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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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Adresse.«
    Im Erdgeschoss befand sich eine Kneipe, im ersten Stock eine Augenarztpraxis. Sie wollten Sax an seiner Wohnungstür überraschen, deshalb klingelte Dominik bei Dr. Markowski . Der Summer tönte automatisch. Dominik zog die schwere Holztür mit den geschliffenen Glaseinsätzen auf und ließ Anna den Vortritt.
    Die Treppe war mit einem grünen Läufer belegt, der nagelneu wirkte und die Schritte dämpfte. Über dem Treppenabsatz ein goldfarben gerahmter Spiegel, viel Stuck an der hohen Decke, ein Kristalllüster hing herab. Anna quittierte das Ambiente mit einem anerkennenden Nicken.
    Zweiter Stock, rechte Tür, ein poliertes Messingschild: J. Sax .
    Dominik drückte den Klingelknopf. Anna kramte nach ihrer Marke. Jürgen Sax war Außendienstmitarbeiter eines Herstellers von Kaminöfen aus Singen in Südbaden, auch das hatte die Überprüfung des Notebooks ergeben.
    Auf der Festplatte hatten die Kollegen Hunderte von Dateien pornografischen Inhalts gefunden – neben den Bildern diverser Ofenmodelle. Offenbar stand Sax auf Jungen im Kindergartenalter. Wie die Recherche ergeben hatte, war er der Polizei bislang noch nicht aufgefallen.
    Hinter der Wohnungstür war leises Klappern zu hören und ein gedämpftes »Ja, bitte?«, vermutlich in den Hörer der Gegensprechanlage gefragt.
    Dominik klopfte, damit der Tünnes kapierte, dass sie schon oben waren.
    Die Tür ging auf. Ein Kerl um die vierzig lugte durch den Spalt. Stirnglatze, angegraute Koteletten, Dreitagebart – und noch im Schlafanzug.
    »Herr Sax?«, fragte Dominik und stellte einen Fuß in den Türspalt.
    »Wer will das wissen?«
    »Kriminalpolizei«, sagte Anna und zeigte die Marke. »Wir müssen Sie bitten, mit aufs Präsidium zu kommen.«
    »Geht leider nicht, ich hab Termine.«
    »Pyjamaparty?«, fragte Dominik.
    Der Kerl raffte das Revers seines Oberteils zusammen.
    »Worum geht es denn?«
    »Ihr Laptop ist aufgetaucht.«
    »Welcher Laptop?«
    »Herr Sax, Sie wollen doch sicher nicht, dass wir das hier im Treppenhaus bereden.«
    Der Mann zögerte, dann sagte er: »Ich würde mir gern etwas anziehen.«
    Anna machte eine einladende Geste. »Bitte.«
    Ein dunkler Flur. Dominik folgte dem Mann in das Schlafzimmer. Sax warf den Pyjama aufs Bett. Ein blasser, unbehaarter Körper, leichtes Übergewicht. Er wühlte in einem Haufen Klamotten, der sich auf einem Klappstuhl türmte, und zog sich rasch an. Unterwäsche, Jeans, ein bequemes Kapuzenshirt.
    Dominik fiel die Täterbeschreibung ein, die von dem Taxifahrer stammte, der Paula Busch zum Aachener Platz kutschiert hatte: Auch ihr Mörder hatte so ein Ding mit Kapuze getragen.
    Sax trat auf den Flur und sprach Anna an: »Sie suchen vermutlich meinen Bruder.«
    Dominik und Anna wechselten einen Blick. »Sind Sie nicht Jürgen Sax?«
    »Nein, mein Name ist Joachim.«
    »Aber ein Jürgen Sax ist hier gemeldet.«
    Der Mann zeigte auf eine Tür. »Das ist sein Zimmer.«
    »Ist er da?«
    »Nein.«
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir uns den Raum anschauen?«
    Sax zuckte mit den Schultern.
    Dominik ging hinein, ein kleines, mit Regalen vollgestelltes Arbeitszimmer, fast höher als breit. Der Monitor auf dem Tisch war noch ein Bildröhrengerät. Das Fenster stand auf. In einem Regalfach entdeckte Dominik Festplatten und einen Kasten voller USB-Sticks. Womöglich war darauf weiterer Schund gespeichert.
    Dominik fiel auf, dass es in dem Raum keine Schlafstätte gab.
    Ein Luftzug wehte Zeitungsseiten über den Tisch. Dominik erkannte das Foto des ausgebrannten VW-Polo auf dem Parkplatz im Nordpark – der Aufmacher des Lokalteils von gestern. Jede Faser in Dominik spannte sich an.
    »Herr Sax?«
    Im Flur ein unterdrückter Schrei.
    Dominik riss den Klettverschluss seines Holsters auf und zog die Waffe. Sein Herzschlag trommelte. Ein Teil seiner Gedanken war jetzt in Nellys Laden vor drei Jahren. Er rannte los und stieß auf Anna, die an der Wand lehnte und sich den Hals hielt. Sie japste nach Luft.
    Die Wohnungstür stand offen.
    Dominik stürmte die Treppe hinunter, jeweils zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Auf der Straße wurde der Motor eines Audi angelassen, mokkabraun, edles Modell. Sax am Steuer. Die Gangschaltung krachte.
    Dominik spurtete, bekam den Türgriff an der Beifahrerseite zu fassen, doch Sax gab Gas und der Audi schoss auf die Fahrbahn, einem Lkw die Vorfahrt raubend, der mit kreischenden Bremsen und dröhnender Drucklufthupe zum Stehen kam.
    Sax kam nicht weit. Ein Radfahrer zwang ihn,

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