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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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offiziellen SD-Angelegenheit zu tun hatten, aber er gab sich alle Mühe. Stern trug Hannah in die Kabine und legte sie in eine Koje. McConnell und Anna setzten sich ihr gegenüber auf die Bank.
    »Ich bin auf der Brücke«, sagte Stern. Er drückte Annas unversehrten Arm. »Wir haben es fast geschafft.«
    Der Bootsmann stand hinter dem Steuerrad.
    »Wieviel Treibstoff haben wir, Bootsmann?«
    »Die Tanks sind voll, Sturmbannführer. Und es ist noch ein Kanister im Laderaum.«
    »Reicht das für eine Überfahrt nach Schweden?«
    »Schweden!« In dem Bootsmann kämpfte die Furcht vor dem SD mit seiner Angst, wegen Landesverrats angeklagt zu werden, um die Vorherrschaft. »Sturmbannführer, wenn Ihre Angelegenheit so wichtig ist, dann wird Kapitänleutnant Leber Sie sicher gern übersetzen. Ich rufe ihn. Ich weiß genau, wo er ist.«
    »Da bin ich sicher.« Stern ließ die Motoren des Schnellbootes aufheulen. Er winkte den Bootsmann näher zu sich heran.
    »Bootsmann«, sagte er leise. »Was ich Ihnen jetzt sage, werden Sie nicht wiederholen, sonst blüht Ihnen die Todesstrafe. Die Frau und das Kind, die sie gerade gesehen haben, sind die Geliebte und das Kind von Reichsführer Himmler. Ich bin ihr Leibwächter. Vor zwei Stunden sind sie fast von Offizieren gekidnappt worden, die dem Führer untreu geworden sind. Wir haben gerade noch unser Leben retten können. Reichsführer Himmler hat mich persönlich instruiert, sie bis zum Morgengrauen nach Schweden zu schaffen. Also ... Habe ich genug Kraftstoff?«
    Der Bootsmann nickte schicksalsergeben.
    »Wie weit ist es noch bis zum offenen Meer?«
    »Sechs Kilometer.«
    »Mehr brauche ich nicht, Bootsmann. Gehen Sie wieder auf Ihren Posten.«
    Feldwebel Voss kletterte ohne ein Wort zu sagen von Bord. Als er den Steg hinaufrannte, hörte er das Dröhnen der Zwillingsmotoren, während Stern nach Norden durch den nachtschwarzen Kanal fuhr, der durch die Eisschollen in die Ostsee führte. Sobald er in seiner Hütte war, griff der Bootsmann zum Telefon, el gte dann jedoch die Hand in den Schoß. Sterns Skandalgeschichte genügte, um ihn einige Minuten lang aufzuhalten; doch am Ende riß er den Hörer hoch und rief ein gewisses, wohlbekanntes Haus in Dierhagen an, um den Kapitänleutnant der Kriegsmarine darüber zu informieren, daß ein Hurensohn vom Sicherheitsdienst sein Patrouillenboot geklaut hatte, um damit nach Schweden zu fliehen.
    Nachdem eine Stunde und 20 Minuten im E-Block verstrichen waren, wurde Avram Stern allmählich klar, daß die Frauen und Kinder es nicht mehr aushallen konnten. Es gab kein Licht. Die Kinder, die auf den Schultern der Mütter und Frauen hockten, blockierten alle vier Bullaugen. Die Hitze war erdrückend, fast unerträglich, und einige Frauen waren bereits ohnmächtig geworden. Aber sie konnten nicht einmal umfallen. Der Lärm war unbeschreiblich. Die unablässigen Schreie und das Wehklagen hysterischer Frauen und Kinder malträtierten die Trommelfelle des Schuhmachers und beschworen auch in ihm das Gespenst der Panik herauf. Er hatte dutzendemal geschrien, daß sie doch endlich Ruhe halten sollten, aber es nützte nichts.
    Avram spürte, wie eine ohnmächtige Frau gegen ihn sackte. Das Kind, das auf ihren Schultern gesessen hatte, kippte auf die andere Seite in die wogende, kämpfende Masse. Avram versuchte, tief und ruhig zu atmen, doch die Luft, die in seine Lungen drang, brannte wie Säure. Er nahm dem Jungen die Maschinenpistole ab, die Jonas ihm gegeben hatte, und kletterte einfach über die Köpfe der Frauen hinweg zum Fenster. Fingernägel rissen ihm Gesicht und Hals auf, doch er schlug zurück und kämpfte sich durch. Er kannte dieses Fenster. Es war das Fenster, von dem aus Heinrich Himmler das Ergebnis der letzten Vergasung beobachtet hatte.
    Avram wurde für seine Mühen mit dem Schimmern des Mondes belohnt.
    Als er das Fenster endlich erreichte, mußte er das Verlangen unterdrücken, es sofort herauszuschießen. Ganz gleich, wie schlimm die Dinge auch in der Gaskammer stehen mochten, draußen könnte der Tod ihnen auflauern. Avram preßte das Gesicht an die Doppelverglasung. Leichen lagen auf der Gasse, als wären sie von einem Pestkarren heruntergefallen. Ihm wurde übel. Avram wußte, daß er jedes Gesicht in dieser Gasse erkennen würde. Was hatte Jonas getan? Und warum? Wo lag der Nutzen? Während er noch auf die höllische Szene starrte, bewegte sich langsam etwas in sein Gesichtsfeld.
    Ein Hund.
    Es war keiner von Sturms

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