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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Schlußfolgerungen gründen sich allein darauf, daß dieser Ali zufällig eine Nummer der Sports Illustrated besaß. Und es steht noch nicht einmal fest, ob dieser Ali mit dem geplanten Anschlag überhaupt etwas zu tun hatte.« Baker blinzelte durchs Fenster in den grauen Nachmittag von Washington, als könnte er dort die Antwort finden.
Vor Baker auf dem Tisch lag der Bericht 302 von Corley, der die ersten, noch sehr allgemeinen Informationen über den Fall enthielt. Kabakov fragte sich, warum man ihn hergebeten hatte, doch dann wurde es ihm schließlich klar: Baker, von Beruf aus mißtrauisch, wollte sich Kabakov ansehen. Er wollte sehen, wie sein Polizisteninstinkt auf diesen Mann reagierte. Kabakov erkannte in Bakers Gesicht einen Zug von Starrsinn. Er weiß, daß er etwas unternehmen muß, dachte er, aber er will sich mit mir darüber streiten. Er will sich nicht reinreden lassen, aber er möchte sich doch alles anhören. Jetzt ist er am Zuge. Soll er doch in seinem eigenen Saft schmoren. Er ist dran. »Ich danke Ihnen, daß Sie Zeit für mich hatten«, sagte Kabakov und stand auf.
»Einen Augenblick noch bitte, Major Kabakov, wenn es Ihnen recht ist. Sie haben Erfahrung in diesen Sachen - wie, meinen Sie, wird man vorgehen? Wird man den Sprengstoff im Stadion verstecken und drohen, die Tribünen zu sprengen, wenn nicht bestimmte Forderungen erfüllt werden? Freilassung von Sirhan Sirhan zum Beispiel, die Einstellung der Militärhilfe für Israel oder irgend etwas dieser Art?«
»Wahrscheinlich werden sie überhaupt nichts fordern, sondern das Stadion einfach in die Luft jagen und sich hinterher damit brüsten.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Die Vereinigten Staaten haben den Palästinensern nichts zu bieten. Fast alle der an Flugzeugentführungen beteiligten Terroristen sind wieder auf freiem Fuß. Die in München festgenommenen sind kurz darauf ausgetauscht worden gegen ein entführtes Flugzeug. Lelia Khaled ist auf die gleiche Weise freigekommen. Die Regierung des Sudan hat die Terroristen, die Ihre Diplomaten in Khartum ermordet haben, den eigenen Leuten übergeben. Sie sind allesamt frei, Mr. Baker.
Und was die Militärhilfe für Israel angeht, so könnten da zwar Versprechungen gemacht, aber keine Garantien gegeben werden. Man würde wohl auch keinerlei Zusagen machen, und falls welche gemacht würden, dann würde man sie als erzwungen und daher ungültig betrachten. Im übrigen kann man Geiseln nur benutzen, wenn man sie in der Hand hat. In einem Stadion ist das nicht möglich. Es würde zu einer Panik kommen, die Menge würde die Ausgänge stürmen und ein paar Tausende zu Tode trampeln. O nein. Sie werden das Stadion schlicht in die Luft sprengen.«
»Und wie?«
»Das weiß ich nicht. Mit einer halben Tonne Plastiksprengstoff könnten sie die Tribünen auf beiden Seiten zum Einsturz bringen, aber dazu müßten sie an mehreren Stellen Ladungen anbringen und sie gleichzeitig zünden. Und das wäre nicht einfach. Fasil ist kein Anfänger. Man könnte die Ladungen auch nicht aus der Ferne durch Funksignal zünden, weil bei einer solchen Veranstaltung auf allen möglichen Frequenzen gesendet wird. Und das Risiko der Entdeckung erhöht sich mit jeder weiteren Stelle, an der man eine Ladung versteckt.«
»Das Stadion könnten wir absuchen lassen«, sagte Corley. »Es ist zwar eine Schinderei, aber machen können wir das.«
»Ich nehme an, der Secret Service wird das selber machen«, meinte Baker, »aber man wird wohl Leute von uns dafür anfordern.«
»Ferner können wir das gesamte Personal überprüfen, das mit dem Spiel irgendwie zu tun hat. Wir können uns die fliegenden Händler, die Würstchen und kalte Getränke verkaufen, vornehmen, und wir können verbieten, daß Pakete ins Stadion mitgenommen werden«, fuhr Corley fort. »Wir können Hunde und elektronische Schnüffler einsetzen. Und es ist auch noch Zeit genug, die Hunde auf das Stück Plastiksprengstoff abzurichten, das von dem Schiff stammt.«
»Und wie steht es mit der Überwachung des Luftraums?« fragte Kabakov.
»Ah«, sagte der FBI-Direktor, »Sie denken natürlich an die Sache mit dem Piloten und der Seekarte. Man könnte alle privaten Starts und Landungen in New Orleans für die Dauer des Spiels untersagen. Wir stimmen das noch mit der Luftfahrtbehörde ab. Ich bestelle heute nachmittag die betreffenden Herren her. Danach werden wir mehr wissen.«
Das bezweifle ich, dachte Kabakov.

21
    Das ewige Geräusch der Schritte des Gefangenen fiel

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