Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
Vom Netzwerk:
Momente, in denen sich die Vaterliebe durchsetzte. Er hatte diese Tierfiguren anfertigen lassen, als Maud sechs war, wenn ich mich recht entsinne. Und Eric Lombard hat sie behalten. Zum Andenken an seine Schwester, wie du sagst.«
    »Ist sie nie in der Colonie des Isards gewesen?«
    »Eine Lombard in einer Ferienkolonie, du machst wohl Witze! Die Colonie des Isards war für Kinder aus armen Familien, die nicht das Geld hatten, in die Ferien zu fahren.«
    »Ich weiß.«
    »Wie kommst du dann auf die Idee, dass sich eine Lombard dort aufgehalten haben könnte?«
    »Noch ein Selbstmord. Hat es dich nicht gereizt, sie mit auf die Liste zu setzen?«
    »Fünf Jahre später? Die Serie war längst abgebrochen. Und Maud war eine Frau, keine Jugendliche.«
    »Eine letzte Frage: Wie hat sie sich umgebracht?«
    Saint-Cyr machte eine Pause.
    »Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten.«
    Servaz war enttäuscht: Sie hatte sich nicht erhängt.
     
    Um 12 : 30  Uhr empfing Espérandieu über sein Walkie-Talkie eine Nachricht.
Essen …
Er betrachtete den auf seiner Pritsche ausgestreckten Chaperon, zuckte mit den Schultern und ging nach draußen. Die anderen erwarteten ihn am Rand des Waldes. Als »Gast« der Gendarmerie ließ man ihm die Wahl zwischen einem Pariser Baguette-Sandwich mit gekochtem Schinken und Emmentaler, einem Thunfisch-Fladenbrot und einem arabischen Sandwich mit Kebab, Tomaten, Paprika und Salat.
    »Arabisch«, entschied er sich.
     
    Als Servaz wieder in seinen Cherokee stieg, spürte er, wie sich aus dem Gewirr der unbeantworteten Fragen langsam ein Gedanke herausschälte.
Maud Lombard hat sich umgebracht … Lombards Pferd stand an erster Stelle der Liste …
Und wenn der Schlüssel zur Aufklärung dieses Falls hier lag und nicht in der Kolonie? Instinktiv spürte er, dass ihm das neue Perspektiven eröffnete. Es gab eine Tür, die noch nicht geöffnet worden war, und darauf stand der Name »Lombard«. Warum war Eric Lombard zu einer der Zielscheiben des Rächers geworden? Ihm wurde klar, dass er dieser Frage nicht genügend Beachtung geschenkt hatte. Er erinnerte sich wieder, wie Oberkommissar Vilmer erbleicht war, als er eine mögliche Verbindung zwischen den Vergewaltigern der Minderjährigen und Lombard angesprochen hatte. Damals war es nur ein Scherz gewesen, der den arroganten Chef der Toulouser Kripo verunsichern sollte. Aber hinter dem Scherz verbarg sich eine echte Frage. Zieglers Besuch am Grabmal der Familie Lombard machte aus dieser Frage einen entscheidenden Punkt: Was genau verband Lombard mit den anderen Opfern?
     
    »Sie kommt.«
    »Verstanden.«
    Espérandieu richtete sich unverwandt auf. Er ließ die Taste seines Walkie-Talkies los und sah auf die Uhr. 13 : 46 . Er griff nach seiner Waffe.
     
    »Basis 1 an Einsatzleitung, Zielperson gesichtet. Sie hat gerade ihr Motorrad am Eingang des Pfads abgestellt. Sie läuft auf euch zu. Basis 2 , übernehmen …«
    »Hier Basis 2 . Okay, sie ist gerade hier vorbeigekommen …«
     
    Nach einer Weile:
    »Hier Basis 3 , sie ist nicht hier vorbeigekommen. Ich wiederhole: Die Zielperson ist nicht hier vorbeigekommen.«
    »Verdammt, wo ist sie?«, blaffte Espérandieu ins Walkie-Talkie. »Hat sie einer von euch gesehen? Antwortet!«
    »Hier Basis 3 , nein, noch nicht …«
    »Basis 4 , keine Sichtung …«
    »Basis 5 , niemand in Sicht …«
    » WIR HABEN SIE VERLOREN , EINSATZLEITUNG . ICH WIEDERHOLE : WIR HABEN SIE VERLOREN !«
     
    Wo war Martin, verdammt? Espérandieu drückte noch immer die Taste seines Walkie-Talkies, als die Hüttentür aufflog und von der Wand abprallte. Er schnellte herum, die Waffe im Anschlag … und sah den Lauf einer Dienstpistole vor sich. Das schwarze Loch fixierte ihn. Espérandieu schluckte.
    »Was machen Sie hier?«, schrie Ziegler.
    »Ich verhafte Sie«, antwortete er mit einer Stimme, der es, wie er selbst bemerkte, eigenartig an Überzeugungskraft mangelte.
    »Irène! Waffe runter!«, schrie Maillard von draußen.
    Eine schreckliche Sekunde der Ungewissheit. Dann leistete sie der Aufforderung Folge und ließ ihre Waffe sinken.
    »War das Martins Idee?«
    Espérandieu las eine tiefe Traurigkeit in ihren Augen, und gleichzeitig fiel ihm ein Stein vom Herzen.
     
    Um 16 : 35  Uhr, als eine eiskalte Dämmerung nach den Bergen griff und abermals Flocken durch die Luft zu wirbeln begannen, schlüpfte Diane aus ihrem Zimmer und schlich durch den verwaisten Flur im vierten Stock. Nicht das leiseste Geräusch. Um

Weitere Kostenlose Bücher