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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Schreibunterlage in den Lichtkreis der Lampe. Sie enthielt nur ein paar Blätter, darunter eine mehrspaltige Namensliste. Diane sah, dass sie das Gemeindesiegel von Saint-Martin trug und dass es sich um eine Fotokopie handelte. Sie hob das erste der beiden Blätter an.
    Auf dem zweiten Blatt klebte eine gelbe Post-it-Notiz. Sie nahm sie ab und hielt sie unter die Lampe. Xavier hatte mehrere Namen daraufgeschrieben, die jeweils mit einem Fragezeichen versehen waren:
     
    Gaspard Ferrand?
    Lisa?
    Irène Ziegler?
    Kolonie?
    Rache?
    Warum das Pferd???
     
    Sie fragte sich, was diese Notizen zu bedeuten hatten. Aber im nächsten Moment war ihr klar, dass diese Fragen wie ein Echo ihrer eigenen Fragen waren. Zwei der Namen kannte sie nicht, und das Wort »Kolonie« rief ihr das unangenehme Erlebnis in den verlassenen Gebäuden in Erinnerung, das sie vor zwei Tagen gehabt hatte. Was sie da vor sich hatte, war eine Liste von Verdächtigen. Plötzlich fiel ihr wieder die Unterhaltung ein, die sie durch die Lüftungsöffnung mit angehört hatte: Xavier hatte sich gegenüber diesem Polizisten verpflichtet, unter den Mitarbeitern selbst Nachforschungen anzustellen. Und diese auf einen Zettel gekritzelten Fragen bewiesen, dass er damit begonnen hatte. Aber wenn Xavier insgeheim Nachforschungen anstellte, bedeutete das, dass er selbst nicht der Komplize war, nach dem die Polizei suchte. Wie erklärte sich in diesem Fall die Arzneimittelbestellung, die er aufgegeben hatte?
    Perplex legte Diane die Liste in die Aktenmappe und die Aktenmappe in die Schublade, die sie wieder abschloss. Von den beiden anderen Personen hatte sie noch nie gehört – aber wenigstens ein Name stand auf der Liste, auf den sie jetzt ihre Nachforschungen konzentrieren konnte. Gab Xavier dadurch, dass er das Wort »Kolonie« ans Ende der Liste gesetzt hatte, zu verstehen, dass all diese Personen irgendetwas mit der Ferienanlage zu tun hatten? In Gedanken hörte sie wieder den unbekannten Mann schreien und schluchzen. Was war dort vorgefallen? Und welche Verbindung bestand zu den Verbrechen, die in der Nähe von Saint-Martin begangen worden waren? Die Antwort lag ganz offensichtlich in dem Wort, das der Psychiater ganz unten hingeschrieben hatte.
Rache …
Diane erkannte, dass ihr viel zu viele Informationen fehlten, als dass sie hoffen konnte, sich der Wahrheit zu nähern. Augenscheinlich hatte Xavier einen Vorsprung, aber er stieß noch immer auf ziemlich viele Fragezeichen.
    Plötzlich erstarrte sie, die Hand noch auf dem Schubladenschlüssel.
Schritte auf dem Flur …
Unwillkürlich sank sie tiefer in den Stuhl, während ihre Hand langsam und lautlos zur Schreibtischlampe glitt und sie ausschaltete. Wieder lag das Zimmer in dem graublauen Halbdunkel, das der Mondschein erzeugte, und ihr Herz begann bedrohlich zu pochen. Die Schritte waren vor ihrer Tür stehen geblieben … Einer der Wachmänner, der seine Runde machte? Hatte er das Licht unter der Tür bemerkt? Die Sekunden zogen sich endlos hin. Dann setzte der Wachmann seinen Rundgang fort, und die Schritte entfernten sich.
    Während ihr das Blut noch in den Ohren pochte, beruhigte sich ihre Atmung allmählich wieder. Sie wollte nur noch eines: hinauf in ihr Zimmer und unter die Bettlaken schlüpfen. Auch brannte sie darauf, Xavier nach dem zu fragen, was er herausgefunden hatte. Aber sie wusste, sobald sie ihm gestehen würde, dass sie seinen Schreibtisch durchwühlt hatte, wäre sie ihre Stelle los und könnte jegliche Hoffnung, Karriere zu machen, begraben. Sie musste ein anderes Mittel finden, um ihn zum Reden zu bringen.
     
    »Ihr Motorrad ist da. Sie ist immer noch drin.«
    Servaz machte das Handy wieder zu und schaltete auf dem Treppenabsatz das Licht an. Er sah auf die Uhr. 1 : 27  Uhr. Dann die Tür der zweiten Wohnung. Kein Ton. Alles schlief. Er trat sich gründlich die Füße auf der Matte ab, dann nahm er die Dietriche heraus und begann, sie ins Schloss zu stecken. Dreißig Sekunden später war er drin. Sie hatte weder einen zusätzlichen Riegel noch ein Dreipunkteschloss.
    Ein Flur vor ihm, zwei Türen auf der rechten Seite. Die erste führte auf einen weiteren Gang, die zweite ins Wohnzimmer. Das Licht der Straßenlaternen erhellte den dunklen Raum. Hinter den großen Fenstern schneite es immer stärker. Servaz betrat das finstere, stille Zimmer. Suchte nach einem Schalter. Das Licht blitzte auf und enthüllte ein spartanisches Interieur. Mit klopfendem Herzen blieb er

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