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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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gewinnen?«
    »Sie müssen nicht alles wiederholen, was ich sage.«
    »Was ist mit Ihnen los, Aaron?«
    »›Was ist mit Ihnen los, Aaron?‹ Seit einer Stunde rede ich wie gegen eine Wand.«
    »Aber nein! Überhaupt nicht, ich …«
    »›Aber nein, überhaupt nicht …‹ Klopf-klopf-klopf, was läuft in Ihrem Kopf schief, Doktor?«
    »Wie bitte?«
    »Was läuft bei Ihnen nicht rund?«
    »Warum sagen Sie das, Aaron?«
    »›Warum sagen Sie das, Aaron?‹ Fragen, immer Fragen!«
    »Ich glaube, wir werden dieses Gespräch auf später verschieben …«
    »Das glaube ich nicht, nein. Ich werde Dr. Xavier sagen, dass ich mit Ihnen meine Zeit verplempere. Ich will keine weiteren Gespräche mit Ihnen.«
    Unwillkürlich errötete sie.
    »Ach, kommen Sie, Aaron, das ist doch erst unser drittes Gespräch. Ich …«
    »Sie sind mit Ihren Gedanken woanders. Sie sind nicht interessiert. Sie sind abwesend.«
    »Aaron, ich …«
    »Wissen Sie was, Doktor? Sie gehören nicht hierher. Kehren Sie dorthin zurück, wo Sie herkommen. Kehren Sie in Ihre Schweizer Heimat zurück.«
    Sie zuckte zusammen.
    »Wer hat Ihnen gesagt, dass ich Schweizerin bin? Wir haben nie darüber gesprochen.«
    Er warf seinen Kopf nach hinten und lachte schrill. Anschließend starrte er sie aus seinen stumpfen, schiefertrüben Augen an.
    »Was glauben Sie denn? Hier bleibt nichts verborgen. Alle wissen, dass Sie Schweizerin sind,
wie Julian.
«
     
    »Kein Zweifel«, sagte Delmas. »Er wurde in die Tiefe gestürzt, den Gurt um den Hals. Anders als beim Apotheker sind hier erhebliche sturzbedingte Rückenmarks- und auch Halswirbelverletzungen zu beobachten.«
    Servaz vermied es, Perraults auf dem Bauch liegenden Leichnam mit dem aufgeschnittenen Nacken und der eröffneten Schädelrückseite zu betrachten. Die Windungen der grauen Substanz und das Rückenmark glänzten im Lampenschein des Sektionssaals wie Gelee.
    »Keine Spuren von Blutergüssen und keine Einstichstellen«, fuhr der Rechtsmediziner fort, »da Sie ihn jedoch in der Kabine bei Bewusstsein gesehen haben, unmittelbar davor … Kurz gesagt, er ist seinem Mörder aus freien Stücken gefolgt.«
    »Wohl eher mit vorgehaltener Waffe«, sagte Servaz.
    »Dafür bin ich nicht zuständig. Wir werden trotzdem eine Blutuntersuchung machen. Im Blut von Grimm haben wir winzige Spuren von Flunitrazepam gefunden. Das ist ein Sedativum, das zehnmal stärker wirkt als Valium und nur zur Behandlung schwerer Schlafstörungen eingesetzt wird. Es wird unter dem Handelsnamen Rohypnol vertrieben. Es wird auch als Anästhetikum verwendet. Da Grimm Apotheker war, hat er dieses Medikament vielleicht benutzt, weil er an Schlafstörungen litt. Möglich … Allerdings gehört dieser Wirkstoff zu den ›Knock-out-Tropfen‹ oder ›Date-Rape-Drogen‹, weil er Gedächtnislücken hervorruft und stark enthemmend wirkt, vor allem in Verbindung mit Alkohol, und auch weil er geruch-, farb- und geschmacklos ist, schnell abgebaut und im Urin ausgeschieden wird, so dass er im Blut nur sehr schwer nachweisbar ist: Sämtliche chemischen Spuren sind nach 24  Stunden verschwunden.«
    Servaz pfiff leise durch die Zähne.
    »Die Tatsache, dass nur verschwindend geringe Mengen nachgewiesen wurden, ist übrigens auf den zeitlichen Abstand zwischen der Einnahme und der Entnahme der Blutprobe zurückzuführen. Rohypnol kann oral oder intravenös verabreicht werden, als Tablette im Ganzen geschluckt, zerkaut oder in einem Getränk aufgelöst … Vermutlich hat der Täter dieses Produkt benutzt, um sich sein Opfer gefügig zu machen und es besser kontrollieren zu können. Der Typ, den Sie suchen, ist ein Kontrollfreak, Martin. Und sehr, sehr schlau.«
    Delmas drehte die Leiche auf den Rücken. Perrault hatte nicht mehr diesen panischen Gesichtsausdruck, den Servaz in der Seilbahn an ihm gesehen hatte. Dafür streckte er die Zunge heraus. Der Rechtsmediziner packte eine elektrische Säge.
    »Also, ich glaube, ich habe genug gesehen«, sagte der Polizist. »Jedenfalls wissen wir, was passiert ist. Ich werde Ihren Bericht lesen.«
    »Martin«, rief ihm Delmas nach, gerade, als er den Saal verlassen wollte.
    Er wandte sich um.
    »Sie sehen ziemlich mitgenommen aus«, äußerte der Rechtsmediziner; mit der Säge in der Hand sah er aus wie ein Freizeitheimwerker. »Machen Sie aus dieser Geschichte keine persönliche Sache.«
    Servaz nickte und ging hinaus. Im Gang betrachtete er den gepolsterten Sarg, der auf Perrault wartete. Er verließ

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