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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Dreckskerlen über den Weg gelaufen.«
    »Nein … danach …«
    »Die Jahre sind vergangen. Als Maud Selbstmord begangen hat, hatte Eric gerade die Leitung des Firmenimperiums übernommen, da sein Vater im Vorjahr gestorben war. Die Arbeit hat ihn völlig in Beschlag genommen – ein Tag in Paris, der nächste in New York oder in Singapur. Er hatte keine Minute mehr für sich selbst. Dann kehrten die Fragen und die Zweifel über den Tod seiner Schwester zurück. Mir fiel das auf, als er mich vor einigen Jahren besuchte und mir Fragen zu stellen begann. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, die Wahrheit herauszufinden. Er hat eine Detektei beauftragt. Leute, die es mit der Methode und der Moral nicht so genau genommen haben – und deren Schweigen er sehr teuer erkaufen konnte. Sie sind wohl mehr oder weniger den gleichen Spuren nachgegangen, die du auch zurückverfolgt hast, und so haben sie die Wahrheit über die vier Männer herausgefunden … Von da an konnte sich Eric an den fünf Fingern abzählen, was seiner Schwester und anderen jungen Mädchen vor ihr widerfahren war. Er hat beschlossen, Selbstjustiz zu üben. Über die Mittel dafür verfügte er. Er hatte allen Grund, nur ein begrenztes Vertrauen in die Justiz seines Landes zu setzen. Außerdem fand er in der Person von Elisabeth Ferney, seiner Geliebten, eine sehr tüchtige Helferin. Lisa ist nämlich nicht nur in dieser Region aufgewachsen und in Eric Lombard verliebt. Sie war selbst auch ein Opfer der Viererbande.«
    Das Licht der Kerzen und Lampen tat Servaz in den Augen weh. Er war schweißgebadet.
    »Ich bin alt, meine Zeit läuft ab«, sagte Saint-Cyr. »Ein Jahr, fünf Jahre, zehn Jahre: Was macht das schon für einen Unterschied? Die Zeit, die mir noch bleibt, wird jedenfalls nur ein langes Warten auf das Ende sein. Warum sie nicht abkürzen, wenn mein Tod einer Sache oder einem Menschen nützen kann? Jemandem, der so brillant und so bedeutend ist wie Eric Lombard.«
    Servaz spürte, wie ihn die Panik befiel. Sein Herz pochte so heftig, dass er fürchtete, es könnte jeden Moment aussetzen. Aber er konnte sich noch immer nicht rühren. Und er sah das Zimmer um sich herum wie durch einen Dunstschleier.
    »Ich werde einen Brief hinterlassen, in dem ich die Verbrechen auf mich nehme«, verkündete Saint-Cyr erstaunlich ruhig und fest. »Damit endlich der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Viele Leute wissen, dass mir diese Selbstmordserie keine Ruhe gelassen hat. Es wird also niemanden erstaunen. Ich werde sagen, ich hätte das Pferd getötet, weil ich glaubte, dass Henri, Erics Vater, ebenfalls an den Vergewaltigungen beteiligt gewesen ist. Und dass ich dich umgebracht habe, weil du mir auf die Schliche gekommen bist. Worauf mir die Ausweglosigkeit meiner Lage klargeworden sei und ich, von Gewissensbissen geplagt, beschlossen hätte, meine Taten zu gestehen und mich dann umzubringen. Ein sehr schöner, anrührender und würdevoller Brief, den ich bereits abgefasst habe.«
    Er schwenkte ihn vor Servaz’ Gesicht hin und her. Einen Moment lang verjagte der Schrecken, der Servaz überkommen hatte, den Nebel in seinem Kopf.
    »Das … wird … nichts … NÜT … ZEN  … Diane BERG  … hat Be… weise … für die … Schuld … RED … mit Ca-THY  … D’ HU … D’ hUMIÈRES  …«
    »Außerdem«, fuhr Gabriel Saint-Cyr unerschütterlich fort, »wird diese Psychologin heute Nacht tot aufgefunden werden. Bei den Ermittlungen wird man in ihren Unterlagen den schlüssigen Beweis dafür finden, dass sie nur mit einer Absicht aus der Schweiz gekommen ist: Sie wollte ihrem Landsmann und Ex-Geliebten Julian Hirtmann helfen, aus dem Institut zu fliehen.«
    »Wa… rUM  … TUST  … du … das?«
    »Ich hab es dir doch gesagt: Eric ist mein ganzer Stolz. Ich habe ihn großgezogen. Ich habe ihn zu dem gemacht, was er heute ist. Ein brillanter Geschäftsmann, aber auch ein rechtschaffener, vorbildlicher Mensch … Der Sohn, den ich nie hatte …«
    »Ist … in … in … Veruntreuung … und Be… BE - STECHUNG  … verwickelt … beutet … Kin… KINDER aus …«
    » DU LÜGST !«, brüllte Saint-Cyr und sprang aus seinem Sessel auf.
    Eine Waffe in seiner Hand … Eine Pistole …
    Servaz riss weit die Augen auf. Der Schweiß, der von seinen Wimpern tropfte, brannte ihm in den Augen. Es schien ihm, als wären Saint-Cyrs Stimme, die Töne und die Gerüche viel zu klar. All seine Sinne wurden von starken Empfindungen überflutet,

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