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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Beschreibungen der Männer bei Avery«, sagte sie.
    Das tat er.
    »Männliche Weiße«, begann Hanlon. »Nummer eins und zwei in Anzügen, abgetragen und zerknittert. Weiße Hemden. Beide Anfang Dreißig. Einer rothaarig, untersetzt, einssiebzig, neunzig Kilo. Der andere dunkelbraunes Haar, schlanker. Ich weiß nicht, ich würde sagen, die Typen sind Cops.«
    »Heckle und Jeckle?« sagte Eleanor.
    »Lewis und Clarke. Sie müssen es sein.«
    »Was machen die da drinnen?«
    Bosch wußte es nicht. Wish nahm ihm das Mikro weg.
    »First?«
    Das Funkgerät klickte.
    »Begründeter Verdacht, daß die beiden Subjekte in Anzügen Polizeibeamte der Stadt Los Angeles sind. Bitte warten.«
    »Da kommen sie«, sagte Bosch, als drei Gestalten in den hell erleuchteten Tresorraum traten. Er öffnete das Handschuhfach und holte ein Fernglas heraus.
    »Was machen sie?« fragte Wish, als er hindurchsah.
    »Avery steht an der Tastatur neben dem Tresor. Ich glaube, er schließt das verdammte Ding auf.«
    Durch das Fernglas sah Bosch, wie Avery von der Tastatur zurücktrat und das Chromrad an der Tresortür betätigte. Er beobachtete, daß Lewis sich ein Stück weit umdrehte und zum Parkhaus auf der anderen Straßenseite herübersah. War da der Anflug eines Lächelns? Bosch meinte, es zu erkennen. Dann beobachtete er durch das Fernglas, wie Lewis seine Waffe aus dem Holster unter seinem Arm zog. Clarke tat dasselbe, und Avery begann am Rad zu drehen, der Kapitän am Ruder der Titanic.
    »Die blöden Hunde machen ihn auf!«
    Bosch sprang aus dem Wagen und rannte die Rampe hinunter. Er zog seine Waffe, sah eine Lücke im Verkehr und stürmte über die Straße, Wish nur kurz hinter ihm.
    Bosch hatte noch fünfundzwanzig Meter vor sich und wußte, er würde zu spät kommen. Schon drehte Avery nicht mehr am Rad, und Bosch konnte sehen, daß er mit aller Kraft daran zog. Langsam begann die Tür sich zu öffnen. Bosch hörte Eleanors Stimme hinter sich.
    »Nein!« schrie sie. »Avery, nein!«
    Aber Bosch wußte, daß der Tresorraum durch die Doppelverglasung schalldicht war. Avery konnte sie nicht hören, und Lewis und Clarke wollten nicht hören, selbst wenn sie es gekonnt hätten.
    Was sich abspielte, wirkte auf Bosch wie ein Film. Ein alter Stummfilm. Die sich langsam öffnende Tresortür gab immer mehr von der Finsternis im Inneren preis, verlieh dem Bild etwas Unwirkliches, fast wie unter Wasser, etwas Unabwendbares in Zeitlupe. Bosch war zumute, als befinde er sich auf einem Rollband, das sich in die falsche Richtung bewegte, so als trete er auf der Stelle. Er behielt die Tresortür im Blick. Der schwarze Spalt wurde immer breiter. Dann trat Lewis vor die Tresortür. Beinahe augenblicklich wurde er von einer unsichtbaren Macht nach hinten geschleudert. Seine Hände flogen in die Luft, seine Waffe flog an die Decke und fiel dann lautlos zu Boden. Beim Rückwärtstaumeln rissen Rücken und Kopf auf, Blut und Hirn spritzten über die Glaswand hinter ihm. Bosch konnte sehen, wie eine Mündung im Dunkel aufblitzte. Und als dann die Kugeln lautlos einschlugen, überzogen Risse wie Spinnweben das Doppelglas. Lewis torkelte in eine gesprungene Scheibe, durchschlug sie und stürzte auf den Gehweg einen Meter unter ihm.
    Der Tresor stand jetzt halb offen, und der Schütze hatte ein freieres Schußfeld. Das Sperrfeuer des Maschinengewehrs traf jetzt Clarke, der ungeschützt, mit offenem Mund dastand. Bosch konnte die Schüsse jetzt hören. Er sah, wie Clarke versuchte, aus der Schußlinie zu springen. Aber es war den Aufwand nicht wert. Auch er wurde von der Wucht einschlagender Kugeln nach hinten geschleudert. Er stieß mit Avery zusammen, und beide Männer stürzten übereinander auf den polierten Marmorboden.
    Die Schüsse aus dem Tresor hörten auf.
    Bosch sprang durch das Loch, wo die Glaswand gewesen war, und rutschte auf dem Bauch über Marmor und Glasstaub. Dabei spähte er in den Tresor und sah gerade noch, wie ein Mann im Boden verschwand. Die Bewegung wirbelte Betonstaub und Qualm auf, der im Tresor hing. Wie ein Magier verschwand der Mann im Staub. Dann trat ein zweiter Mann aus dem Dunkel an die Tür. Er wich zum Loch im Boden aus und schwang ein M-16-Sturmgewehr zur Deckung. Bosch erkannte Art Franklin, einen der Männer aus der Charlie Company.
    Als sich die schwarze Mündung des M-16 in seine Richtung bewegte, hielt Bosch seine Waffe mit beiden Händen, die Handgelenke auf dem kalten Boden, und feuerte. Franklin feuerte im selben

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