Schwarzer Sonntag
Bootshaus am Toms River.
Kabakov hatte das Foto von Fasil und das Phantombild von der Frau in einer zugeschweißten Plastikhülle in seinem Beutel. Er nahm die Fotos heraus. Sapp schüttelte bei beiden Bildern den Kopf.
»Wenn Sie immer noch glauben, daß ich mit dem Boot rausgefahren bin, dann kann ich Ihnen ein Alibi für den betreffenden Tag geben. Ich war in Asbury Park beim Zahnarzt. Ich habe eine Rechnung.«
»Das glaube ich Ihnen gern«, sagte Kabakov. »Wie lange haben Sie das Boot schon?«
»Schon lange. Acht Jahre.«
»Irgendwelche Vorbesitzer?«
»Ich habe es selbst bauen lassen.«
»Wie haben Sie die Kaution zurückgegeben?«
»Ich habe sie wieder in denselben Korb getan und den Korb im Kofferraum meines Autos gelassen. Es stand vor einem Supermarkt. Den Schlüssel zum Kofferraum habe ich unter die Bodenmatte gelegt. Irgend jemand hat das Geld abgeholt.«
Auf der Küstenkarte von New Jersey, die Kabakov in Sapps Kartenschap gefunden hatte, war der Kurs zum Treffpunkt mit einer sauberen schwarzen Linie eingezeichnet. Daneben waren die Abfahrtszeit und verschiedene Fahrzeitkontrollen notiert. Außerdem waren die Standlinien für zwei Standortbestimmungen durch Funkpeilung eingetragen. Drei Standlinien für jede Ortsbestimmung.
Kabakov hielt die Karte unter die Lampe, so daß Sapp sie sehen konnte. »Haben Sie diese Karte markiert?«
»Nein. Ich wußte nicht, daß sie auf dem Boot ist, sonst hätte ich sie natürlich beseitigt.«
Kabakov nahm eine andere Karte aus dem Kartenschap, eine Karte von Florida. »Haben Sie hier den Kurs eingezeichnet?«
»Ja.«
Er verglich die beiden Karten. Sapps Handschrift war anders. Er hatte nur zwei Standlinien für eine Ortsbestimmung benutzt. Sapp hatte die Zeiten in amerikanischer Ostzeit notiert. Auf der Küstenkarte von New Jersey war als Zeitpunkt für das Treffen mit der Leticia 21 Uhr 15 angegeben. Das irritierte Kabakov. Er wußte, daß die Küstenwache das Schnellboot um 17 Uhr ostamerikanischer Zeit in der Nähe des Frachters ausgemacht hatte. Und das Boot mußte sich schon einige Minuten dort aufgehalten haben, um den Plastiksprengstoff zu übernehmen. Das Treffen mußte also gegen 16 Uhr 15 oder 16 Uhr 30 stattgefunden haben. Auf der Karte war es jedoch für fünf Stunden später angegeben. Warum? Die Abfahrtszeit vom Toms River und die Fahrzeitkontrollen waren ebenfalls um rund fünf Stunden später angegeben, als sie tatsächlich erfolgt sein mußten. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Und dann ging es ihm auf der Mann, den er, Kabakov, suchte, hatte nicht die amerikanische Ostzeit benutzt, sondern Greenwicher Zeit, die Weltzeit die Pilotenzeit.
»Was für Piloten kennen Sie?« fragte Kabakov. »Profis.«
»Mir fällt kein einziger ein«, sagte Sapp.
»Denken Sie gut nach.«
»Ich kenne da einen Burschen auf Jamaika mit einer Verkehrspilotenlizenz. Aber der sitzt dort im Knast, seit das FBI einmal seinen Frachtraum gefilzt hat. Er ist der einzige Berufspilot, den ich kenne. Bestimmt.«
»Sie kennen keine Piloten, Sie wissen nicht, wer das Boot gemietet hat. Das ist sehr wenig, Mr. Sapp.«
»Es stimmt aber. Mir fällt kein einziger anderer Pilot ein. Sehen Sie, Sie können mich hier fertigmachen, Sie werden es wahrscheinlich tun, aber ich weiß trotzdem nichts.«
Kabakov überlegte, ob er Sapp foltern sollte. Bei der Vorstellung wurde ihm fast übel, aber er hätte es getan, wenn er geglaubt hätte, daß sich das Ergebnis lohnen würde. Aber nein, Sapp war keine Hauptfigur in diesem Spiel. Angesichts der ihm drohenden Strafverfolgung und aus Angst vor der Anklage wegen Beihilfe zu einem größeren Massaker, das möglicherweise mit dem Sprengstoff verübt wurde, würde er sich bemühen, zu helfen. Er würde versuchen, sich an die kleinsten Einzelheiten zu erinnern, die einen Hinweis auf den Mann geben konnten, der das Boot gemietet hatte. Es war besser, ihm jetzt nicht zu sehr zuzusetzen.
Also mußte man Sapp zunächst intensiv über seine Aktivitäten und Verbindungsmänner verhören und die Karte gründlich im Labor untersuchen. Und für diese Dinge war das FBI besser ausgerüstet. Kabakov hatte einen langen Weg zurückgelegt und nur sehr wenig erreicht.
Von einer Telefonzelle auf dem Bootssteg rief er Corley an.
Sapp hatte Kabakov nicht bewußt belegen, aber er irrte sich, als er gesagt hatte, er kenne sonst keine Berufspiloten. Es war eine verständliche Erinnerungslücke - es war Jahre her, seit er Michael Lander zuletzt gesehen oder an den
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