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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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schnell diese Prozedur von einem erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden konnte. Er brauchte dafür genau vier Minuten. Es folgte eine Diskussion über weibliche Sterilisation. Brandt behauptete, daß auch hier ein chirurgischer Eingriff die wirksamste Methode sei. Er behauptete, daß Clauberg niemals wieder die Bedeutung erlangen würde, die er vor dem Krieg gehabt habe. Brandt plant, morgen früh sechs Frauen zu sterilisieren, um seine Behauptung zu beweisen, noch vor dem angesetzten Test der Aerosolversion von Sarin IV...
    Der Schock über diesen Eintrag hatte nur so lange angehalten, bis McConnell die erste ausführliche Beschreibung eines von Dr. Brandts sogenannten >Forschungsprojekten< las. Diese Passage allein hätte genügt, um den Nazistaat bis in alle Ewigkeit zu verdammen.
    6.8.43. Vor acht Tagen hat Brandt vorsätzlich vier Jungen und vier Mädchen mit dem sich rasch entwickelnden Gruppe I Meningococcus Bacterium infiziert. (Durch
    Tröpfchenübertragung; die Tropfen wurden von lebenden Trägern geliefert, die in der Isolationskammer gefangengehalten wurden.) Greta Müller und ich wurden abwechselnd für Zwölf Stunden-Schichten auf der Experimentalstation eingeteilt, bis die Studie angelaufen war. Das ist meine erste Gelegenheit
    aufzuschreiben, was geschehen ist.
    Unsere Funktionen waren a: den Ausbruch der Symptome zu melden, b: Blutproben zu nehmen und Zählungen von weißen Blutkörperchen durchzuführen, c: Sulfadiazin und auch Dr. Brandts eigene Formel zu injizieren, d: Flüssigkeiten zu verabreichen, um Dehydration zu verhindern, e: über die Entwicklung jedes Patienten Buch zuführen, bis zur Heilung oder zum Tod. Der jüngste Patient war ein sechs Monate altes Mädchen und der älteste ein fünf Jahre alter Junge. Das Durchschnittsalter betrug dreieinhalb Jahre.
    Am vierten Tag nach der Infektion wurde der Meningococcus im Blut aller Patienten nachgewiesen. Die meisten hatten zu dieser Zeit bereits die charakteristischen Ausschläge. Brandt ordnete orale Vergabe von Sulfadiazin bei zwei Patienten an, und gleichzeitige Vergabe seiner geheimen Mixtur an die beiden anderen. Die restlichen vier Patienten, einschließlich des weiblichen Säuglings, bestimmte er als Kontrollgruppe.
    Diese Gruppe entwickelte rasch weitere Symptome: unregelmäßiges Fieber, Hypersensibilität, erhöhter Puls und Atemnot. Die meisten rollten sich in der charakteristischen Position zusammen und schrien, wenn man sie störte. Alle vier bekamen heftigen Ausschlag, und bei dreien war er blutig. Die Zahl der weißen Blutkörperchen lag bei allen zwischen 16 500 und 17 500.
    Der erste Todesfall in der Kontrollgruppe (ein vierjähriges Mädchen) wurde durch eine starke Blutvergiftung verursacht. 80 Prozent des Körpers waren mit blutigem Ausschlag bedeckt. Dr. Rauch führte die übliche Obduktion durch.
    Das Kleinkind in der Kontrollgruppe bildete aufgrund der massiven Infektion schnell eine extrem gewölbte Fontanelle aus. Es hatte Krämpfe, einen niedrigen Puls und Atemnot. Der Tod trat sechs Tage nach der ursprünglichen Infektion ein.
    Die beiden Patienten, denen Sulfadiazine gegeben wurden, erlebten innerhalb von 48 Stunden eine deutliche Verbesserung. Diejenigen, denen Brandts Mittel eingegeben worden war, erholten sich langsamer. Die Kontrollgruppe fiel rasch ins nächste Stadium der Krankheit. Die Bakterien verschwanden aus ihren Blutbahnen und setzten sich in der Hirnhaut fest. Die Patienten erbrachen und erlitten die bekannten Kopfschmerzen, die durch den erhöhten Druck der Gehirnflüssigkeit erzeugt wurden. Außerdem litten sie unter Verstopfung, konnten nicht urinieren und hatten einen steifen Nacken, weil die Nervenwurzeln angegriffen worden waren. Bei zwei kleineren Kindern bogen sich Rückgrat und Nacken zu den charakteristischen >Bögen< zurück. Keiner konnte sein Kinn bewegen.
    Der dritte Todesfall der Kontrollgruppe (ein dreijähriger Junge) starb unter großen Qualen in Gretas Schicht. Ich hatte es geschafft, ihm am Morgen wenigstens einige Aspirin einzuflößen, wenn ich ihm auch sonst nicht helfen konnte. Brandts Obduktion ergab als Todesursache einen inneren Hydrozephalus. Die Blutgefäße im Gehirn waren erweitert, und die Gehirnwindungen waren durch den Druck einer zähen, eitrigen Flüssigkeit geglättet. Es gab auch eine Beeinflussung des Sehnervs: Beim Eintritt des Todes war der Patient auf einem Auge blind. Der Eiter war bis in den Wirbelsäulenkanal vorgedrungen.
    Während des Experiments

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