Schwarzer Schmetterling
um …«
»Vielleicht verführt sie sie, ehe sie sie abmurkst. Wie eine Gottesanbeterin.«
Alex schien das ziemlich amüsant zu finden. Diane hätte dieses Gespräch gern beendet. Ihr Magen glich einem Eisklotz.
»Und danach hängt sie ihr Opfer unter einer Brücke auf? Das ist mehr als eine Gottesanbeterin, das ist ein weiblicher Terminator.«
»Das Problem mit euch Schweizern ist eure praktische Veranlagung«, neckte er sie.
»Ich hab gedacht, du würdest unseren typischen Schweizer Humor schätzen?«
Er lachte. Diane stand auf.
»Ich muss los«, sagte sie.
Nickend sah er zu ihr auf. Sein Lächeln war eine Spur zu herzlich.
»Na schön, ich hab auch was zu tun. Bis später, hoffe ich.«
Um 18 : 30 Uhr hatte Servaz so viel schlechten Kaffee getrunken und so viele Zigaretten geraucht, dass er sich richtig krank zu fühlen begann. Er eilte auf die Toilette, um sich das Gesicht mit kaltem Wasser abzuspülen, und hätte sich beinahe ins Klosettbecken übergeben, aber dann ließ die Übelkeit nach, ohne jedoch ganz zu verschwinden.
»Verdammt, was treiben sie bloß?«, fragte er, als er in den kleinen Wartesaal mit Plastiksitzen zurückkam, wo die Mitglieder der Mordkommission geduldig warteten.
Diane zog die Tür hinter sich zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen – ihr Herz pochte.
Das Zimmer war in die gleiche graublaue Blässe getaucht wie Xaviers Büro am Vortag.
Ein schweres Parfüm. Diane erkannte es wieder. Lolita Lempicka. In einem Flakon, der auf der glatten Oberfläche des Schreibtischs stand, verfing sich der blasse Schimmer, der vom Fenster herkam.
Wo anfangen?
Es gab stählerne Aktenschränke, wie in Xaviers Zimmer, aber instinktiv beschloss Diane, mit dem Schreibtisch zu beginnen.
Keine Schublade war verschlossen. Sie schaltete die Lampe an und entdeckte auf der Schreibunterlage ein sehr merkwürdiges Objekt – einen goldenen Salamander mit eingearbeiteten Edelsteinen: Rubinen, Saphiren und Smaragden. Vor aller Augen ausgestellt, diente das Objekt als Briefbeschwerer, und Diane sagte sich, dass es sich bei dieser Größe nur um falsche Edelsteine und Blattgold handeln konnte. Anschließend interessierte sie sich für den Inhalt der Schubladen. Aktenordner in verschiedenen Farben. Sie schlug sie auf. Alle bezogen sich auf die Arbeit der Pflegedienstleiterin an der Klinik. Aufzeichnungen, Rechnungen, Gesprächsprotokolle, therapeutische Maßnahmen … Nichts, was aus dem Rahmen fiel. Zumindest nicht bis zur dritten Schublade.
Eine kartonierte Aktenmappe ganz hinten …
Diane nahm sie heraus und öffnete sie.
Zeitungsausschnitte …
Alle drehten sich um die Morde im Tal. Lisa Ferney hatte sorgfältig alle Informationen darüber gesammelt.
Bloße Neugier oder mehr?
Der Wind brauste unter der Tür, und einen Moment lang unterbrach Diane ihre Nachforschungen. Draußen wurde der Sturm immer stärker. Ein Schauer überlief sie, dann machte sie sich wieder an die Arbeit.
Die stählernen Aktenschränke … Die gleichen Hängeakten wie bei Xavier … Während sie sie ins Licht brachte und sie nacheinander durchsah, sagte sich Diane, dass sie hier ihre Zeit vergeudete. Sie würde nichts finden, weil es nichts zu finden gab. Wer wäre schon so verrückt oder so blöd, dass er in seinem Büro Spuren seiner Verbrechen hinterlassen würde?
Während sie Papiere durchblätterte, fiel ihr Blick ein weiteres Mal auf das Schmuckstück, den Salamander, der im Lichtschein der Lampe herrlich funkelte … Diane war keine Expertin, aber es war auf jeden Fall ein sehr gutes Imitat.
Sie betrachtete das Objekt.
Und wenn das Schmuckstück echt wäre?
Angenommen, es wäre echt, was würde das über die Pflegedienstleiterin sagen? Zum einen, dass ihre Macht und ihre Autorität in diesem Institut so groß waren, dass sie wusste, dass niemand es wagen würde, ohne ihr Wissen ihr Büro zu betreten. Zum anderen, dass ihr Geliebter ein reicher Mann war, denn wenn dieses Schmuckstück echt war, dann war es ein kleines Vermögen wert.
Diane dachte über diese beiden Aspekte nach. Instinktiv wusste sie, dass sie auf etwas gestoßen war.
Die beiden Vertreter des Dezernats für interne Ermittlungen waren in Zivil, und ihre Gesichter glichen wächsernen Masken, so ausdruckslos waren sie. Sie begrüßten Cathy d’Humières und Confiant mit einem kurzen, formellen Handschlag und verlangten, Capitaine Ziegler als Erste und allein vernehmen zu dürfen. Servaz wollte protestieren, aber die
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