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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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Hanna. Was muss er sonst von dir denken?
    »Gehen Sie öfter ins Black Box? «, fragte der Polizist.
    Sie plauderten ein wenig über ihre Vorlieben. Film noir, gebrochene Charaktere und große Gefühle. Dramen, die keiner Computertricks und explodierender Autos bedurften. Geschichten, die zu Herzen gingen, weil sie einen an das eigene Leben erinnerten, an Sehnsüchte, Verletzungen und verpasste Chancen.
    Ich quassle zu viel, dachte Hanna.
    Dann kaufte sie eine Karte für Laura und der Kommissar begleitete sie in den kleinen Saal, der ansonsten fast leer war.
    Es gab ihr ein gutes Gefühl, dass er neben ihr saß.
34.
    Dominik hatte das Bistro in der Bäckerstraße ausgesucht, weil es mit alten Filmplakaten regelrecht tapeziert war. Hanna bat die Bedienung um ein Glas Weißburgunder, der laut Karte aus dem Badischen stammte. Dominik schloss sich der Bestellung an.
    »Wie in Hitchcocks Vertigo «, sagte er, den Kartenverkäufer des Black Box zitierend.
    »Bitte?«
    »Die wahre Identität der Heldin bleibt bis zuletzt rätselhaft. Wahrscheinlich hat sich Hitch von Premingers Film beeinflussen lassen.«
    Hanna nickte, doch mit den Gedanken schien sie woanders zu sein. Dominik überlegte, ob sie sich zu dem Film mit Sinatra einladen ließe, der demnächst laufen würde.
    »Ob ich wohl noch immer verfolgt werde?«, fragte sie unvermittelt.
    »Ich glaube nicht.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Um das sicher ausschließen zu können, müssten wir Sie überwachen, und das kann sich die Behörde personell nicht leisten. Aber mein Gefühl sagt mir, dass Sie jetzt Ruhe haben werden. Der Unbekannte hat seinen Job erledigt. Und selbst wenn die Observierung andauern würde, heißt das nicht, dass eine konkrete Gefahr von der Person ausgeht.«
    »Immerhin hat er jemanden ermordet!«
    »Ich stelle mir vor, dass die Person, die Sie observiert hat, von Patrick Neidel bestohlen wurde, bevor sie das Protokoll einem Auftraggeber übergeben konnte. Und mit den Mordfällen hat sie gar nichts zu tun.«
    Es darf nicht anders gewesen sein, dachte er.
    »Also ein Detektiv?«
    »Möglich.«
    »Das müsste doch herauszubekommen sein.«
    »Wissen Sie, wie viele Detekteien allein im Düsseldorfer Branchenverzeichnis stehen? Und wer sagt überhaupt, dass es sich um eine Detektei von hier handelt?«
    »Mein Telefon!«
    »Bitte?«
    »Gehört das nicht zu einer Überwachung dazu? Wer sagt mir, dass ich nicht abgehört werde? Womöglich ist meine Wohnung verwanzt!«
    Kann sein, dachte Dominik. Hannas Verzweiflung rührte an sein Gewissen. Wie kann ich das gutmachen?
    »Das lässt sich überprüfen«, sagte er. »Ein Freund kann mir das nötige Gerät besorgen. Wenn Sie wollen, komme ich morgen Abend nach Feierabend zu Ihnen.«
    »Gern.« Hanna war sichtlich erleichtert, doch im nächsten Moment verdüsterte sich ihr Gesicht wieder. »Herr Roth …«
    »Ich heiße Dominik. Wollen wir uns nicht duzen, von Filmliebhaber zu Filmliebhaber?«
    Es gefiel ihm, dass sie endlich lächelte.
    Der Wein wurde gebracht, sie stießen an.
    »Könnte es sein, Dominik, dass meine Firma mich bespitzeln lässt?«
    Danach hatte er Jochen Urban nicht gefragt. Jochen nannte seine Auftraggeber nie.
    »Was meinst du?«, insistierte Hanna.
    »Gut möglich, aber wie sollen wir das überprüfen? Was würde wohl passieren, wenn ich mit einem Durchsuchungsbeschluss bei der RheinBank aufkreuze?«
    »Bevor du am Empfang vorbei bist, haben die EDV-Leute die entsprechenden Dateien schon gelöscht.«
    »Eben. Vergiss das Ganze einfach.« Für einen Moment legte er seine Hand auf ihre.
    Hanna blickte sich um, als taxiere sie die Gäste, ob ein Stalker oder ein Detektiv unter ihnen war.
    Kurz vor Mitternacht schloss Hanna ihre Wohnungstür auf. Sie schlich in das Wohnzimmer, um nach ihrer Nichte zu sehen, doch das Schlafsofa war leer bis auf den zotteligen Stoffhund.
    »Leonie!«
    Keine Antwort.
    Hanna stürmte durch die Wohnung. Küche, Bad – keine Spur von dem Mädchen. Leonies Converse Allstars standen im Flur, aber nicht die Schnürstiefel. Die rosafarbene Jacke, die sie zum Ausgehen über das Kleid gezogen hatte, fehlte ebenfalls. Das Kind war noch nicht nach Hause gekommen. Also doch nicht so verlässlich, wie Hanna angenommen hatte.
    Sie wählte Leonies Handynummer.
    Die Mailbox sprang an.
    »Wo bleibst du?«, sprach Hanna nach dem Piepston. »Wir hatten elf Uhr vereinbart. Ich mache mir Sorgen, melde dich bitte!«
    Es muss nichts bedeuten, versuchte sich Hanna zu beruhigen. So

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