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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Kissen zurück.
»Moschevsky, rufen Sie Rachel Bauman an«, sagte er.
Bauman, Rachel, Dr. med., stand unter der Rubrik Ärzte im New Yorker Telefonbuch. Moschevsky wählte die Nummer mit seinem kleinen Finger, dem einzigen, der in die Löcher der Wählscheibe paßte, und bekam den Auftragsdienst. Dr. Bauman sei drei Tage verreist.
Er fand »Bauman, R.« im Teilnehmerverzeichnis von Manhattan. Dieselbe Dame vom Auftragsdienst nahm ab. Ja, sagte sie, vielleicht werde Dr. Bauman abfragen, aber sie sei nicht sicher. Moschevsky fragte sie, ob sie eine Nummer habe, unter der Dr. Bauman zu erreichen sei? Ja, aber die dürfe sie leider nicht sagen.
Moschevsky ging hinaus und bat einen der FBI-Beamten, mit dem Auftragsdienst zu sprechen. Sie warteten, bis der Auftragsdienst seine Angaben überprüft hatte und zurückrief.
»Dr. Bauman ist in den Pocono-Bergen, in der Mt. Murray Lodge«, sagte der Beamte schließlich. »Sie hat dem Auftragsdienst gesagt, sie werde später noch einmal anrufen und die Zimmernummer mitteilen. Das war gestern. Bis jetzt hat sie noch nicht angerufen. Da sie die Zimmernummer doch durchsagen wollte, hat sie vermutlich an der Hotelrezeption ihren Namen nicht angegeben.«
»Ja, ja«, krächzte Kabakov.
»Hat bestimmt einen Kerl dabei.« Der Mann konnte seinen Mund nicht halten.
Nun, dachte Kabakov, was kann man auch schon erwarten, wenn man jemanden sieben Jahre lang nicht anruft? »Wieweit ist das von hier entfernt?«
»Ungefähr drei Autostunden.«
»Moschevsky, holen Sie sie her.«
    Hundert Kilometer vom Krankenhaus entfernt, in Lakehurst, New Jersey, drehte Michael Lander an den Knöpfen seines Fernsehapparats. Das Bild war wie üblich ausgezeichnet- Landers Geräte arbeiteten alle einwandfrei -, aber er war trotzdem nie zufrieden. Dahlia und Fasil ließen sich ihre Ungeduld nicht anmerken. Die Achtzehn-Uhr-Nachrichten liefen schon eine ganze Weile, als Lander den Apparat endlich in Ruhe ließ.
    »Heute morgen forderte eine Explosion in Brooklyn das Leben des Importkaufmanns Benjamin Muzi. Ein zweiter Mann wurde schwer verletzt«, sagte der Sprecher. »Sie hören Frank Frizzell mit einem Sonderbericht vom Schauplatz des Geschehens.«
    Der Sprecher starrte einen Augenblick verlegen in die Kamera, ehe der Film eingeblendet wurde. Und da stand Frank Frizzell in einem Gewirr von Feuerwehrschläuchen auf dem Gehsteig vor Muzis Haus.
    » ... drückte die Küchenwand heraus und verursachte kleinere Schäden am Nachbarhaus. 35 Feuerwehrmänner mit sechs Löschzügen brauchten über eine halbe Stunde, bis sie das Feuer unter Kontrolle hatten. Sechs Feuerwehrmänner mußten wegen leichter Rauchvergiftungen behandelt werden.«
    Das nächste Bild zeigte die Hausseite mit dem klaffenden Loch. Lander beugte sich aufmerksam vor und versuchte die Stärke der Explosion abzuschätzen. Fasil starrte wie hypnotisiert auf den Fernsehschirm.
    Die Feuerwehrmänner rollten ihre Schläuche ein. Das Fernsehteam war offensichtlich erst eingetroffen, als der Einsatz schon fast beendet war. Jetzt kamen Aufnahmen von der Auffahrt vor dem Krankenhaus. Irgendein intelligenter Fernsehredakteur, der gewußt hatte, daß alle Unfallopfer aus dem 76. Bezirk in das Long Island College Hospital eingeliefert werden, mußte sofort nach dem Alarm ein Kamerateam zum Krankenhaus geschickt haben. Das Team war kurz vor dem Krankenwagen dort eingetroffen. Da war der Wagen. Die Träger zogen gerade die Bahre heraus. Die Rollenfüße klappten aus. Zwei der Männer schoben die Bahre, und ein dritter ging nebenher und hielt die Tropfflasche hoch. Das Bild wackelte, offenbar hatten neugierige Zuschauer den Kameramann angerempelt. Jetzt schwankte das Bild auf und ab, weil der Kameramann neben der Bahre herlief. Eine Pause. Die Männer mit der Bahre hatten die Rampe vor der Notaufnahme erreicht. Eine Nahaufnahme von dem rauchgeschwärzten Gesicht. »David Kabov, Adresse unbekannt, liegt noch im Long Island College Hospital. Sein Zustand wird als ›sehr ernst‹ bezeichnet.«
    »Kabakov!« schrie Fasil. Er verzog den Mund und stieß auf arabisch eine Reihe von schmutzigen Flüchen aus. Jetzt sprach auch Dahlia Arabisch. Sie war kreidebleich geworden. Sie erinnerte sich an das Zimmer in Beirut, an die schwarze Mündung der Maschinenpistole, die sich vor ihr hin und her bewegte, an Nadscheer, der wie ein schlaffer Sack an der blutbespritzten Wand gelegen hatte.
    »Sprecht Englisch.« Lander mußte es zweimal sagen, ehe Fasil und Dahlia reagierten. »Wer

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