Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
Vom Netzwerk:
Insidern als ungewöhnlich profitabel galt.
    »… einem Mann, der bis vor ein paar Jahren sehr erfolgreich als Investmentbanker in London gearbeitet hat, bis ihn seine Bank in die Zentrale holte.«
    »Dingendorff?«, sagte Hanna eher spaßeshalber. Die Beschreibung traf auf einige Spitzenbanker zu, nicht nur auf den CEO der RheinBank AG.
    Peter klang verärgert. »Mensch, Hanna, wenn du bereits alles weißt, warum lässt du mich dann eine halbe Stunde durch ganz Europa telefonieren?«
    »Was?«
    »Mick hat lange geforscht, um herauszubekommen, über welche Kanäle Minister Adams seine Schmiergelder bezieht. Helios Investments wurde von Dingendorff gegründet und fast im Alleingang nach oben gebracht.«
    »Ich danke dir, Peter. Du hast mir die Augen geöffnet. Und grüß Mick von mir, ganz herzlich!«
    Hanna legte auf und atmete erst einmal tief durch.
    Ihr oberster Boss …
    Dass Dingendorff neben seinem Job als Vorstandsvorsitzender auch sein Privatvermögen verwaltete und zu mehren trachtete, war klar. Irgendwie musste der Mann ja die astronomischen Boni anlegen, die er in seiner Londoner Zeit eingestrichen hatte, als man ihn den David Copperfield der strukturierten Finanzprodukte nannte und er mehr verdiente als jeder Topmanager der Republik. Es wurde sogar gemunkelt, dass er seiner Beförderung auf den Chefsessel in Düsseldorf nur gegen eine weitere Sonderzahlung zugestimmt hatte. Und immer noch strich er etliche Millionen pro Jahr an Gehalt ein.
    Dass ihm allerdings Helios Investments gehörte, war eine Überraschung. Ein gut gehütetes Geheimnis, sonst hätte es sich längst herumgesprochen, auch zu Hanna.
    Aber es passte.
    Hanna fühlte sich, als fahre ihre Welt Achterbahn. Der eigene Vorstandsvorsitzende zockte gegen seinen Arbeitgeber, die RheinBank, und ihre Kunden. Wirtschaftete via Helios Investments Millionenbeträge in die eigene Tasche. Jetzt, beim Kali-Deal, vermutlich nicht zum ersten Mal.
    Wenn das die Staatsanwaltschaft wüsste: Untreue, Ausnutzung von Insiderwissen, Manipulation von Aktienkursen.
    Sollte Dingendorff damit davonkommen, war die Welt nicht gerecht.
    Hanna fiel ein, dass ihr Abteilungsleiter sie schon seit einer guten halben Stunde sprechen wollte. Sie klemmte sich sämtliche Unterlagen zu Modern Mining und den Seltenerdmetallen unter den Arm und klopfte an Ahrendts Tür, sich auf einen Anschiss für ihr Zuspätkommen einstimmend.
    Der Chef war allein in seinem Zimmer. Er sprang auf und machte mit todernster Miene eine Geste, dass sie ihm folgen solle. Sie gingen auf den Flur.
    Hanna fragte sich, was das sollte.
    Ahrendt steuerte die Herrentoilette an, wo er ihr die Tür aufhielt. Hanna trat zögernd ein. Der Abteilungsleiter war nicht der Typ, dem sie eine Attacke gegen ihr sexuelles Selbstbestimmungsrecht zutraute.
    Er schloss die Tür hinter sich, kontrollierte, dass die Kabinen leer waren, und drehte im Vorraum an allen drei Waschbecken den Wasserhahn auf.
    »Du hast neulich in meinen Sachen gestöbert«, sagte er leise in das Rauschen.
    »Was soll das?«, fragte sie zurück.
    »Hast du oder hast du nicht?«
    Leugnen ist zwecklos, dachte Hanna. Er hat es wahrscheinlich gemerkt, weil ich seine Sachen nicht ordentlich genug in die Schubladen zurückgelegt habe. Hanna beschloss, mit offenen Karten zu spielen, auch wenn ein Donnerwetter nicht ausbleiben würde.
    »Wir wissen doch beide«, sagte sie, »dass es bei der Verweigerung des Kredits an die Mitteldeutsche Kali AG nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Inzwischen habe ich herausgefunden, wer hinter Pelican Trust steckt. Nämlich Helios Investments. Und rate mal, wem dieser feine Fonds mehrheitlich gehört!«
    Ahrendt hob die Hände. »Hanna, das geht uns nichts an. Lass die Finger davon!«
    Er ahnt es, dachte sie. Er hat etwas mitbekommen. Und Ahrendt schien Angst zu haben. »Sag mir, was das hier soll – laufendes Wasser wie im schlechten Agentenfilm.«
    Ahrendt trat näher und flüsterte Hanna ins Ohr: »Ich gebe dir einen guten Rat: Vergiss das Ganze und tu einfach deine Arbeit. Versprichst du mir das?«
    »Aber wir können doch nicht …«
    »Du bringst nur dich und mich in Gefahr. Lass es gut sein, Hanna!«
    Die Tür ging auf. Ein Kollege trat in den Raum, erstarrte und murmelte eine Entschuldigung. Ahrendt beeilte sich, das Wasser abzudrehen.
    Hanna drückte sich an den Männern vorbei und zog sich zurück in ihr Büro.
    Die Welt fuhr Achterbahn und ihr wurde schwindlig.
22.
    Es war nicht irgendeine Bank und nicht

Weitere Kostenlose Bücher