. Er erblickte einen schmächtigen Mann mit von Brillantine glänzenden Haaren und fein säuberlich gestutztem schwarzem Bart, der im kurzärmeligen weißen Overall auf einem Bett saß. Über dem Bett lief ein Fernseher.
     
    »Und jetzt unser berühmtester Insasse«, verkündete Xavier im Tonfall eines Sammlers, der sein schönstes Stück vorzeigte.
    Er tippte eine Zahlenkombination in das Tastenfeld neben der Tür.
    »Guten Tag, Julian«, sagte Xavier, als er die Zelle betrat.
    Keine Antwort. Servaz folgte ihm.
    Die Größe des Raumes überraschte ihn. Er wirkte viel größer als die vorigen Zellen. Davon abgesehen waren die Wände und der Boden wie in den anderen Zimmern weiß. Ein Bett im hinteren Teil, ein kleiner Tisch an einer Wand mit zwei Stühlen, zwei Türen links, die vielleicht zu einer Dusche führten, ein Wandschrank und ein Fenster, durch das man auf den Wipfel einer schneebedeckten großen Tanne und auf die Berge sah.
    Auch die karge Einrichtung des Zimmers verwunderte ihn. Er fragte sich, ob der Schweizer das so wollte oder ob man ihn dazu gezwungen hatte. Laut seiner Akte war Hirtmann ein neugieriger, intelligenter und umgänglicher Mensch, der im Laufe seines Lebens als Freidenker und kaltblütiger Mörder zweifellos Bücher und alle möglichen anderen kulturellen Produkte regelrecht verschlungen hatte. Hier fand sich nichts davon. Abgesehen von einem schäbigen CD -Spieler, der auf dem Tisch stand. Doch im Unterschied zu den vorangehenden Zellen war das Mobiliar weder in den Boden einzementiert noch mit Kunststoff überzogen. Man schien der Meinung zu sein, dass Hirtmann weder für sich selbst noch für die anderen eine Gefahr darstellte …
    Servaz erschauerte kurz, als er die Musik erkannte, die aus dem CD -Spieler kam.

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