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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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feuernd. Schörner rannte in den Rücken des Mannes vor ihm und verlor das Gleichgewicht. Wütend stand er wieder auf und schob den Mann nach vorn; doch der wollte nicht. Dann sah Schörner auch, warum: Kaum 30 Meter vor ihnen wanden sich zwei Soldaten auf dem Boden Schörners Fünf-MannGiftgasmeldeschirm war auf drei Mann reduziert, dazu stand der rechte Flügelmann jetzt neben Schörner, weil die Abteilung immer weiter zum Fluß hinuntergegangen war. Er sah sich um. Der hintere Wachtposten stand noch auf den Beinen.
    »Hier stehenbleiben und feuern, was das Zeug hält!«
    Stern duckte sich tief ins Steuerhaus und versuchte, die schwere Fähre zu lenken, ohne aufrecht in dem Glaskasten zu stehen, der den oberen Teil der Kabine umgab. Drei Seiten waren bereits von Kugeln zerschmettert worden.
    Anna und McConnell hockten hinter dem Mercedes am Ende des Decks. Es gab keine Reling, und da Stern mit voller Kraft fuhr und das Boot ständig bockte, wenn es das Eis zerschmetterte, bestand die Gefahr, über Bord zu gehen. Anna bat McConnell, das kleine Mädchen vom Rücksitz zu holen, aber er fand, daß es dort sicherer war.
    Anna glaubte das nicht. Sie benutzte den Türgriff, um sich ein Stück hochzuziehen, bis sie schließlich hockte und öffnete die Tür.
    Die Innenraumbeleuchtung sprang an.
    Eine Sekunde später zerschmetterte eine Gewehrkugel das gegenüberliegende Fenster und bohrte sich durch Annas rechte Schulter.
    McConnell sah nur, wie sie nach hinten geschleudert wurde; dann war sie verschwunden. Er schrie Stern zu anzuhalten, schloß die Wagentür und sprang hinter ihr her in die wogenden Wellen.
    »Wir haben den Fahrer getroffen!« schrie Schörner, als er sah, wie die Fähre langsamer wurde, die bereits dreiviertel der Strecke zum anderen Ufer zurückgelegt hatte. »Macht sie fertig!«
    Indem das Gewehrfeuer schwächer wurde, hörte Schörner einen erstickten Schrei hinter sich. Er wirbelte herum. Der Mann, den er als Melder hinter sich postiert hatte, schien zu versuchen, mit der linken Hand sein Gesicht zu packen. Dann beugte er sich plötzlich nach vorne, erbrach sich, zuckte zurück und feuerte unkontrolliert mit der Maschinenpistole in den Himmel. Schörner sah entsetzt zu, wie der Mann rücklings in den Schnee fiel und sich nicht mehr rührte. Der widerliche Geruch von Kot und Urin stieg ihm in die Nase.
    Der Gestank des Todes.
    Schörner hielt den Atem an und feuerte weiter auf die Fähre.
    McConnell kämpfte sich zu Anna durch, immer die Gasmaske vor Augen, die auf den Wellen tanzte. Die Strömung trieb Anna auf das weiße Eis zu, das den Rest des Flusses bedeckte. Wenn sie darunter rutschte, war sie verloren. Seine Arme waren plötzlich schwer wie Blei. Selbst in dem dicken Anzug war das Wasser eiskalt, und seine schweren Gummistiefel zogen ihn hinunter. Er streckte die behandschuhte Hand aus und ...
    Zwei Finger hakten sich in Annas ledernen Harnisch ein. McConnell sah zurück. Die Fähre war schon 20 Meter weit entfernt. Er packte Annas Harnisch, so fest er konnte, und begann zurückzuschwimmen.
    McConnell wußte, daß er die Fähre niemals aus eigener Kraft erreichen würde. Irgendwann hatte er seinen Gasanzug eingerissen. Die Beine füllten sich allmählich mit Wasser und zogen ihn auf den Grund des Flusses. Nur der Auftrieb ihrer Sauerstoffflaschen verhinderte, daß er und Anna wie Felsbrocken untergingen. McConnell hatte das Schwimmen tatsächlich schon aufgegeben, als er sah, wie die Fähre sich langsam rückwärts auf sie zu bewegte.
    Wolfgang Schörner hatte keine wirkliche Angst mehr empfunden, seit sie sich aus Kursk zurückgezogen hatten. Aber als er sah, wie zwei der drei Soldaten vor ihm krampfhaft zu zucken begannen, brach ihm am ganzen Körper der Schweiß aus. Atmete er das Gas schon ein? Drang es in seine Haut ein, während er hier auf dem Boden kniete? Mit einem letzten wütenden und mutigen Schrei sprang er auf und stürmte über das Flußufer auf den Pier.
    McConnell schob seinen rechten Arm durch einen halb im Wasser versunkenen Reifen an der Seite der Fähre und zog Anna dichter zu sich heran. »Los! Los!« schrie er und schnappte nach Luft. »Ich habe sie! Los!«
    Stern schob die Drosselklappen ganz nach vorn. Die beiden Schrauben der Fähre hoben den Bug geradezu aus dem Wasser, als sie die letzten paar Meter zum gegenüberliegenden Ufer zurücklegte und dabei das Eis zertrümmerte. Stern sah zum Pier am anderen Ufer zurück. Grelles Mündungsfeuer flammte auf und schickte

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