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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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auf Zieglers Motorrad zu, die Gendarmin stieg auf. Sie wechselten noch ein paar Worte. Dann beugte sich die Brünette zu der Blonden hin. Espérandieu musste schlucken, als er sah, wie die beiden jungen Frauen einander innig küssten.
    Donnerwetter,
sagte er sich, mit plötzlich trockener Kehle.
    Anschließend ließ Ziegler den Motor ihrer Maschine aufheulen – eine Lederamazone, festgeschweißt am Stahl ihrer Maschine.
Diese Frau ist vielleicht eine Mörderin,
sagte er sich, um die angefachte Glut zu kühlen.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
Eric Lombards Pferd war von
zwei
Menschen getötet worden.
Er fotografierte die Brünette mit seiner Digitalkamera, ehe sie wieder in der Diskothek verschwand. Wer war sie?
Wäre es möglich, dass die Mörder zwei Frauen sind?
Er nahm sein Handy heraus und rief Servaz an.
    »Mist!«, fluchte er, nachdem er aufgelegt hatte. Martin wollte noch fünf Minuten! Das war der Wahnsinn!
    Er hätte sich auf der Stelle aus dem Staub machen müssen! Espérandieu fuhr an und raste am Rausschmeißer vorbei. An der Ausfahrt des Parkplatzes schnitt er die Kurve etwas zu scharf und schlitterte wieder über den Schnee, ehe er auf der großen geraden Strecke beschleunigte. Er nahm den Fuß erst herunter, als er das Rücklicht des Motorrads sah, und blickte automatisch auf die Wagenuhr: 2:07 Uhr.
    Martin, um Himmels willen, verzieh dich!
     
    Servaz drehte die Karte in alle Richtungen. Eine detaillierte Karte vom oberen Comminges. Im Maßstab 1: 50 000 . Obwohl er sie eingehend musterte, auffaltete und unter die Lampe hielt, sah er nichts. Dabei hatte Ziegler diese Karte vor kurzem benutzt. Wahrscheinlich bevor sie ausgegangen war.
Es ist da, irgendwo, aber du siehst es nicht,
dachte er. Aber was? Wonach sollte er suchen? Und plötzlich ein Geistesblitz: das Versteck von Chaperon!
    Es war da, ganz bestimmt – irgendwo auf dieser Karte …
     
    An einer Stelle machte die Straße mehrere Kurven. Da sie hinter einem langen, geraden Abschnitt lagen, musste er scharf bremsen. Die Straße wand sich an einem Bach entlang unter schneebeladenen Tannen und Birken und zwischen kleinen weißen Kuppen hindurch. Eine Postkartenidylle bei Tage – und nachts im Scheinwerferlicht beinahe unwirklich.
    Espérandieu sah, wie Ziegler bremste und ihre starke Maschine an der ersten Kurve sehr vorsichtig zur Seite neigte, ehe sie hinter den großen Tannen verschwand. Er nahm den Fuß vom Gas und fuhr ebenso vorsichtig um den ersten Hügel herum. Wie in Zeitlupe gelangte er an den Bach. Aber das genügte nicht …
    Im ersten Augenblick hätte er nicht sagen können, was es war.
Ein schwarzer Schatten …
    Er tauchte auf der anderen Straßenseite auf und sprang in die Lichtkegel seiner Scheinwerfer. Instinktiv trat Espérandieu auf die Bremse. Der falsche Reflex. Sein Auto geriet ins Schleudern, während es auf das Tier zuraste. Ein heftiger Aufprall. Er klammerte sich ans Steuer und konnte den Wagen tatsächlich wieder geradeaus lenken. Nur leider zu spät. Er hielt das Fahrzeug an, schaltete die Warnblinkanlage ein, schnallte sich ab, nahm die Taschenlampe aus dem Handschuhfach und stürzte nach draußen. Ein Hund! Er hatte einen Hund angefahren! Das Tier lag mitten auf der Fahrbahn im Schnee. Es betrachtete Espérandieu durch das Licht der Taschenlampe. Ein flehender Blick. Seine Flanke hob und senkte sich unnatürlich schnell, und der Atem hüllte seine Schnauze in einen weißen Nebel, eine seiner Pfoten zitterte im Krampf.
    RÜHR DICH NICHT , MEIN JUNGE ! ICH KOMME WIEDER !, dachte Espérandieu beinahe hörbar.
    Er griff mit der Hand in seinen Anorak.
Sein Handy! Es war nicht mehr da!
Espérandieu warf einen verzweifelten Blick in Richtung Straße. Das Motorrad war längst verschwunden.
Verdammt, verdammt und gottverdammt!
Er hastete zum Auto, beugte sich hinein, schaltete die Deckenlampe an. Fuhr mit der Hand über den Boden unter den Sitzen. Nichts! Keine Spur von diesem bescheuerten Telefon! Weder auf den Sitzen noch auf dem Boden. WO WAR DIESES SCHEISSTELEFON , VERDAMMT ?
     
    Servaz hatte vergeblich jeden Quadratzentimeter der Karte abgesucht – es gab kein Zeichen, kein Symbol, mit dem Ziegler womöglich markiert hätte, wo sich Chaperon versteckt hielt. Aber vielleicht war das auch gar nicht nötig gewesen. Vielleicht hatte es ihr genügt, einen Blick darauf zu werfen, um etwas zu bestätigen, was sie bereits wusste. Servaz hatte Saint-Martin vor Augen, die Skistation, die umliegenden Täler und

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